Im Investmentbanking übernehmen Banken bei den Abschlüssen von Firmenübernahmen oft Risiken in Form von Brückenkrediten. Das lukrative Geschäft avanciert nun zu einem 100-Milliarden-Dollar-Risiko.

Eine Gruppe von Banken unter der Führung der britischen Barclays und der Bank of America hatten bei der Übernahme des Bezhahlterminal-Anbieters Worldline durch die Private-Equity-Firma Apollo hohe Überbrückungskredite gesprochen. Nun haben die Banken diese so genannten Bridge-Loans im Volumen von mehr als 1 Milliarde Dollar an das Fondshaus Pimco verkauft, wie die britische Zeitung «Financial Times» (Artikel bezahlpflichtig) unter Berufung auf Kreise schreibt.

Die französische Firma Worldline ist in der Schweiz keine Unbekannte: Im Jahr 2018 hatte die Schweizer Börsenbetreiberin SIX ihr Terminal-Geschäft an Wordline verkauft. Seither hält SIX eine Minderheitsbeteiligung an der Käuferin, welche zu einem wichtigen Treiber – im guten wie im schlechten Sinne – des Fimenergebnisses geworden ist.

Einbruch der Märkte

Pimco jedenfall hat nun mit den Worldline-Krediten augenscheinlich ein Schnäppchen gemacht. Der auf Anleihen spezialisierte Fondsmanager hat laut dem Zeitungsbericht den Rückstau an Buyout-Krediten mit einem deutlichen Abschlag übernommen und sei der einzige Käufer gewesen, heisst es weiter.

Weltweit seien die Investmentbanken mit Verlusten aus Überbrückungskrediten in Höhe von mehreren Milliarden Dollar konfrontiert, heisst es weiter. Die Kredite wurden zur Unterstützung von fremdfinanzierten Übernahmen aufgenommen. Dann habe der Einbruch der Märkte die Umschichtung der Schulden in Spezialfonds erschwert.

Verluste durch sinkende Bewertungen

In der Regel zeichnen bei fremdfinanzierten Übernahmen die Banken zunächst die Schulden und verkaufen sie dann an Fonds und andere Investoren. Das bedeutet, dass die Konsortialbanken Verluste erleiden können, wenn die Anleger einen niedrigeren Preis als ursprünglich erwartet zahlen. Wenn der Appetit der Investoren sehr gering ist, kann ein Geschäft «hängen» bleiben. Das bedeutet, die Banken müssen die risikobehafteten Schuldtitel in ihren eigenen Bilanzen halten.

Üblicherweise werden Buyout-Darlehen in einem öffentlichen Verfahren an eine Vielzahl verschiedener Fonds verkauft. Doch Banken würden sich zunehmend dafür entscheiden, sie an einzelne oder eine Handvoll grosser Investoren weiterzugeben.

Bereits im vergangenen Mai habe Pimco Schuldtitel im Wert von mehr als 500 Millionen Euro übernommen, welche die Übernahme des britischen Supermarkts Morrisons abgesichert hatten, so der Bericht weiter. Eine Gruppe von Investmentbvanken unter der Führung des US-Hauses Goldman Sachs hätten diese zu 85 Cent pro Euro verkauft, also mit einem Abschlag von 15 Prozent. Seitdem sei der Wert dieser Anleihen jedoch weiter gesunken, so dass Händler sie jetzt mit nur noch auf 79 Cent taxieren würden.

Jamie Dimon rechtfertigt sich

Die Verluste aus fremdfinanzierten Buyout-Krediten hätten sich in den Ergebnissen der Investmentbanken niedergeschlagen. So hatte die Bank of America im Ergebnis zum zweiten Quartal Abschläge in Höhe von 320 Millionen Dollar auf ihre Leveraged-Finance-Darlehen verbucht. Der das wurde auf «extreme» Bewegungen an den Märkten zurückgeführt.

Die Wall-Street-Konkurrentin J.P. Morgan musste im gleichen Zeitraum 257 Millionen Dollar an Abschreibungen auf ihren Überbrückungskrediten hinnehmen. CEO Jamie Dimon sagte jedoch, der Schaden sei geringer als bei einigen anderen Banken.

Erinnerungen an 2007

«Hier können viele Leute viel Geld verlieren, und wir haben nur wenig verloren», kommentierte Dimon. J.P. Morgan musste Schulden in Höhe von 1 Milliarde Pfund umschichten, die aus der Übernahme des britischen Online-Glücksspielunternehmens 888 durch den Konkurrenten William Hill stammen.

Dimon schätzte, dass der ausstehende Betrag an Überbrückungskrediten bei den Wall-Street-Banken bei etwa 100 Milliarden Dollar liegt. Das sei deutlich weniger als die fast 500 Milliarden Dollar vor der Finanzkrise 2007. So kann man es natürlich aus sehen.

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