In London scheint eine besonders grosse Zahl an Bankern nicht viel von Recycling, Mehrfachverwendung oder Müllvermeidung zu halten. Oder sie verdienen einfach zu viel Geld, um sich um teure Besitztümer zu kümmern.

Ist London die wahre Stadt der Sünde? Wie finews.ch bereits im August berichtete, könnte man hinsichtlich des Londoner Bankenplatzes – oder wie er früher jedenfalls war – tatsächlich davon ausgehen. Ausschweifende Mittagessen, Kokaindealer, Stripclub, in dieser Reihenfolge.

Auch wenn diese Zeiten nun vorbei sind, ein Teil der Dekadenz der alten Tage ist immer noch vorhanden in den Köpfen der Banker. Das zeigen zwei praktische Beispiele, die die englische «Financial News» kürzlich publik gemacht hat.

Kleider machen Leute

So hat das Londoner Büro der amerikanischen Investmentbank Goldman Sachs beim Umzug ihres Hauptsitzes Anzüge gefunden. Und zwar viele Anzüge. Die Bank kam zum Schluss, dass Angestellte seit 19 Jahren – so lange war die US-Bank am gleichen Standort – ihre Anzüge im Büro deponiert und nicht mitgenommen haben. Insgesamt viele Hundert Stück, die meisten mit einem Wert von über 1'000 Franken.

Als Erklärung könnte hier die Tatsache dienen, dass Goldman Sachs in London jährlich 10 Prozent ihrer Mitarbeitenden – die sogenannten underachievers, die ihre Zielvorgaben nicht erreichen – auf die Strasse stellt. Und wenn man in einer grossen Bank die Kündigung ausgesprochen erhält, stehen die Chancen nicht schlecht, dass man das Firmengelände in ungefähr zehn Minuten verlassen haben muss.

Die Bank will die Anzüge nun der Wohlfahrt spenden, steht aber mit diesem Schritt vor einem Problem: die Reinigung. Denn viele der Anzüge müssten erst chemisch gereinigt werden, bevor man sie wieder tragen könne, und diese finanzielle Bürde wolle man nicht einem Hilfswerk aufhalsen.

Teure Bikes, faule Banker

Die Londoner Banker lassen aber nicht nur ihre teuren Kleider im Büro, sondern immer öfter auch ihr Fahrrad. Im Zuge der massiven Entlassungen sind laut der «Financial News» Dutzende Fahrräder vor grossen Investmentbanken stehen geblieben, einige davon über 12'000 Franken wert.

Eine der Begründungen war, dass die entlassenen Mitarbeitenden den berühmten Karton mit persönlichen Gegenständen nachhause tragen müssten, darum das Fahrrad nicht gleichzeitig mitnehmen könnten und selbiges dann später vergessen würden.

Oder, dass das Bike im Parkhaus der Bank eingeschlossen worden sei und die Ex-Banker keine Lust hätten, für ein Fahrrad bei ihrem ehemaligen Arbeitgeber anzuklopfen. Oder wie ein Banker der Zeitung erklärte: «Die Fahrräder sind da unten [im Parkhaus der Bank] und wenn die Leute die Bank verlassen, denken sie: 'Wie soll ich dieses Fahrrad nach Hause bekommen und wird es sich für mich lohnen?'»

Nicht nur Fahrräder

Banken wie Goldman Sachs oder Morgan Stanley haben das Problem aber inzwischen erkannt. Sie arbeiten mit Wohltätigkeitsorganisationen zusammen, die Fahrräder recyceln und an Menschen in Not schicken.

Ausserdem werden Fahrräder nach einer gewissen Zeit mit Schildern versehen, die warnen, dass die Fahrräder weggenommen werden können, wenn sie länger als eine bestimmte Zeit stehen bleiben.

Neben Fahrrädern werden laut der Zeitung manchmal auch andere Fahrzeuge einfach stehen gelassen. So seien im Parkhaus des Canary Wharf, jenem Bürokomplex in London, wo die Credit Suisse, die Citibank und Morgan Stanley ihre Niederlassungen haben, ein Alfa Romeo und ein Porsche jahrelang stehen gelassen worden, bevor sich der jeweilige Besitzer – und ehemalige Angestellte – wieder gemeldet habe.

Gerüchten zufolge habe ein Banker auch schon mal einen Ferrari stehen gelassen, was aber nicht bestätigt werden konnte.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.57%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.89%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    27.98%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.01%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.55%
pixel