Der Rücktritt des vatikanischen Finanzaufsehers René Brülhart war nur der letzte Akt in einem Drama, bei dem auch Geld von einer Schweizer Bank eine entscheidende Rolle spielte.

Mit dem Rücktritt des Schweizers René Brülhart als Präsident der vatikanischen Finanzaufsicht AIF gewann ein Skandal um den Kauf einer Luxusimmobilie in London diese Woche zusätzlich an Fahrt. Diese war vom Staatsekretariat – dem Aussenministerium des katholischen Stadtstaats – mit einem Darlehen der ehemaligen Schweizer Bank BSI gekauft worden, wie die «Catholic News Agency» schrieb.

Wie das «Wall Street Journal» (Artikel bezahlpflichtig) berichtete, hatte der Ausschluss des Vatikans aus dem Informations-Netzwerk der Egmont-Gruppe den Rücktritt des Schweizer Geldwäschereiexperten ausgelöst. Über dieses werden innerhalb der Vereinigung von Finanzaufsichtsbehörden Details über Geldwäscherei, Terrorismus-Finanzierung und andere kriminelle Aktivitäten geteilt.

Ineffektive Organisation

Marc Odendall, ein französisch-deutscher Banker, trat ebenfalls diese Woche aus dem Verwaltungsrat der AIF zurück, ebenso wie der US-Antiterrorismus-Experte Juan Zarate . Gegenüber dem «Wall Street Journal» sagte Odendall, es habe keinen Sinn, bei einer «ineffektiven» Organisation zu bleiben.

Ob Brülhart oder seine Behörde direkt etwas falsch gemacht haben, ist unklar – sie könnten auch ins Kreuzfeuer der internen Politik geraten sein, mutmasst die britische Wochenzeitung «The Economist» (Artikel bezahlpflichtig). So hat die AIF interveniert, als das Staatssekretariat im Juni versuchte, das Darlehen von der BSI durch eines der Vatikanbank abzulösen, schrieb «Reuters» im Oktober.

Die Ziele des Papsts 

Schon davor habe der Kardinal an der Spitze des Sekretariats, Angelo Becciu, versucht, das Darlehen zu vertuschen, schrieb die «Catholic News Agency». Der mittlerweile wegen Kindsmissbrauch zu Gefängnis verurteilte Kardinal George Pell wollte ihn dafür zur Ordnung rufen, die Sache wurde aber nicht weiterverfolgt.

Die Ereignisse stellen das Ziel des Papstes in Frage, den Vatikan vom Ruch der Drehscheibe schmutziger Finanzgeschäfte zu befreien – die Mission, für welche Brülhart 2013 von der Liechtensteiner Finanzmarktaufsicht gewechselt hatte. Das dürfte manchen Elementen in der katholischen Kirche allerdings gelegen kommen.

Problematische Haltung

«Sie müssen verstehen, dass in diesen Graubereichen viel Gutes getan werden kann», zitiert die katholische Nachrichtenagentur einen anonymen Vatikan-Beamten. «Nicht alles, was die Kirche tut, kann in einem Finanzbericht abgedruckt werden wie bei einem normalen Unternehmen. Manchmal muss die Kirche helfen lassen können, ohne dass dies ersichtlich wird.»

Für die Finanzbranche und ihre Aufseher ist diese Haltung allerdings problematisch. Namentlich für EFG International, welche die BSI nach einem viel weiter reichenden Geldwäschereiskandal um den malaysischen Staatsfonds 1MDB übernommen hatte, dürfte die erneute Aufmerksamkeit ungelegen kommen.

 

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