Die Credit Suisse hat mit ihrer Einheit in Deutschland im Jahr 2020 einen Verlust erwirtschaftet, wie offizielle Zahlen erstmals zeigen. Der Blick ins Detail verrät, dass die Geschäfte gar nicht so schlecht gelaufen sind.

Die Grossbank Credit Suisse (CS) hat für das Jahr 2020 mit ihrer Banken-Tochter in Deutschland einen Verlust von rund 26,2 Millionen Euro erlitten. Dies geht aus dem offiziellen Geschäftsbericht hervor, der finews.ch vorliegt. Dies Grossbank muss solche Angaben im Nachbarland publizieren, weil sie dort über eine separate Bankenlizenz verfügt. Im Jahr davor, also 2019 war es noch ein Gewinn von 5,6 Millionen Euro gewesen.

Die Bank äussert sich auf Anfrage nicht zum Fehlbetrag. «Die Credit Suisse legt ihre Finanzergebnisse nur auf Gruppen- und Divisionebene offen», hiess es gegenüber finews.ch. Wie bedeutsam für das Schweizer Geldhaus ihre Deutschland-Geschäfte sind, führte die CS aber weiter aus. «Deutschland bleibt ein zentraler Wachstumsmarkt.» Dort wolle das Kreditinstitut weiterhin in «ein Höchstmass an Service und Kompetenz für die deutsche Kundschaft» investieren, hiess es zudem.

Brexit schlägt zu Buche

Der Blick ins Detail offenbar derweil mehrere Effekte, die den Verlust der deutschen Einheit in anderes Licht rücken. Da ist gemäss Lagebericht zunächst die Erhöhung der Pensionsrückstellungen von 11,2 Millionen Euro zu erwähnen, die vorgenommen wurden und in der Rechnungslegung meist ohne Zutun des Managements angepasst werden müssen.

Der Verlust geht aber noch auf andere Umstände zurück. Aufgrund der Vorbereitungen für den Brexit stiegen bei der CS Deutschland die Verwaltungs-Aufwendungen stark an. Damit ist der Umstand gemeint, dass die CS einige ihrer Aktivitäten von London nach Frankfurt verlagert und in der deutschen Finanzmetropole einen Lending-Hub aufgebaut hat.

Explosion der Bilanz

Dies lässt – neben dem einmaligen Anfall von Umstellungskosten — auch den Anstieg der Bilanzsumme von rund 1,5 auf 2,6 Milliarden Euro erklären, weil diese Geschäfte vorher nicht in der deutschen Rechtseinheit auf den Büchern waren. Die ausserbilanziellen Verpflichtungen sind im Geschäftsjahr zudem um 2,7 Milliarden Euro gestiegen. Dies durch den Ausbau des Kreditgeschäfts, hiess es weiter.

Auch der Anstieg der Risikovorsorge, der eigens aus der Jahresrechnung hervorgeht, ist ebenfalls dem Brexit geschuldet. Durch die Verlagerung der Geschäfte legte die Kennzahl im entsprechenden Jahr im Einzelabschluss nämlich ganz natürlich zu.

Insgesamt ging es 2020 im Zinsergebnis um fast 10 Millionen Euro nach oben und damit in den positiven Bereich.

Superreiche aus der Schweiz heraus betreut

Die CS tätigt in Deutschland kein Privatkunden-Geschäft mehr. Aktivitäten mit dortigen Superreichen werden aus der Schweiz betreut, weshalb die Geschäfte auch in der Schweiz verbucht werden. Eine Management-Sicht auf die Deutschland-Geschäfte würden solche Aspekte berücksichtigen und die Bedeutung des Marktes unterstreichen.

Im Investmentbank-Geschäftsfeld Capital Markets & Advisory stieg ausserdem der Marktanteil bei den erzielten Einnahmen von 3,1 Prozent auf 6,3 Prozent, steht im Rapport. Dies war einerseits darauf zurückzuführen, dass ein Teil der Beratungsmandate aus 2019 in 2020 zum Abschluss kam, und andererseits auf eine erhöhte Zahl gewonnener Mandate im Verlauf des Geschäftsjahres in den Produktfeldern M&A und Equity Capital Markets.

Das Kreditvolumen konnte in 2020 um 3,5 Milliarden Euro ausgebaut werden, lautet es bei der Einschätzung der Geschäftsentwicklung.

«Deutscher» IPO in New York

Öffentlich bekannt geworden ist die Zusammenarbeit mit dem Tübinger Corona-Impfungs-Entwickler Curevac, der einen Börsengang (IPO) an der US-Börse Nasdaq lancierte, und eine Transaktion mit dem Bayer-Konzern. Letzterer veräusserte die Geschäftseinheit Animal Health mit Hilfe der Bank an das US-Unternehmen Elanco. Hier bekommen die deutschen Kunden also ein globales Produkt geliefert, dass sich je nachdem, wie die Aufteilung der Arbeitsanteile weltweit ausfällt, in anderen Einheiten als der Deutschen abgebildet wird.

Spiegelt man die Position der CS im deutschen Investmentbanking mit öffentlichen Daten des Analysehauses Dealogic, so fällt auf, dass die Grossbank im Geschäft mit Fusionen und Übernahmen (M&A) in der Kategorie Deutschland und Österreich nach J.P. Morgan sowie Goldman Sachs als Dritte auf dem Siegertreppchen steht. Der Marktanteil bezogen auf die Erträge beträgt dabei rund 8 Prozent. Die Schweizer Grossbank UBS kommt in diesem Segment nur auf Platz acht mit einem Marktanteil um die 5 Prozent.

UBS kaum sichtbar

Im Geschäft mit Leveraged Loans landet die CS in der Zwei-Länder-Betrachtung sogar nach dem Platzhirsch Deutsche Bank auf dem zweiten Platz. Die UBS schafft es hier auf den sechsten Rang. Die Marktanteile der Schweizer Konkurrenten belaufen sich auf 8,5 beziehungsweise 6,3 Prozent.

Und bei den IPO landet die CS mit einem Marktanteil von rund 7 Prozent auf Platz 5 – von Konkurrenz aus der Schweiz fehlt im Ranking unter den Top-10 aber jegliche Spur.

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