In einer hoch emotionalen Ansprache an der letzten Generalversammlung der Credit Suisse übte CS-Präsident Axel Lehmann ein überraschend hohes Mass an Selbstkritik. Er sprach von Überrumpelung, Schmerzen, Verbitterung, der angehäuften Skandalserie und der Trauer, die am Ende nun zurückbleibe.   

Mit einem Grossandrang an Aktionärinnen und Aktionären und unter höchsten Sicherheitsvorkehrungen hat am Dienstag die letzte Generalversammlung (GV) Credit Suisse (CS) begonnen. Die Schweizer Grossbank wird im Zuge der kürzlich verordneten Staatsrettung durch die Konkurrentin UBS übernommen.

Die letzte CS-GV war noch vor den letzten Turbulenzen einberufen worden. Entsprechend wurden auch diverse Traktanden von der Liste wieder gestrichen; unter anderem die Auszahlung einer Dividende sowie eines Bonus' für Top-Führungskräfte, welche die Reorganisation der Bank hätten vollziehen sollen. Daraus wird nun nichts. 

Fatale Woche im März

In seiner Eröffnungsansprache räumte CS-Präsident Axel Lehmann ein, dass «heute ein trauriger Tag» sei, «für Sie, und auch für uns. Ich kann die Verbitterung, die Wut, den Schock von allen ermessen, die von der Entwicklung enttäuscht sind, die sich überrumpelt fühlen, die betroffen sind.», sagt Lehmann.

«Wir wollten das Steuer mit aller Kraft zum Guten wenden», sagte er weiter. «Dass die Zeit dafür nicht da war, und dass nach dieser fatalen Woche im März unsere Pläne durchkreuzt wurden, das schmerzt mich und tut mir aufrichtig leid. ...dass wir Sie alle enttäuscht haben, dafür bitte ich um Entschuldigung», so der CS-Präsident weiter.

Bittere Realität

Lehmann versicherte vor den Aktionärinnen und Aktionären, dass die Verantwortlichen mit aller Kraft für eine erfolgreiche Wende gekämpft hätten. Ulrich Körner und ihm sei bewusst gewesen, dass eine so tiefgreifende strategische und kulturelle Transformation Zeit brauche, und dass die Bank im ersten Jahr der Umsetzung am verwundbarsten sein würde. Doch die Monate von Oktober (Tag der Investorenpräsentation/Reorganisation) hätten nicht gereicht.

«Altlast um Altlast hatten schon zuvor das Vertrauen erschüttert – und mit dem Vertrauen erodierte die Geduld. Daran sind wir gescheitert», sagte Lehmann. «Es ist eine bittere Realität, dass die Strategie die Zeit nicht hatte, um zu wirken.»   

Angehäufte Skandalserie

«Wir haben es nicht geschafft, die in der Vergangenheit angehäuften Skandalserien und die vielen negativen Schlagzeilen mit positiven Fakten auszugleichen und das erschütterte Vertrauen wieder herzustellen», sagt der CS-Präsident.

Die CS habe für 167 Jahre zur Schweiz gehört. Für viele ehemalige und jetzige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, für Kundinnen und Kunden, Mitbürgerinnen und Mitbürger bilde diese Bank einen Teil unseres Schweizer Verständnisses – und des globalen Finanzmarkts, so Lehmann weiter. Doch am Niedergang der CS, den Umständen und diversen Einflussfaktoren lasse sich nichts mehr ändern.

Verbitterung, Unmut und Trauer

«Die CS in ihrer gewohnten Form kann es leider in Zukunft nicht mehr geben. Zurück bleiben die verständliche Verbitterung und der Unmut und – gerade bei den langjährigen Mitarbeitenden – auch die Trauer über das Ende einer Bank, an die wir bis zuletzt geglaubt haben», sagte Lehmann.

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