Mit der globalen Vermögensverwaltung steht und fällt das Geschäft der UBS. Doch das Rennen um die CEO-Nachfolge droht dort nun alte Gräben aufzureissen.

Bei der UBS schaut alles auf den «Superstar» Iqbal Khan (Bild unten). Dem Neuankömmling von der Erzrivalin Credit Suisse wird zugetraut, als Co-Chef den Funken in der globalen Vermögensverwaltung neu zu zünden; wie Konzernchef Sergio Ermotti am vergangenen Dienstag ausführte, räumt er Khan 60 Tage Zeit ein, um Ideen zu sammeln.

Dies gemeinsam mit dem UBS-Urgestein Tom Naratil (Bild ganz unten), dem anderen Co-Chef der Superdivision, der vorab das Geschäft in Nord- und Südamerika unter sich hat.

Das Bild, dass UBS-CEO Ermotti damit vermutlich vermitteln wollte, sieht so aus: Da ziehen zwei Top-Manager am gleichen Strick, um dem Kerngeschäft der grössten Schweizer Bank neuen Schwung zu verleihen. Zuletzt konnte die Division zwar wieder mehr Neugeld anziehen, aber der adjustierte Vorsteuergewinn ging gegenüber dem Vorjahr zurück.

iqbal

Mindestens drei Kandidaten

Doch im Prinzip fällt mit Ablauf der 60 Tage der Startschuss für ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Naratil und Khan. Beide gelten als chancenreiche Kandidaten für die Nachfolge von Ermotti. Letzterer hatte unlängst selber zu Protokoll gegeben, dass die Bank intern über mindestens drei «gute» Anwärter verfügt. Für die meisten Beobachter ist dies neben den beiden Wealth-Management-Co-Chefs noch die operationelle Leiterin (COO) der Gruppe, Sabine Keller-Busse.

Nicht mehr im Rennen ist hingegen Martin Blessing, der seinen Posten zugunsten von Khan aufgeben musste und die Bank verlassen hat. Dies aber offenbar nicht ganz emotionslos. So wurde die finews.ch-Redaktion in den letzten Tage von verschiedenen Stellen angegangen, die aufzeigen wollten, dass Blessing bei der UBS gute Arbeit geleistet habe.

Dies werde auch ersichtlich, hiess es vielsagend, wenn man die Vermögensverwaltung in der Region Amerika – die vorab Naratil zugeordnet wird – mit dem Geschäft im Rest der Welt vergleiche.

Naratil 500

Amerika gegen den Rest der Welt

Der Vergleich fällt nicht schwer, weist doch die UBS den Beitrag der Regionen innerhalb der Superdivision weiterhin recht detailliert aus. Im vergangenen dritten Quartal zeigte sich: Mit 342 Millionen Dollar steuerte Amerika wie gewohnt den Löwenanteil zum Vorsteuergewinn der Sparte bei. Die Ausgaben blieben bei einer Kosten-Ertrags-Rate von 85 Prozent hartnäckig höher als anderswo.

Und das Neugeldwachstum belief sich auf Null, was allerdings auch Umschichtungen bei den Kundensegmenten geschuldet war. Im vorangegangenen zweiten Jahresviertel hatte die Region gar Abflüsse zu beklagen.

Nun liessen sich auch etwelche Schwächen etwa des Europageschäfts aufzeigen, das wiederum dem Verantwortungsbereich von Blessing und nun Khan zugeschrieben wird. Doch das ist genau der Reflex, welcher bei der aus den Sparten UBS Wealth Management und UBS Americas zusammengeschweissten Global-Division gar nicht erst aufkommen dürfte.

Denn abgesehen vom Abbau von Doppelspurigkeiten wurde die globale Vermögensverwaltung Anfang 2018 ja genau deshalb gegründet, um der reichen Klientel rund um den Erdball einen einheitlichen Service zu bieten.

Ehrgeizig und unter enormem Druck

Nun, so lässt jedenfalls das Fingerzeigen hinter den Kulissen vermuten, heisst es wieder: «wir gegen die.» Die alten Gräben zwischen den Regionen sind nicht so hoch zugeschüttet wie vermutet.

Leider ist mit der «Übungsanlage» der Co-Leitung zu befürchten, dass die Fliehkräfte in der Sparte zunehmen. Khan gilt nicht nur als ehrgeizig und talentiert, sondern steht nicht zuletzt wegen der Spionage-Affäre rund um seine Person unter enormem Druck, sich als fähiger Fachmann zu beweisen.

Es kann nur einen geben

Der naheliegende Weg wäre dabei, das seiner Verantwortung unterstellte Business zum Blühen zu bringen – was wiederum auf einen Wettstreit entlang der regionalen Trennlinien aus der Zeit vor der Superdivision hinauslaufen könnte. Die globale Vermögensverwaltung würde somit definitiv zur Kampfzone der CEO-Anwärter.

In Bezug auf die Ermotti-Nachfolge ist von vornherein klar: Es kann am Ende nur einen geben.

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