Viele machen es schon – der Rest dürfte folgen. Europas Banken wollen Nachhaltigkeit als Faktor bei der Entlöhnung stärker berücksichtigen.

Die Zeiten, in denen allein die Finanz-Performance über die Höhe der Gehälter und Boni bei den Banken entschied, sind schon länger vorbei. Zu den so genannten Soft-Kriterien gesellt sich nun das Erreichen von Nachhaltigkeits-Zielen: Diese sollen ebenfalls darüber entscheiden, ob der Lohn-Scheck grösser oder kleiner ausfällt.

Die Bank-Regulatoren der EU haben die Institute aufgefordert, ihre Entlohnungs-Strukturen zu erweitern und auch die Ziele in Sachen Sorge um die Umwelt, Gesellschaft und gute Unternehmensführung (Environment, Social, Governance ESG) stärker einfliessen zu lassen.

Ziele für europäische Bankchefs

Laut einer Umfrage der Nachrichtenagentur «Bloomberg» (Artikel bezahlpflichtig) unter den 20 grössten EU-Banken hat bereits ein Grossteil der Institute entsprechende Kriterien in ihre Kompensationspläne aufgenommen oder arbeitet daran, dies zu tun. Bis Ende Jahr dürften die Veränderungen in den Boni-Regularien flächendeckend Einzug gehalten haben.

So gelte etwa bei der britischen Grossbank HSBC das Ziel für die Manager der Geschäftsführung, die Kohlendioxid-Emissionen der Bank zu senken und den Kunden dabei zu helfen, das Gleiche zu tun. Im vergangenen Jahr hätten CEO Noel Quinn und Finanzchef Ewen Stevenson in diesem Punkt ihre Ziele zu 85 Prozent erreicht, so der Bericht weiter.

Bei der italienischen Unicredit machen ESG-Ziele rund 10 Prozent der bonusrelevanten Ziele aus. Der Kreis derer, die an solchen Massstäben gemessen werden, wird bei der Bank erweitert und umfasst nun auch die so genannten Risk Taker mit Umsatzverantwortung.

Dank Ranking die Kurve gekriegt

Nicht allein an der finanziellen Performanz gemessen zu werden, kann auch von Vorteil sein. So wären etwa bei der französischen Banque Postale die allgemeinen Unternehmensziele ohne die ESG-Faktoren nicht erreicht worden. Die Corona-Krise hatte das Ergebnis stark belastet. Laut der Finanzchefin Adrienne Horel-Pages war der einzige Grund, dass die Mitarbeitenden im vergangenen Jahr überhaupt einen Bonus bekamen, dass die französische Postbank ihre Position im oberen Viertel eines ESG-Rankings halten konnte.

Dazu, auf welche Weise entsprechende Nachhaltigkeits-Kriterien in die Gehaltsstrukturen einfliessen, macht die europäische Bankaufsicht keine Vorgaben. Oft ist dies auch abhängig von den vom Unternehmen selbst gesteckten Zielen.

Als Nachzügler zu gelten, könne aber das Ansehen und damit letztlich auch das Geschäft schädigen. «Nachhaltigkeit ist ein Werttreiber», wird ESG-Chef Ingo Speich von der deutschen Deka Investment zitiert. «Firmen mit ESG-Kriterien beim Gehalt sind besser darin, nach vorne zu schauen und Risiken frühzeitig zu erkennen.»

Schweizer Finanzinstitute hinken hinterher

In der Schweiz spielt ESG bei den Gehältern der Finanzindustrie noch eine kleinere Rolle. Laut einer Studie des Beratungsunternhmens HCM vom September vergangenen Jahres wird Nachhaltigkeit in den Vergütungs-Systemen bei rund der Hälfte der grössten kotierten Schweizer Banken und Versicherungen reflektiert.

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