Beim Zusammenbruch des US-Energiehandelskonzerns Enron spielten Wall-Street-Investmentbanken keine rühmliche Rolle. Der Fall verfolgt die Credit Suisse noch immer.

Die Credit Suisse (CS) muss wegen des nun über 16 Jahre zurückliegenden Enron-Falles nochmals vor Gericht ziehen. Dies berichtete die auf Justizfälle spezialisierte US-Nachrichtenseite «Law360» (Artikel bezahlpflichtig) und berief sich auf ein vergangene Woche ergangenes Urteil eines Bundesgerichtes in New York.

Dabei konnte die CS wegen ihrer Verwicklungen im Fall Enron im Juni 2007 erstmals tief durchatmen. Ein Berufungsgericht in New Orleans im US-Bundesstaat Louisiana wies eine Sammelklage von Enron-Investoren über 40 Milliarden Dollar gegen US-Investmentbanken ab. Es schien ein grosser Sieg für die Credit Suisse, zusammen mit Merrill Lynch und weiteren Instituten Ziel der Sammelklage war.

1,4 Milliarden Dollar Rückstellungen

Ein Jahr zuvor hatte die CS nach Vergleichsverhandlungen mit dem Enron-Liquidator 90 Millionen Dollar in die Konkursmasse bezahlt. Die CS war – wie praktisch alle anderen Wall-Street-Banken auch – in mehrere Transaktionen von Enron involviert gewesen.

Beim Zusammenbruch zeigte sich, dass Enron ein Kartenhaus war, dessen Bücher gefälscht waren. Die CS hatte ursprünglich 1,4 Milliarden Dollar für die Beilegung der Enron-Rechtsfälle zurückgestellt.

CS soll Mitwisserin gewesen sein

Nachdem die Sammelklage abgelehnt worden war, sah es nach einem glimpflichen Ausgang des Enron-Falles für die Schweizer Bank aus. Doch da waren noch die Einzelklagen geprellter Enron-Investoren.

Unter ihnen war auch Silvercreek Management, ein kanadischer Hedgefonds, der die CS dafür verantwortlich machte, Enron-Schuldpapiere kurz vor dem Zusammenbruch des Konzerns empfohlen zu haben. Die CS wie auch Merrill Lynch und die Deutsche Bank hätten zu diesem Zeitpunkt bereits gewusst, dass Enron kollabieren würde.

Mehrere Jurisdiktionen

Mit der Abwehr der Sammelklage war die CS das Enron-Problem deshalb mitnichten los. Enron wurde zum Juristenfutter. Es entwickelte sich im Laufe von Klagen und Gegenklagen, Berufungen und Weiterzug von Urteilen, ein höchst komplexer Rechtsfall in unterschiedlichen bundesstaatlichen Jurisdiktionen, von Texas bis New York, von Louisiana bis Connecticut.

Noch vergangenes Jahr war die CS zuversichtlich gewesen. Im Geschäftsbericht hiess es, das Gericht im Southern District von New York habe im März 2017 Forderungen von Silvercreek Management abgelehnt.

Summarische Beurteilung abgelehnt

Im September der nächste Erfolg für die CS: Ein Gericht in Texas erliess ein endgültiges Urteil und wies alle Forderungen gegen die CS ab.  In New York reichte die CS anschliessend einen Antrag ein, alle noch bestehenden Klagen summarisch zu beurteilen.

Dies hat nun der New Yorker Richter abgelehnt: Die CS muss gegen Silvercreek weiterhin vor Gericht antraben – möglicherweise mehrmals. Der Hedgefonds habe genügend Beweise vorgelegt, dass die CS – wie auch Merrill Lynch und die Deutsche Bank – aktiv und wissentlich am Enron-Betrug mitgeholfen hätten, hiess es in der 57-seitigen Begründung.

Silvercreek – ein Geier-Fonds

Der Vorwurf besteht darin, dass die CS wie andere involvierte Banken von den finanziellen Schwierigkeiten Enrons Kenntnis gehabt hätten, Investoren jedoch weiterhin Enron-Anlageprodukte verkauften.

Silvercreek kaufte wenige Monate vor dem Enron-Zusammenbruch Schuldpapiere über 120 Millionen Dollar, die wertlos wurden. Die Banken argumentierten, Silvercreek sei ein sogenannter «Vulture»-Fonds, der die Papiere gerade darum kaufte, weil er auf eine höhere Rückzahlung aus dem Nachlass spekulierte.

Ist der Fall von Enron längst einer für die Geschichtsbücher, bleibt er für die CS ein Fall für Anwälte der Grossbank, welche die Silvercreek-Klage nun in mehreren Verfahren bekämpfen werden müssen.

 

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