Der Gewinn aller in der Schweiz tätigen Banken ist im vergangenen Jahr um fast 11 Milliarden Franken eingebrochen. Dies wegen einer der beiden Grossbanken. Warum ist dies bisher nicht bekannt gewesen?

Man reibt sich die Augen: Gemäss der am Donnerstag veröffentlichten Bankenstatistik der Schweizerischen Nationalbank (SNB) belief sich der aggregierte Gewinn im Jahr 2019 auf 800 Millionen Franken. Das ist eine Summe, die 10,8 Milliarden Franken unter dem aggregierten Gewinn vom Vorjahr liegt.

Nur 800 Millionen Franken Gewinn, erzielt von den 246 in der Schweiz registrierten Banken? Diese Zahl stimmt mit den von den Instituten publizierten Gewinnzahlen nicht überein. Die SNB schreibt hierzu, 216 Banken hätten Gewinne in der Höhe von 13,1 Milliarden Franken erzielt. 30 Banken hätten aber Verluste von 12,3 Milliarden Franken ausgewiesen.

Hohe Wertberichtigungen als Grund

Weiter schreibt die SNB, der Gewinneinbruch sei massgeblich durch eine Grossbank bedingt gewesen. UBS und Credit Suisse (CS) wiesen in ihren publizierten Jahresabschlüssen aber jeweils keine Verluste aus. Im Gegenteil: Zusammen wiesen sie einen Gewinn von rund 7,7 Milliarden Franken aus –von Gewinneinbruch keine Spur.

Die SNB schreibt weiter, die eine Grossbank habe ihre Bewertungsgrundsätze für Beteiligungen an anderen Konzerngesellschaften geändert. Dies habe habe zu hohen Wertberichtigungen geführt.

Auch davon war in den Jahresabschlüssen weder der CS noch der UBS die Rede gewesen. Die Aufklärung der riesigen Diskrepanz liegt im Wort «Stammhausabschluss». Die SNB betrachtete nämlich die Stammhausabschlüsse der Banken, nicht die Konzernabschlüsse.

Stammhaus und Konzern: Grosser Unterschied

Die SNB klärt weiter auf, dass zum Stammhaus – im Gegensatz zum Konzern – die Geschäftsstellen in der Schweiz sowie die rechtlich unselbständigen Filialen im Ausland gehören. Es fehlen also die Abschlüsse der selbständigen Tochtergesellschaften im In- und im Ausland.

Die Geschäfte zwischen den rechtlich selbständigen Einheiten konsolidieren die Banken aber in ihren Konzernabschlüssen. Darum ergeben sich insbesondere bei den Grossbanken hohe Abweichungen zwischen den Zahlen im Stammhaus und jenen im Konzern.

Es war die Credit Suisse

Ein Blick in die Geschäftsberichte der beiden Grossbanken zeigt: Es war die CS, die 2019 in ihrem Stammhaus einen gigantischen Verlust eingefahren hat, nämlich 11,4 Milliarden Franken. Die Ursache liegt tatsächlich in den Wertberichtigungen. Diese beliefen sich 2019 auf über 18 Milliarden Franken – im Vergleich zu 2,1 Milliarden Franken im Vorjahr.

Wo die CS die Wertberichtigungen vornahm, geht aus dem Geschäftsbericht von 2019 nicht hervor.  Für Unruhe bei CS-Aktionären und Mitarbeitern muss dieser zweistellige Milliardenverlust nicht sorgen. Er ist nicht nicht bilanzwirksam und schlägt sich nicht auf das Eigenkapital nieder.

Beteiligungen abgeschrieben

Die CS schreibt im Geschäftsbericht zu den Wertberichtigungen, diese lägen einer Änderung der Bewertungsrichtlinien begründet. Von einer Bewertung des Beteiligungsportfolios sei die CS per Ende 2019 zu einer individuellen Bewertung ihrer Beteiligungen übergegangen. Dabei handelt es sich um die Umsetzung einer Finma-Verordnung.  «Die heute von der SNB erwähnten Bewertungsanpassungen sind ein rein buchhalterisch bedingter Effekt, der nur für die Berichterstattung unseres Stammhauses nach Schweizer Bankengesetz gilt», hielt die CS in einem Statement fest.

 

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