Das Abseitsstehen der beiden führenden Schweizer Institute mag unterschiedliche Gründe haben. Bei der UBS kommt die Order wohl von ganz oben: Verwaltungsratspräsident Axel Weber ist rein berufshalber ein Gegner von Kryptowährungen wie Bitcoin. Der Ex-Bundesbanker hat in der Vergangenheit den Handel mit Kryptowährungen für die UBS kategorisch ausgeschlossen. Weber sieht in ihnen gar ein Risiko für den Schweizer Finanzplatz.

CS-Chef Tidjane Thiam wiederum erkennt in Kryptowährungen wie Bitcoin schlicht keinen Nutzen. Bei den Grossbanken wird das Thema zudem immer noch eng mit Geldwäscherei verbunden. Andere etablierte Banken wie Vontobel haben diese Risiken offenbar im Griff und vertrauen auf entsprechende Systeme und Prozesse.

Krypto-Zug nimmt Fahrt auf

Das Thema Blockchain und damit verbundene Anwendungen verfolgen hingegen sowohl die UBS als auch die CS sogar mit finanziellem Einsatz. Die Ironie dabei ist, dass das bislang einzige valable Produkt der Blockchain Kryptowährungen respektive Token sind, welche die beiden Institute wiederum ablehnen. Die Ausnahme bildet der sogenannte «Utility Settlement Coin», ein gemeinsames Blockchain-Projekt mit gut einem Dutzend anderen Banken für interne Transaktionen. 

Die Öffnung der etablierten Finanzindustrie gegenüber Kryptowährungen ist in vollem Gang. Chinas Zentralbank ist daran, einen Krypto-Renminbi zu schaffen, Litauens Zentralbank klassifiziert Kryptowährungen inzwischen als Anlageinstrumente, die US-Bank J.P. Morgan entwickelt ihre eigene Kryptowährung für interne Zwecke, der japanische Bankriese Mizuho hat Anfang März für Kunden den J-coin lanciert, und die brasilianische Banco BTG Pactual hat ebenfalls ihren eigenen Token herausgegeben.

Hier in der Schweiz hat die Genfer Dukascopy ihrerseits einen Token lanciert, in Liechtenstein betreibt die Bank Frick eine Handelsplattform für institutionelle Kunden, und Julius Bär ist überzeugt, dass digitale Assets eine eigene Anlageklasse werden. Gehäufte Anfragen von Kunden nach entsprechenden Dienstleistungen haben nicht zuletzt auch zu dieser Überzeugung geführt.

Geistig beweglicher Jamie Dimon

Bei der CS und bei der UBS fragen Kunden sicherlich auch solche Dienstleistungen nach – jedoch vergeblich. Umso mehr wundert es, warum es sich die beiden Schweizer Grossbanken im globalen Vermögensverwaltungsgeschäft leisten können, eine zunehmend wichtige Anlageklasse zu ignorieren. Beide Banken wollten diese Frage nicht beantworten.

Bei J.P. Morgan, dem mächtigen Konkurrenten aus den USA, bewies CEO Jamie Dimon zum Thema Kryptowährungen geistige Beweglichkeit: Nachdem er Bitcoin zunächst als Betrug abgetan und der Kryptowährung den Untergang prophezeit hatte, wird J.P. Morgan schon bald eine der ersten Grossbanken weltweit mit eigener Kryptowährung sein.

Bei der UBS und CS steht die Zeit in diesem Technologie-Rennen offenbar still.

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