Die Firmenberater sind sich einig, dass Privatbanken entweder riesig oder nischig sein müssen. Warum fühlt sich Lombard-Odier-Partner Frédéric Rochat nur so wohl im Mittelfeld?

Das Wohl der Schweiz mag in der Mitte liegen – für das hiesige Private Banking gilt das nicht. Landauf landab sind sich die Experten einig, dass mittelgrosse Vermögensverwalter kaum überlebensfähig sind. Zu wenig Skaleneffekte, zu hohe Kosten, eine zu beliebige Strategie: Im Mittelfeld des Swiss Private Banking machen die Branchenkenner eine veritable Todeszone aus.

Zu diesem düsteren Voraussagen passt jedoch so gar nicht, was Frédéric Rochat kürzlich gegenüber dem Branchenportal «Professional Wealth Management» erklärte. Der Co-Chef der Privatbank und Partner des Genfer Instituts Lombard Odier fühlt sich in der Mitte offensichtlich pudelwohl.

Noch mehr, er ortet dort gar die Stärke des Traditionshauses: «Wir sind gross genug, um in der Industrie ein Gewicht zu haben, und ausreichend klein, um persönlich auf unsere Kunden einzugehen und ihnen individuelle Produkte anzubieten», erklärte der Banker.

Langfristigkeit leben

Mit 137 Milliarden Franken im Private Banking Ende letzten Jahres sind die Genfer zwar am oberen Ende des Mittelfelds anzusiedeln. Aber trotzdem mussten sie in den letzten Jahren ihr Profil schärfen, wie finews.ch berichtete. Folgt man den Worten von Rochat, weiss man bei Lombard Odier inzwischen genau, wofür die Bank steht.

Dank der starken Kapitalisierung und der Partnerstruktur kann das Institut glaubwürdig für sich in Anspruch nehmen, langfristig zu arbeiten. Das stärkt das Vertrauen der Kunden, sagt Rochat. Punkten kann das Institut dem Partner zufolge auch dank der langjährigen Erfahrung im Asset Management, wo reiche Privatinvestoren zunehmend nach illiquiden und komplexen Anlagen fragen.

Aufwändiges Werben um Partner

Speziell an Lombard Odier ist wohl auch, dass die Bank ihre Kultur nicht mit grossen Übernahmen aufs Spiel setzt. Rochat zufolge holt sie weiterhin lieber einzelne Talente von der Konkurrenz zu sich. Ansonsten setzen die Genfer auf Partnerschaften für die Expansion in neuen Märkte. Insbesondere in Asien können sie so vermeiden, sich auf teure Materialschlachten mit grösseren Konkurrenten einzulassen.

Das nehme viel Zeit in Anspruch, berichtet Rochat, und können deshalb nie ein blosses Zahlenspiel sein – eine weitere Absage an den Kult um Grösse und Skaleneffekte in der Branche. Sich von den Schwergewichten abzusetzen und trotzdem kein kleiner Fisch im Metier zu werden: Dieser Balanceakt wird aber wohl die grosse Herausforderung von Rochat und den Lombard-Odier-Partnern bleiben.

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