Seit gut sieben Jahren führt Duncan MacIntyre die britische Niederlassung von Lombard Odier. Die Genfer Privatbank wächst dort rasant, wie er im Gespräch mit finews.ch erklärt. Bedient wird auch ein Segment, das in Grossbritannien zu reden gibt.

Duncan MacIntyre war einst für Coutts, die Privatbank der britischen Queen, tätig gewesen. Seinen Wechsel zu Lombard Odier im Jahr 2015 scheint er aber nie bereut zu haben: Nach sieben Jahren als zuständiger für den Markt im Vereinigten Königreich sitzt der Bankmanager fest im Sattel bei der Genfer Privatbank in London – und kann trotz Brexit, Corona-Krise, geopolitischen Unsicherheiten und Zinswende ansprechende Ergebnisse vorweisen.

So verwaltet Lombard Odier im Grossbritannien-Geschäft inzwischen ein Milliardenvermögen für Kunden. «Es ist uns dabei gelungen, die Kundengelder signifikant zu steigern – in den vergangenen zweieinhalb Jahren kletterten die Vermögen um 25 Prozent», sagt MacIntyre im Gespräch mit finews.ch. Die verwalteten Vermögen sind ihm zufolge je hälftig auf Onshore-Offshore verteilt.

Ebenfalls habe sich die Zahl der Kundenberater, die inzwischen für den Markt tätig sind, um einen Viertel auf rund 30 erhöht. «In den nächsten fünf Jahren möchten wir den Bestand verdoppeln», erklärt der Private Banker. «Dann sollten wir gut aufgestellt sein um nachhaltig wachsen zu können in den nächsten Jahren.»

Weiterer Ausbau in Zürich

Sein Team sitzt dabei nicht nur in der Londoner «City», sondern auch in Genf und Zürich. Gerade die Limmatstadt ist für das Grossbritannien-Geschäft besonders wichtig geworden, wie der Länderchef betont. Die Bank habe hier jüngst einige Top-Leute einstellen können; nun sehe man sich nach weiteren Ergänzungen für das Team um.

«Im Grossbritannien-Geschäft fassen wir das traditionelle Private Banking mit Briten vor Ort, das wichtige Onshore-Business mit Res-Non-Dom-Kunden, dass Offshore-Geschäft von der Schweiz aus sowie das Trust-Geschäft vor allem auf den Kanalinseln zusammen», zählt er den breiten Strauss an Diensten unter seiner Obhut auf.

Kontroverse um Frau von Finanzminister

Gerade die reichen Ausländer mit Einwohner-Status geben derzeit in Grossbritannien zu reden. Dies nicht nur in Zusammenhang mit russischen Superreichen, die «Londongrad» zu ihrem Lebensmittelpunkt gemacht haben und nun teils von Sanktionen wegen des Ukraine-Kriegs betroffen sind. Für viel Aufregung sorgt gerade Akshata Murty, die Ehefrau von Finanzminister Rishi Sunak. Dies, seit herausgekommen ist, dass sie Dividenden von 11,5 Millionen Pfund (knapp 14 Millionen Franken), die sie aus Quellen aus dem Ausland bezieht, vor Ort nicht versteuert.

Das ist rechtens, da die Besteuerung von Ausländern in Grossbritannien nur auf deren dort erzielten Einkommen erfolgt. Dennoch hat sich darüber eine Kontroverse entsponnen, die dem Minister selber gefährlich werden könnte. Das wäre auch für die Schweiz ein Rücksetzer, ist Sunak doch ein Treiber der Annäherung zwischen den beiden Finanzplätzen.

Zwischen den grossen Häusern und den Mayfair-Boutiquen

Die komplexen Steuerfragen rund um die Res-Non-Dom-Kunden hat Lombard Odier inzwischen automatisiert, was als zusätzlicher Sicherheitsfaktor dienen dürfte. «Neuerdings können wir die gesamten Buchungen über die Grenzen hinweg mit der bank-eigenen IT sogar automatisch abbilden», berichtet MacIntyre.

Auch intern ist es dem Manager seit seiner Ankunft bei der Genfer Privatbank gelungen, Grenzen abzubauen. Laut MacIntyre haben Kunden für Onshore- und Offshore-Buchungen jetzt stets dasselbe Team, das sie betreut. «Wir haben damit die internen Rivalitäten und Hürden aufgelöst, die es im Auslandsgeschäft von Banken oftmals gibt.»

Ebenfalls ist den Kundenberatern von Lombard Odier klar, wofür die Privatbank im Grossbritannien-Geschäft steht. Lombard Odier positioniert sich nämlich zwischen den beiden Lagern der Industrie, die sich immer mehr abzeichnen: Einerseits die Universalbanken, die vermögenden Kunden die ganze Breite der Palette anbieten, und die Boutiquen, wie sie im noblen Londoner Viertel Mayfair anzutreffen sind. Diese zielen auf die Vermögensverwaltung für internationale Familien, müssen aber Research und IT extern einkaufen.

Achse Schweiz-Grossbritannien noch in diesem Jahr?

«Wir fokussieren auf Privat Banking mit dem Ziel des Vermögenserhalts, und bieten Zugang zu einem eigenen Investment-Research für Wealth-Management-Kunden und eine führende Technologie-Plattform, was nur wenige Anbieter so vorweisen können», sagt der Länderchef.

Sehr gelassen gibt sich der Private Banker auch gegenüber den Folgen des Ende 2020 erfolgten Brexit, den er inzwischen als weniger negativ als befürchtet wahrnimmt. «Wir sehen keinen Rückgang des Kundeninteresses in unserem Geschäft. Es stellt sich heraus, dass London als ein führendes Finanzzentrum Europas nur sehr schwer zu ersetzen ist», weiss McIntyre zu berichten. Mehr noch: mit den jüngsten Krisen habe die «City» sogar als «sicherer Hafen» für Gelder aus dem Ausland profitiert. Dank des Brexit seien zudem der britische und der Schweizer Finanzplatz zusammengerückt, gibt er zu bedenken.

«Ich rechne fest damit, dass ein offizielles Abkommen noch dieses Jahr zustande kommt», sagt MacIntyre, der im britischen Pendant zur Schweizerischen Bankiervereingung sitzt.

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