Die Nationalbank liebäugelt mit der Wiedereinführung des sistierten Eigenkapital-Puffers im Hypogeschäft der Banken. Das schmeckt der Branche gar nicht.

Wenn die 243 noch verbleibenden Schweizer Banken im Coronajahr 2020 fast 6 Prozent mehr Geschäftserfolg ausweisen konnten, so ist dies vor allem Handel geschuldet. Ganz anders das Zinsengeschäft: Dort war der Erfolg mit minus 0,9 Prozent leicht rückläufig, wie die am (heutigen) Dienstag publizierte Branchenstudie «Bankenbarometer» festhielt.

Nochmals Druck auf die Marge

Für die Banken ist das doppelt unangenehm. Der Zinserfolg stagniert nämlich schon seit Jahren. Gleichzeitig stellt das Geschäft mit Spareinlagen und Krediten die bedeutendste Einnahmequelle des Swiss Banking dar, wie die Schweizerische Bankiervereinigung (SBVg) zur Studie kommentierte: Die Hypothekar-Forderungen von deutlich mehr als 1’000 Milliarden Franken sind der wichtigste Aktivposten in den Büchern hiesiger Geldinstitute.

Seit Jahren leidet dieser Posten unter Margenerosion, und nun kommt es noch schlimmer: Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat durchscheinen lassen, dass sie den sistierten antizyklischen Kapitalpuffer auf Hypothekar-Krediten wieder aktivieren will. Dies, nachdem die Währungshüter während des Corona-Shutdowns vom Frühling 2020 das ursprünglich im Jahr 2014 eingeführte Instrument ausgesetzt hatten.

Das nun wieder zusätzlich zu hinterlegende Eigenkapital würde das Geschäft der Banken verteuern – und die Margen nochmals drücken. Schon in seinen nächsten Sitzungen könnte der Bundesrat der Reaktivierung des Puffers zustimmen.

Die Preistreiber von ausserhalb

Über diese Aussicht ist Banken-Lobby gar nicht erfreut, wie deren Vertreter vor Journalisten deutlich machten. «Man muss sich schon fragen, ob die Kapitalpuffer die richtigen treffen», hiess es bei der SBVg. Und: es wäre wichtig, dass bezüglich der Risiken am Immobilienmarkt «das Spotlight nicht nur auf die Banken gehalten» werde.

Aus Sicht der Banken ist der massive Preisanstieg am Immobilienmarkt – vergangenes Jahr waren es zwischen 4 und 5 Prozent – den branchenfremden Akteuren geschuldet, zumal den Pensionskassen. Weil diese nicht so streng reguliert würden wie die Banken, hätten sie die Preisführerschaft im Neugeschäft vielfach übernommen und seien Treiber für die Hausse am Häusermarkt.

Es sei an der Zeit, so die SBVg weiter, dass die SNB dies berücksichtige und die Nichtbanken auch in ihrem Bericht zur Finanzstabilität unter Beobachtung nehme.

So dramatisch?

Wobei klar ist, dass die Banken mit ihrer Kritik nicht weiter gehen können: Der für die Stabilität des Schweizer Finanzsystems zuständigen SNB wie auch dem Bundesrat vermögen sie beim Entscheid über die Kapitalpuffer nicht dreinzureden. Und dass die erneute Aktivierung angesichts der jetzigen Corona-Lage nur logisch ist, musste sogar die SBVg eingestehen. Dennoch – die Branche wittert ungleiche Spiesse.

Zurecht? Eine unlängst vom Hypothekarvermittler Moneypark publizierte Studie zur Vergabe neuer Hypotheken ist diesbezüglich erhellend. Im vergangene Halbjahr konnte die Pensionskassen ihre Vergabe um 27 Prozent auf insgesamt 19 Prozent am Neugeschäft steigern. 18 Prozent bestritten die Versicherer, während der Anteil der Banken um 1 Prozent schrumpfte. So weit, so dramatisch.

Mehr als zwei Drittel bei den Banken

Allerdings: Knapp 70 Prozent aller neuen Hypothekar-Abschlüsse wurden bei Moneypark im ersten Halbjahr 2021 dennoch an eine Bank vermittelt. Und weiterhin finden sich mehr als 90 Prozent der ausstehenden Hypotheken in den Büchern von Banken.

Wie SNB und Bundesrat diese Zahlen gewichten werden, steht noch aus. Sicher ist, dass die Puffer-Problematik sehr bald für die Branche ins Spotlight rückt.

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