Wenn sich Banken an die Digitalisierung ihrer Geschäftsmodelle machen, sollten sie sich eine Welt anschauen, die seit Jahren im virtuellen Raum eine riesige Fangemeinschaft unterhält.

Die britische Privatbank Coutts ist nicht als Innovatorin bekannt. Seit über 325 Jahren bedient das Haus in seinen Mahagoni-getäfelten Kundenempfangsräumen ausschliesslich Millionäre, Adlige und Royals. Umso mehr Aufsehen erregte Ende 2017 die Ankündigung von Coutts-CEO Peter Flavel, im Hause eine spezielle Veranstaltung für eine neue Kundengruppe zu planen: junge professionelle Videogamer.

eGamer – auch eSportler genannt – repräsentieren rein äusserlich zwar in keiner Weise die klassische Wealth-Management-Klientel, doch verdienen die meist etwas über 20 Jahre alten professionellen Spieler inzwischen dermassen viel Geld, dass sie auch für eine piekfeine Bank wie Coutts interessant sind. «Menschen erarbeiten sich auf völlig neue Art ihr Vermögen», sagte Flavel. «Darum ist es wichtig, dass wir in der ersten Reihe stehen.»

Tatsächlich verdienen die Sieger von eGaming-Veranstaltungen Millionen, und Zehntausende von Menschen sehen sich diese «Spiele» in Stadien an. Sogar eSport Olympics finden inzwischen statt.

Alles ist ein Spiel

Privatbanken wie Coutts sind derweilen gut beraten, aus der Videogaming-Industrie weiteren Nutzen zu ziehen, wie Ben McNeill vom Think Tank Scorpio Partnership auf «Private Wealth Management» schreibt. Denn insbesondere innovative Fintech-Firmen und Robo-Advisor haben längst entdeckt, dass ein spielerischer Zugang zu digitalen Vermögensverwaltungsangeboten dazu beiträgt, das Engagement der Kunden zu verstärken.

«Gamification» heisst dies im Jargon, was beispielsweise der britische digitale Investmentmanger 7IM mit seiner App «My Future» umgesetzt hat.

7IM

Die Anwendung zur Vermögensplanung ist wie ein Video-Spiel aufgebaut – was auch nicht verwundern darf, hat 7IM dafür doch Experten von Nintendo zur Hilfe gerufen.

Aktienportfolios wie Fussballmannschaften 

Im Spiel erfährt der Kunde anhand verschiedener Szenarien, wieviel Geld er beispielsweise zum Zeitpunkt seiner Pensionierung zur Verfügung haben wird, und welche Ereignisse dazu beitragen könnten, dass dieses Geld möglicherweise bereits früher aufgebraucht ist.

Das britische Fintech Copper Street identifiziert sich ebenfalls stark mit der «Gamification» und holt seine Kunden ab, indem es ihnen die Möglickeit bietet, Aktienportfolios wie Fussballmannschaften gegeneinander antreten zu lassen. Meetinvest wiederum macht es ähnlich, nur können Kunden dort Star-Investoren wie Warren Buffett in ihr Team wählen.

Spielerisch Finanz-Know-how vermitteln

Diese Angebote als reine Spielerei abzutun, wäre falsch. Gamification ist längst ein fester Bestandteil in der Gestaltung digitaler Angebote, sei es im Online-Handel oder in den Meilenprogrammen der Airlines. Der Vorteil: Ein spielerischer Zugang weckt beim Nutzer Emotionen und macht die Konsequenzen des eigenen Handelns sichtbar.

Es ist auch erwiesen, dass «gamifizierte» digitale Auftritte ein höheres Engagement von Besuchern zur Folge haben. Banken können insbesondere jungen Kundengruppen, wie die viel umworbenen Millennials, mit solchen spielerischen Angeboten besser an sich binden und finanzielles Know-how vermitteln.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.46%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.79%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    28.06%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.04%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.65%
pixel