Ja, sagen die Digitalisierungs-Experten Rauser und Reimelt. «Bei der Lancierung von digitalen Privatbank-Angeboten gibt es zahlreiche Fallstricke», wissen sie. Besonders wichtig: Ein digitales Angebot könne keinesfalls grundlegende Probleme einer Bank lösen. Diese Problematik liegt im Fall Falcon und Leodan nahe; beide Institute waren im operativen Geschäft herausgefordert und hatten mit Altlasten zu kämpfen.

Ebenfalls zeige sich, so die Berater weiter, dass Solidität und ein starker Brand von Bedeutung seien bei der Kundengewinnung. «Das spricht für etablierte, grosse Häuser.» Anderseits droht dort die Gefahr, das Konzernstrukturen und interner Widerstand Digitalprojekte zum Scheitern verurteilen – das dürfte wohl mit zum Ende von Smartwealth bei der UBS beigetragen haben.

Nichtsdestotrotz verheisst der Zukunftsmarkt viel Potenzial. Privatbanken suchen verstärkt nach neuen Ertragsfeldern, geben die Capco-Experten zu bedenken. «Dabei gibt es zwei Stossrichtungen: Man bespielt bestehende Kunden mit neuen Angeboten, oder man öffnet neue Kundensegmente – für beides bietet sich mehr denn je der digitale Kanal an.»

Mercedes hat es vorgemacht

In Sachen Neukunden erscheinen das Affluent-Segment und die Erbengeneration als besonders verheissungsvoll. Reyl rechnet mit einem Schweizer Marktpotenzial von 2,6 Millionen Personen mit 660 Milliarden Franken Vermögen. Das entspricht fast zwei Dritteln der Gelder in der Beruflichen Vorsorge.

Laut Capco wächst der Affluent-Markt in Europa unabhängig von der Börsenlage mit bis zu 5 Prozent pro Jahr. Entsprechend ist es interessant für Privatbanken, dort mit einfachen und relativ kostengünstigen Angeboten Fuss zu fassen und die Kunden dann bei der Vermögensbildung über die Jahre hinweg zu begleiten. «Vorgemacht haben dies bereits Automarken des gehobenen Segments wie etwa Mercedes, die mit der A-Klasse explizit auf ein jüngeres Publikum zielten», ziehen die Berater den Vergleich.

Alternativszenario Exit

Nicht zu unterschätzen ist wohl, dass auch Affluent-Kunden nicht nur digital versorgt werden wollen. Bei bedeutenden Transaktion werden auch sie ein menschliches Gegenüber verlangen. Die Coronakrise hat nicht nur einen Digitalisierungsschub bewirkt, sondern auch die Rückbesinnung auf tradierte, zuverlässige und vertrauensbildende Werte und Services. Hiervon könnte das Swiss Private Banking profitieren.

Kurzfristig motivierend für den Aufbau einer Digitallösung kann nicht zuletzt auch der Erfolg der Neobanken wirken. «Einhörner» wie die deutsche N26 und die britische Revolut werden von den Investoren enorm hoch bewertet – infolgedessen lasse sich eine Digitallösung auch mit Blick auf einen späteren Verkauf hin aufbauen, sagen Rauser und Riemelt.

Gut möglich, dass die Geldgeber von Alpian – die Firma sammelte nach eigenen Angaben bereits 12,2 Millionen Franken bei Investoren ein – auch mit einem solchen Ausgang leben könnten.

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