Die Schweizer Banken können das vergangene Jahr als absoluten Erfolg abbuchen. Ihre verwalteten Vermögen haben neue Höchstmarken erreicht, wie eine Zusammenstellung von finews.ch zeigt. Doch 2022 ist nichts mehr wie vorher. 

Die Kombination aus starken Neugeldzuflüssen und günstigen Marktbedingungen führte zu einem Rekordjahr für die Schweizr Banken respektive für deren verwalteten Vermögen (Assets under Management, AuM), wie eine Auswertung von finews.ch zeigt.

Für das gute Abschneiden gibt es verschiedene Gründe: Erstens bewog das anhaltende Tief- oder gar Negativzins-Umfeld viele Anlegerinnen und Anleger noch vermehrt dazu, in Aktien zu investieren, was wiederum die Bewertungen vieler Unternehmen in ungeahnte Höhen trieb.

Flucht in die Sicherheit

Gleichzeitig brachten viele Kundinnen und Kunden weitere Teile ihrer Vermögen zu top-soliden Geldhäusern; hier profitierten vor allem die Staatsinstitute (Kantonalbanken) sowie die einschlägigen Schweizer Privatbanken, wo die Teilhaberinnen und Teilhaber zum Teil noch immer mit dem eigenen Vermögen haften.

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Schliesslich trug die wirtschaftliche Erholung im vergangenen Jahr dazu bei, dass sich viele Unternehmen sehr gut entwickelten, was wiederum ihre Bewertungen an der Börse stimulierte. Und 2021 schien die viel zitierte Zinswende noch in weiter Ferne zu liegen.

Inflation – doch nicht temporärer Natur

Wenn man von Teuerung sprach, dann war sie zumeist von «temporärer Natur». Alle diese Ingredienzen verhalfen den Banken, rekordhohe Zuflüsse zu verbuchen, so dass ihre verwalteten Vermögen massiv zulegten.

Es überrascht nicht, dass die UBS erneut die grösste Vermögensverwalterin ist, mehr als doppelt so viel wie die zweitplatzierte Credit Suisse (CS). Aufgrund der Skandale rund um Greensill Capital und Archegos Capital Management musste die CS im vergangenen Jahr nicht nur horrende Verluste hinnehmen, sondern büsste auch massiv an Reputation ein, was das Neugeld – insbesondere im Wachstumsmarkt Asien – in engen Grenzen hielt.

Horrende Inflation

Vieles deutet darauf hin, dass die Bäume im laufenden Jahr nicht weiter in den Himmel wachsen werden. Die fortgeschrittene Inflation belastet bereits seit Januar 2022 die Finanzmärkte; der Ende Februar 2022 ausgebrochene Angriffskrieg Russlands in der Ukraine hat die Finanzmärkte vollends erschüttert.

Die eingetretene Zinswende, die mittlerweile horrende Inflation sowie die abkühlende Weltwirtschaft bieten keine guten Voraussetzungen mehr für nachhaltig steigende Aktienkurse und für sich weiter mehrende Vermögen.

Neues Kapitel

Zwar ist die Volatilität an den Börsen derzeit sehr hoch, was die Handelsergebnisse der Banken beflügeln wird, trotzdem dürfte 2022 als ein Jahr der Zeitenwende in die Annalen der Finanzgeschichte eingehen – und somit auch ein neues Kapitel für die Banken aufschlagen.

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