Bei Investoren nimmt der Appetit nach sogenannten Greenfield-Projekten zu, erklärt Alex Widmer, Spezialist für Alternative Anlagen bei Blackrock, im Interview mit finews.ch. Und er nennt weitere Trends. 


Herr Widmer, wie hat sich das Private-Equity-Geschäft von Blackrock seit der Übernahme der Geschäftssparte von Swiss Re im Jahre 2012 entwickelt?

Blackrock Private Equity Partners (PEP), wie der Bereich bei uns heisst, ist seit der Übernahme kontinuierlich gewachsen. Neben mehreren neuen Mandaten haben viele unserer strategischen Partner ihre Mandate sowohl in Bezug auf Grösse als auch Investitionsstrategie erweitert.

Die PEP-Plattform umfasst heute mehr als 145 Investment-Spezialisten, die hauptsächlich in Zürich, Princeton, Hongkong und London ansässig sind. Seit wir die PEP-Plattform 1999 gegründet haben, haben Investoren uns in diesem Bereich mehr als 26 Milliarden Dollar Kapital zugesagt. Wir nutzen dafür verschiedene Anlagevehikel wie Primärfonds, Sekundäranlagen und Co-Investments.

Wie viele Mitarbeiter beschäftigt Blackrock in der Sparte Alternatives aktuell, und wie wird sich die Anzahl mittelfristig entwickeln?

Aktuell beschäftigt Blackrock in der Sparte Alternatives knapp 1'000 Mitarbeiter. Zwei Akquisitionen haben in den vergangenen zwölf Monaten zum Wachstum beigetragen: Im Juni 2017 haben wir First Reserve EnergyInfrastructure Funds (FREIF) akquiriert – die Equity-Infrastruktur-Plattform von First Reserve, einem globalen Private-Equity-Unternehmen.

«Haben Verstärkung von Goldman Sachs geholt»

Im April 2018 folgte die Übernahme von Blackrock Tennenbaum Capital Partners (TCP). TCP ist ein Investment-Manager im Bereich Mittelstandsfinanzierung sowie «Special Situations» und verwaltet mit einem Team von 80 Mitarbeitern rund 9 Milliarden Dollar an Kundenvermögen.

Wo liegen die nächsten Wegmarken für die kommenden drei bis fünf Jahre hinsichtlich Assets under Management und wie gedenken Sie diese zu erreichen?

Neben bestehenden Produkten werden wir unser Angebot um gezielte Innovationen erweitern, um der steigenden Nachfrage der Investoren nach alternativen Anlagen weiterhin gerecht zu werden. Daher haben wir zum Beispiel das Secondaries-Team durch zwei Zuzüge von Goldman Sachs verstärkt.

Inwiefern hat sich der Markt für Finanzierung von Infrastruktur-Projekten über die Jahre gewandelt, und was hat das für Implikationen auf die Investoren?

Allein 2017 sind 192 Milliarden Dollar in geschlossene Immobilien- und Infrastrukturfonds geflossen. Die steigenden Allokationen bei gleichzeitig stagnierenden Transaktionsvolumina haben den Wettbewerb um Infrastrukturanlagen angetrieben und zu höheren Bewertungen geführt.

«Investoren suchen nach Greenfield-Projekten»

Angesichts der höheren Bewertungen sind eine disziplinierte Umsetzung der Investmentstrategie, lokales Sourcing von Projekten sowie professionelles Asset-Management der Anlagen zentral, um weiterhin Mehrwert zu erzielen. Zudem erweitern erfahrene Investoren ihr Anlagespektrum im Bereich Infrastruktur. Sie suchen vermehrt Renditen in risikoreicheren Märkten, Projekten und Sektoren.

Was für Investitionen stehen bei den Investoren derzeit oben auf der Liste?

In den entwickelten Märkten wächst der Appetit neue Projekte von Grund auf zu entwicklen, sogenannte Greenfield-Projekte, während Investoren gleichzeitig nach Transformation von bestehenden Anlagen und Wertsteigerungsmöglichkeiten in neuen Regionen suchen, sogenannte Brownfield-Projekte. Zudem werden Fremdkapital-Investitionen in Infrastruktur immer beliebter, um Portfolios auf der Fixed-Income-Seite breiter aufzustellen. Ausserdem allozieren grosse institutionelle Investoren vermehrt auch direkt in Infrastrukturanlagen.

Ein wesentlicher Treiber für Alternative Anlagen wie Private Equity sind die tiefen Zinsen. Diese ziehen nun aber an, wenn auch moderat. Was bedeutet das für Ihre Industrie?

Die Historie zeigt ein differenziertes Bild. In der jüngsten Vergangenheit gab es zwei längere Zeiträume mit steigenden Zinsen: von Januar 2004 bis Juni 2006 und von Januar 2014 bis März 2017. In beiden Zeiträumen erzielten Investitionen am Privatmarkt weiterhin hohe Renditen, während der MSCI World Index nur leicht anzog oder abflachte.

Wir sehen dafür verschiedene mögliche Erklärungen: Zum einen finanzieren Private Equity Manager ihre Unternehmen mit unterschiedlichen Fremdkapitalstrukturen und verschiedenen Laufzeiten. Zum anderen treten steigende Zinsen nicht isoliert auf, sondern in Verbindung mit weiteren makroökonomischen Faktoren. Beispielsweise gehen steigende Zinsen typischerweise mit Wirtschaftswachstum einher. Zudem sind Private Equity Investitionen idealerweise über verschiedenen Regionen und Volkswirtschaften hinweg gestreut, die sich möglicherweise in unterschiedlichen Phasen des jeweiligen Konjunkturzyklus befinden.


Alex Widmer ist seit 2012 für Blackrock tätig und leitet aktuell den Bereich Alternatives Specialists für die Region Europa, Naher Osten und Afrika (Emea) für Private Equity und Infrastruktur. Davor arbeitete der Ökonom für Swiss Re Private Equity Partners, die im September 2012 von Blackrock übernommen wurde. Insgesamt war Widmer rund 12 Jahre für den Schweizer Rückversicherer tätig. Weitere Stationen waren Vontobel und der in Pfäffikon (SZ) ansässige Hedgefonds Horizon21 gewesen. 

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