Die meisten Bankkader haben schon Erfahrungen mit dem «Gardening Leave» gemacht. Doch wie geht der bekannteste Private Banker des Landes, Boris Collardi, mit den Zwangsferien um?

Der englische Begriff impliziert schelmisch, was freigestellte Banker mit der plötzlich gewonnenen Freizeit anfangen sollen: im Garten die Rosen schneiden und das Gemüsebeet mullen.

Tatsächlich ist die brancheneigene Gepflogenheit des «Gardening Leave» für die Betroffenen Segen und Fluch zugleich. Zwar erhalten die so beurlaubten Banker noch auf Monate hinaus den vollen Lohn bezahlt – fürs Nichtstun. Das geht indes mit einem meist rüden Abschied einher. Die Kader müssen unmittelbar ihren Badge abgeben und finden sich mit einer «Zügelbanane» auf der Strasse wieder.

«Das erste Mal im Leben Zeit»

Genauso unmittelbar hatte Boris Collardi Ende letzten November sein Chefbüro bei der Bank Julius Bär geräumt. Nur Tage nach der internen Ankündigung seines Wechsels zur Genfer Konkurrentin Pictet legte er im Zürcher Hauptquartier den Schlüssel auf die Matte. Und hinterliess eine verdatterte Bank sowie schockierte Aktionäre, wie finews.ch berichtete.

Seither befindet sich also auch der bekannteste Private Banker der Schweiz im Gardening Leave. Wie hält einer das aus, der in all den Jahren bei Julius Bär nie stillsitzen konnte und zuweilen mit erratischem Management auffiel?

Gegenüber dem TV-Format «CNN Money Switzerland» gab sich Collardi nun ganz entspannt. «Das erste Mal überhaupt in meinem Leben habe ich so viel Zeit», erklärte der 43-Jährige Bankmanager. Das sei «fantastisch».

Keine Minute Langeweile?

Aber eine Umstellung sei es eben schon: Er komme aus einer Umgebung, wo schon am 1. Januar 53 Anlässe für das kommende Jahr in der Agenda stünden. «Plötzlich habe ich keinen Fixpunkt bis am 1. Juni – das ist nicht einfach», gab der Romand zu.

Die plötzliche Leere füllt Collardi nun mit Familienzeit, mit Reisen. Sowie damit, etwas Neues zu lernen. So habe er gerade in London einen Kurs in «Influencer Marketing» besucht, gab er zu Protokoll. Und Nein: Er langweile sich «keine Minute».

Das mag man dem Romand glauben oder nicht. Fest steht, dass er bereits grosse Pläne für die Zeit nach dem 1. Juni wälzt. Pictet hat ihn nicht zuletzt geholt, um das Wachstum in Asien zu beschleunigen. Er werde dort bestimmt sehr viel Zeit verbringen, liess er im Interview durchblicken. Offenbar hat Collardi sich auch schon überlegt, wie er den chinesischen Markt für die Genfer beackern will.

Warten lernen

Noch aus einem anderen Grund könnte die Erfahrung der Zwangsferien für ihn wertvoll sein. Bei Pictet gerät er in ein wesentlich statischeres Setting als bei Julius Bär. Die durchschnittliche Amtsdauer eines Partners dort liegt bei 21 Jahren – und auf einen raschen Aufstieg zum «primus inter pares» innerhalb des Teilhaber-Gremiums ist nicht zu denken.

Diese Rolle dürfte eher im Schosse der Familie Pictet verbleiben. Bis im Sommer kann Collardi also noch etwas lernen: Warten.

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