Die Corona-Pandemie ist im Kern eine Gesundheitskrise – deshalb können Finanzunternehmen meist nur indirekt helfen. Doch einzelne Finanzprofis haben das Netzwerk und die Ressourcen, um das Virus direkt zu packen.

Peter Hancock ist eine Wall-Street-Grösse. Er amtete als Risiko- und Finanzchef der amerikanischen Grossbank J.P. Morgan, später als CEO des US-Versicherers AIG. Inzwischen ist er unabhängiger Berater – mit einem brandneuen Projekt. Es heisst Sniff Out Covid, zu deutsch etwa «spüre das Coronavirus auf». Dahinter stehen mittlerweile britische und amerikanische Forscher sowie einiges an Rechenpower, wie die Agentur «Bloomberg» berichtete.

Die Idee von Hancocks Truppe: Eines der häufigen, aber wenig bekannten Symptome, die kerngesunde Covid-19-Infizierte aufweisen, ist der Verlust von Geschmacks- und Geruchssinn. Via Social Media will die Initiative nun schnell möglichst viele Personen finden, die dieses Symptom aufweisen. Anschliessend sollen die Daten in eine Art Infektionskarte fliessen, die hilft, die Ausbreitung einzudämmen. Ganz nach dem Motto «viral gegen das Virus».

Roger Studer macht's vor

Hancocks Beispiel zeigt eine neuartige Zweitkarriere für Finanzprofis auf: Sie werden zu Virusjägern. Als Risikospezialist erkannte der Brite sofort, dass es rund um die Pandemie massiv an Daten fehlt. Das ändert er jetzt, indem Hancock sein Netzwerk und seine wohl nicht geringen Ressourcen zum Einsatz bringt.

Diesen Weg wird von Finanzakteuren auch in der Schweiz beschritten – bekannt ist etwa das Engagement von Roger Studer (Bild unten). Ende vergangenen Jahres war der langjährige Investmentbank-Chef von Vontobel im Zuge einer umfassenden Neuorganisation der Bank aus der Geschäftsleitung ausgeschieden. Dieser Tage meldete er sich mit der noch recht konventionellen Ankündigung zurück, er wolle ein Family Office eröffnen.

Studer 500

Hackathon lockt Banken an

Doch das war nicht alles: Studer lancierte einen Online-«Hackathon», um dem Virus die Stirn bieten. Talentierte und ehrgeizige Programmierer wurden aufgefordert, binnen Tagen eine App zu schaffen, die im Kampf gegen die Pandemie in Stellung gebracht werden kann. Das Resultat des Wettbewerbs steht noch aus.

Nicht Studers Hackathon, aber eine ähnliche Initiative des Bundes hat derweil unter Finanzinstituten einige Sponsoren gefunden: Versus Virus ist eine zweitätiger Digitalmarathon, der am (heutigen) Freitag startet. Die Tech-Versammlung soll neue Lösungen finden, um der Corona-Krise beizukommen. Zu den Unterstützern aus der Finanzbranche zählen etwa die Grossbank UBS, der Versicherer Mobiliar, die Berner Kantonalbank und die Online-Bank Swissquote.

Masken von der Bank

Sponsoring und Spenden sind ein Terrain, auf dem Finanzinstitute schon lange zuhause sind. Entsprechend finden sich hier – neben à-fond-perdu-Krediten für KMU natürlich – gute Werke zuhauf. So spendete etwa die Schwyzer Kantonalbank jüngst den Spitälern in Einsiedeln, Lachen und Schwyz 5'000 Hygienemasken.

Nicht zuletzt ist da auch das Engagement des mächtigsten Bankers der Schweiz, Sergio Ermotti. Der CEO der UBS überwies aus seinem eigenen Vermögen 1 Million Franken an bedürftige Tessiner – der Südkanton ist von der Pandemie besonders stark betroffen.

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