Die Online-Bank Swissquote sieht in der Digitalisierung und in Kryptowährungen enorme Chancen, zu wachsen. Im Interview mit finews.ch verrät Mitgründer und CEO Marc Bürki, wie er das bewerkstelligen will. 


Herr Bürki, Ende Juli 2018 titelte die Börsenzeitung «Finanz und Wirtschaft»: «Swissquote macht es gut». Seither ist die Aktie um die Hälfte eingebrochen. Was ist passiert?

Wir machen es natürlich immer noch gut. Aber von Seiten Investoren gab es Fragezeichen bezüglich unserer Ankündigung, dass wir dieses Jahr 10 Millionen Franken weniger Gewinn machen werden. Diese 10 Millionen sind aber einmalige Investitionen, die uns vorwärtsbringen werden – es geht bei der Swissquote also nicht rückwärts. Wir sind vom Markt zu stark bestraft worden, denn vom Wachstumspotenzial her hat sich nichts geändert seit Mitte 2018.

Also wäre jetzt der Zeitpunkt gekommen, um einzusteigen?

Wir haben eine etwas vorsichtige Prognose für 2019 gemacht, aber dies kann ja nicht der Grund sein dafür, dass die Aktie 20 Prozent einbüsst.

«Wir waren schockiert, wie stark die Aktie nachgegeben hat»

Die Aktie hat definitiv Aufholpotenzial. «Short-Selling»-Strategien funktionieren jeweils für eine gewisse Zeit. Dann bleibt das nackte Geschäft übrig, nämlich die Strategie der Bank. Unsere Strategie stimmt und wir besitzen viel Wachstumspotenzial. Swissquote hat dies über die vergangenen Jahre bewiesen. Wir waren selber überrascht über die starke Reaktion des Marktes auf unsere Zahlen und schockiert, wie stark die Aktie nachgegeben hat.

Das Geschäft war im zweiten Halbjahr 2018 eher schwierig, was vermutlich dem allgemein schwachen Markt geschuldet war. Wie hat sich das Geschäft im ersten Quartal 2019 entwickelt?

Wenn wir das zweite Halbjahr 2018 noch einmal genau anschauen, sieht man, dass abgesehen vom Kryptohandel alle Geschäftsbereiche stärker waren als im ersten Halbjahr 2018. Um dies etwas zu veranschaulichen: Im ganzen 2018 haben wir etwa 10 Millionen Franken Umsatz im Handel mit den fünf Kryptowährungen auf unserer Plattform gemacht. Davon wurde die Hälfte im ersten Quartal erzielt. Damals stieg der Bitcoin auf 20'000 Dollar – heute ist er noch 4'000 Dollar wert.

«Wir wachsen trotz Schwächen im Kryptohandel»

Dieser Absturz hat natürlich einen sehr regen Handel ausgelöst. Der Unterschied zwischen dem ersten und zweiten Halbjahr 2018 kam also vor allem aufgrund des Kryptogeschäfts zustande. Der Handel mit Devisen, das Zinsgeschäft und auch das übrige Geschäft haben sich positiv entwickelt.

Und im laufenden Jahr?

Im ersten Quartal 2019 haben wir natürlich immer noch den Vergleich im Kryptohandel mit dem ersten Quartal 2018 in den Büchern. Zudem waren der Januar und Februar etwas schwächer. Seither kommt wieder etwas mehr Volatilität ins Spiel. Das Jahr ist natürlich noch jung. Aber wir glauben, dass wir 2019 ein sehr gutes Jahr haben werden und trotz der Schwäche im Kryptobereich unter dem Strich 5 bis 10 Prozent wachsen werden.

Sie haben letztes Jahr mit der Ankündigung eines Neubaus mit Raum für bis zu 1'000 neue Arbeitsplätze überrascht. Sie denken in grossen Dimensionen.

Ich bin seit 28 Jahren in diesem Geschäft. Als Unternehmer schaue ich immer ganz genau auf die Kosten. Wir haben in den vergangenen Jahren die Gewinnseite der Bank sehr stark entwickelt, und daran werden wir nichts ändern. Wir haben das Ziel, dass von jedem zusätzlichen Umsatz-Franken die Hälfte in den Gewinn geht. Diesen Leverage-Effekt sehen sie nicht bei vielen Banken. Ziel der Bank ist es, auf der Kostenseite weniger schnell zu wachsen als auf der Einkommensseite.

«Diese Arbeit ist nie zu Ende»

Aber wir glauben auch, dass die digitale Revolution im Banking noch nicht vorbei ist. Wir werden uns weiter entwickeln – aber natürlich nicht in einem Masse, dass wir gleich morgen 1'000 Leute anstellen werden. Wenn wir also bauen, tun wir es für die Zukunft.

Ihr Handelschef hat einmal gesagt, dass Swissquote nur darum tiefe Trading- und Depotgebühren bieten kann, weil sie konsequent Prozesse automatisiert. Wie schaffen Sie etwas, wonach die grossen Banken immer streben, aber kaum erreichen?

Wir investieren konsequent in unsere Arbeitsprozesse und versuchen, alles zu automatisieren. Diese Arbeit ist nie zu Ende. Nicht zuletzt deshalb, weil wir immerzu neue Dienstleistungen entwickeln. Wenn wir eine neue Dienstleistung auf den Markt bringen, schauen wir zuerst, wie erfolgreich sie ist und dann versuchen wir, sie zu automatisieren.

«Sie können nicht von der Schweiz aus die ganze Welt bearbeiten»

Im Swiss Banking müssen sie über die Landesgrenze hinaus gehen, wenn sie erfolgreich sein wollen. Nicht zuletzt, weil die Schweiz ein kleines Land ist. Wenn sie in andere Länder expandieren wollen, brauchen sie jeweils entsprechende Lizenzen. Und dafür brauchen sie wiederum Mitarbeiter. Denn sie können nicht von der Schweiz aus die ganze Welt bearbeiten. Selbst wenn wir also auf der Prozessseite gut aufgestellt sind, brauchen wir Mitarbeiter – und die kosten Geld.

Wenn man Ihre Geschichte und Ihre digitale Strategie anschaut, könnte man sagen, dass Swissquote ein frühes Fintech war?

Stimmt. Die Mentalität eines Startups oder eines Fintechs trifft auf uns zu – wir haben ja auch sehr viele junge Mitarbeiter, die bei uns ihren ersten Job antreten. So gesehen entspricht das Wesen von Swissquote tatsächlich dem eines Startups.

Sehen Sie sich als natürliche Anlaufstelle für die heutige Fintech-Community?

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
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