Während in der Schweiz die zwei ersten Kryptobanken an den Start gehen, befindet sich der Deutsche Harald Seiz mit seinem Digitalbank-Imperium im Clinch mit den Behörden. Doch der schillernde Unternehmer und Social-Media-Star denkt nicht ans Aufgeben.

Die Gründer der Schweizer Kryptobanken Seba und Sygnum zeigen sich höchst bemüht, dem Bild des seriösen Schweizer Bankiers zu entsprechen. Dazu gehört auch der enge Dialog mit der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht (Finma) – ohne deren Placet wären die beiden Bankhäuser für digitale Anlagen schliesslich nie an den Start gegangen.

Etwas anders hält es offensichtlich der deutsche Krypto-Unternehmer Harald Seiz. Der posiert auf der sozialen Internetplattform Instagram gerne mit Gucci-Anzügen, schnellen Autos und schönen Frauen.

Der Selfmade-Millionär, der seine berufliche Laufbahn laut eigener Aussage als Getränkelieferant und Staubsauger-Vertreter startete, hat 2011 das Unternehmen Karatbars gegründet. Dies mit dem Ziel, in den Goldhandel einzusteigen. 

Wie das deutsche «Handelsblatt» (Artikel bezahlpflichtig) berichtete, erweiterte Seiz bald sein Geschäft. Auf der Höhe des Bitcoin-Booms im Frühjahr 2018 erfand er mit dem Karatgold Coin (KBC) eine eigene Kryptowährung. Das besondere an der Digital-Devise: Laut dem Anbieter ist diese mit Gold gedeckt.

Bank und Goldmine gekauft

Dem Zeitungsbericht zufolge gründete Seiz im karibischen Belize eine Stiftung, um den KBC zu emittieren. Mit der sammelte er nach eigenen Angaben über 40 Millionen Euro ein, so viel, dass er ein rundes halbes Jahr später die zweite Münze auf den Markt warf, den Karatbank Coin (KCB).

Um für den neuen Coin zu werben, liess Seiz nun verlauten, im amerikanischen Miami eine Bank gekauft zu haben, mit allen Lizenzen. Mit voller Absicht sei dies «in einem der am strengsten regulierten Länder» geschehen. Und diese Bank habe eine Goldmine in Madagaskar erworben, die Gold im Wert von insgesamt über 900 Millionen Dollar schürfen werde.

«Geht die Bafin nichts an»

Doch jetzt hat ihm die Aufsicht einen Strich durch die Rechnung gemacht. Laut dem «Handelsblatt» ordnete die deutsche Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) am (gestrigen) Montag an, die Herausgabe des KBC einzustellen und das Angebot abzuwickeln. Dies, weil Seiz keine Erlaubnis für den Betrieb des Geschäfts habe.

Er muss also die laut seiner Firma bisher eingesammelten 100 Millionen Euro vollständig zurückgeben.

Doch der Selfmade-Mann, der in Deutschland bekannt ist wie ein Popstar, weigert sich. «Niemand kann hier einen KBC rückabwickeln», lautet seine Antwort. Die Münze sei nicht an deutsche Anleger verkauft, sondern nur anderen Produkten des Unternehmens – wie zum Beispiel Geschenkkarten mit eingenähtem Goldblatt – beigelegt worden. Was im Ausland geschehen sei, gehe die Bafin nichts an, so Seiz: «Die können doch nicht über die ganze Welt entscheiden.»

Schneeballsystem?

Nicht nur mit der Bafin befindet sich Seiz im Clinch, sondern auch noch mit dem Gesetz: Die Stuttgarter Staatsanwaltschaft ermittelt gegen ihn wegen Betrugs. War die Goldmine nur ein Bluff, der Bankkauf nur erfunden? Die Behörde schweigt, Seiz sagt dazu: «Ich habe eine weisse Weste.»

Wie das die deutsche Justiz bewertet, bleibt abzuwarten. Nicht mehr erwünscht sind Seiz und seine Karatbars andernorts: Die Nationalbank von Namibia hat dem Unternehmen im Mai dieses Jahres verboten, dort zu geschäften. Das Geschäftsmodell der Firma sei darauf ausgelegt, dass Teilnehmer neue Mitglieder werben und damit Geld verdienen – mitunter die Eigenschaften eines Schneeballsystems. Dass es sich bei Karatbar um ein Pyramidensystem handelt, bestreitet Seiz vehement.

Doch wie das «Handelsblatt» bei der Bafin und in den USA herausfand, steht auch die Bank im Miami wohl auf wackligem Fundament: Laut dem Bericht ermittelt die Finanzaufsicht in Florida gegen Karatbars, weil die angebliche Kryptobank dort über keine Lizenz verfügt.

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