Nach entbehrungsreichen Jahren boomen Hedgefonds wieder. Die Grossbank UBS lanciert nun ein Angebot, bei dem nur Fondsmanagerinnen zugelassen sind – und das sich im nächsten Crash bewähren muss.

Die UBS ist auch im Bereich der Hedgefonds auf die Frau gekommen. Die Grossbank hat jüngst die Carmen-Strategie lanciert, ein Dachfonds, der in zehn bis 15 verschiedene Sub-Hedgefonds investiert.

Der Clou dabei: die Gelder werden ausschliesslich an Fonds verteilt, bei denen Frauen in leitender Position sitzen oder die Investment-Entscheide beeinflussen, wie die britische Zeitung «Financial Times» (Artikel bezahlpflichtig) am Mittwoch berichtete.

Robuster, wenn's abwärts geht

Wie ein Blick in den Fondsprospekt zeigt, sind weibliche Investment-Entscheide tatsächlich das Ausschlusskritierium des Dachfonds. Ein ausgewählter Fonds könnte noch so erfolgreich sein – wird seine Leitung durch Männer ersetzt, fällt er sofort aus dem Spektrum. Die UBS begründete die Grundregel gegenüber der britischen Zeitung damit, dass Frauen in der Hegdefonds-Branche unterrepräsentiert seien, und dieser Fakt in keinem Zusammenhang mit ihren Fähigkeiten stehe.

Beides trifft zu. Frauen besetzen in der Hedgefonds-Szene nur 18,6 Prozent der Stellen, und ihre Zahl hat zuletzt noch abgenommen. Gleichzeitig deuten Studien daraufhin, dass von Frauen gemanagte Fonds in Abwärtsmärkten robuster sind.

Bei boomenden Börsen hinken ihre Fonds jedoch tendenziell hinterher. Gemäss dem Analysehaus HFR haben von Frauen verwalteten Vehikel im ersten Halbjahr im Schnitt 6,5 Prozent abgeworfen, während die Masse der Hedgefonds insgesamt 9,2 Prozent einspielte.

Top-Performerin aus der Schweiz

Allerdings gibt es in der gegenwärtigen Hausse Top-Peformerinnen, so bei der in der Schweiz beheimatete Quant-Boutique Systematica, die für ihre Anleger 14 Prozent einspielte. Chefin ist dort die gebürtige Brasilianerin Leda Braga, die auch schon als einflussreichste Hedgemanagerin gefeiert wurde.

Das Debut von Carmen kommt wohl nicht von ungefähr. Die Hedgefonds-Industrie profitiert derzeit massiv von den Marketing-Anstrengungen der Banken und Vermögensverwalter, die ihrer Kundschaft die Vehikel als Ausweg aus dem Tiefzinsumfeld und dem damit verbundenen Anlagenotstand nahelegen.

Von Jahresbeginn bis im vergangenen Mai flossen der Branche so geschätzte 39 Milliarden Dollar an Neugeld zu, womit sich die insgesamt verwalteten Vermögen auf 3,57 Billionen Dollar erhöhten. Dies nach Jahren höchst magerer Ausbeute, welche den Hedge-Managern hart zusetzten.

Empfindliche Rückschläge

Die Banken wiederum profitieren von den Geldflüssen in die traditionell hochrangigen Finanzprodukte, wie dieser Tage der Halbjahresabschluss der UBS zeigte.

Entsprechend wird das Segment weiter ausgebaut, obschon das Swiss Banking zuletzt auch Rückschläge mit solchen Vehikeln erlitt: Die New Yorker Finanzfirma Archegos Capital, mit der die Grossbanken UBS und Credit Suisse (CS) letzten März Hunderte Millionen Dollar verloren, arbeitete wie eine Hedgefonds.

Ende letztes Jahr hatte die CS zudem wegen des Hedgefonds York Capital Management rund 450 Millionen Dollar abschreiben müssen. Vergangenen Juni stoppte die CS dann das hoffnungsvolle Projekt der Arini-Fonds – schlicht, weil es zu riskant für die gebeutelte Bank gewesen wäre.

Günstiger als 2 & 20

Welche Fonds bei Carmen in die Kränze kommen, ist noch nicht ersichtlich. Ebensowenig, wie die bisherige Performance und die Vermögen bekannt sind, welche die UBS mit der Strategie bereits einsammeln konnte. Als Verwaltungsgebühr werden von der Bank 1,25 Prozent am investierten Vermögen erhoben – das ist weniger als die traditionellen «2 & 20», die sonst im Hedgefonds-Bereich anfallen.

Wie der Fondsprospekt festhält, handelt es sich bei Carmen um ein risikoreiches Produkt. Trotz der Fähigkeit der Fondsmanagerinnen, Verlustphasen abzufedern, kann die Wette sich also gegen die Anleger wenden. Der Name der Strategie kann dabei durchaus als Omen gelten: Carmen, die Hauptfigur der berühmten Oper von Georges Bizet, erweist sich für die anderen (männlichen) Protagonisten als höchst schicksalshaft.

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