Trotz Crash halten viele Bitcoin-Investoren an der weltweit grössten Kryptowährung fest – allerdings immer öfters nicht an den Krypto-Börsen.

Etliche Anleger ziehen ihre Bitcoins ab und verstauen sie stattdessen in Krypto-Wallets. Einer Analyse des Bockchain-Research-Unternehmens Glassnode zufolge sind die Guthaben an den Börsen seit dem Höchststand vom 20. Januar um mehr als 20 Prozent gefallen.

Offenkundig beherzigen Bitcoin-Anleger zunehmend den Leitspruch «Not your keys, not your coins». Der in Krypto-Kreisen weit verbreitete Ausspruch spielt darauf an, dass Anleger, die ihre Krypto-Währungen auf Börsen liegen lassen, nicht wirklich im Besitz der Coins sind. Nur wer die privaten Schlüssel beispielsweise in einer Hardware-Wallet verwahrt, ist auch der tatsächliche Besitzer der Coins.

Gewinner der Vertrauenskrise

Vom angeschlagenen Vertrauen in Krypto-Währungen und den massiven Krypto-Abhebungen bei den zentralen Börsen profitieren nun die Anbieter von Hardware-Wallets. So erklärt Pascal Gauthier, CEO des Hardware-Wallet-Kryptounternehmens Ledger, in einem Gespräch mit «Cointelegraph», dass die Einnahmen des Unternehmens während des Krypto-Winters 2018 um etwa 90 Prozent gesunken seien. Dieses Jahr sei dies jedoch nicht der Fall.

«Jedes Quartal machen wir so viel Umsatz wie das gesamte Jahr 2020, das ein sehr gutes Jahr für Ledger war. Im Moment sind wir im Vergleich zum Vorjahr immer noch im Plus, was uns zeigt, dass dieser Bärenmarkt anders ist», hält der Ledger-CEO fest.

Coinbase-Meldung löst Umsatzsprung aus

Profitiert hat das Unternehmen unter anderem von einer Mitteilung der US-Krypto-Börse Coinbase. Im Mai machte die an der Wall Street börsenkotierte Coinbase auf ein Risiko aufmerksam, das vielen Anlegern wohl nicht bewusst war. Aus Unterlagen der US-Börsenaufsicht SEC ging hervor, dass die auf Coinbase eingelagerten Krypto-Vermögen der Nutzer «als Teil der Insolvenzmasse im Falle eines Konkursverfahrens» betrachtet werden könnten.

Auch wenn Coinbase umgehend versicherte, dass sich die Kunden nicht um ihr Geld sorgen müssen, führte diese Meldung zu Abflüssen. «Wir haben nach der Veröffentlichung dieses Berichts 2 Millionen Dollar Umsatz pro Tag gemacht», sagte Gauthier. «Die Leute haben einfach gemerkt, dass ihre Krypto-Währungen nicht sicher waren».

Riskante Verwahrung

Einen weiteren Schub verzeichnete Ledger, nachdem Celsius Kundengelder eingefroren hatte und Gerüchte aufgekommen waren, dass BlockFi das Gleiche tun könnte. «Die Leute stürzten sich auf unsere Produkte, um ihr Geld an einen sicheren Ort zu bringen», kommentierte Gauthier die laufende Krise bei Krypto-Kreditgebern.

Auch andere Anbieter von Hardware-Wallets verzeichnen in diesem Bärenmarkt Umsatzsteigerungen. So hält Josef Tětek, Bitcoin-Analyst bei Trezor, gegenüber Cointelegraph fest, dass das Unternehmen ebenfalls einen deutlichen Anstieg des Interesses an Trezor-Geräten verzeichnen konnte. «Die Anleger finden heraus, dass die Aufbewahrung ihrer Coins an Börsen und bei Depotbanken sehr riskant sein kann, also suchen sie natürlich nach Optionen zur Selbstverwahrung.»

Talsohle erreicht?

Derweil nähert sich das Bitcoin-Netzwerk dem Research von Glassnode zufolge einem Zustand, in dem fast alle spekulativen Einheiten und Markttouristen vollständig entfernt worden seien. Die On-Chain-Aktivität ist Anfang Juli um 13 Prozent gegenüber den Höchstständen vom November gefallen – ein Niveau, das zuletzt in den Bärenphasen von 2018 und 2019 gesehen wurde.

Eine hohe Aktivität wird oft mit einem Zustrom neuer Nachfrage, erhöhter Spekulation und  normalerweise mit Bullenmärkten in Verbindung gebracht. Geringe Aktivität ist dagegen vielfach gleichbedeutend mit stark reduzierter Nachfrage, nachlassendem Interesse und ist typisch für Bärenmärkte.

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