Trotz Credit-Suisse-Integration darf die UBS nie ausser Acht lassen, dass sie ihren Aktionärinnen und Aktionären eine Rendite auf das eingesetzte Kapital schuldet. Je schneller Klarheit darüber herrscht, desto besser. Doch die Risiken sind enorm, wie eine Analyse von finews.ch zeigt.

In der ganzen Begeisterung um Inklusion, Gender-Diversity und regenbogenfarbene Fahnen an den Hausfassaden im Juni scheint zuweilen die Tatsache vergessen zu gehen, dass die Schweizer Grossbank UBS in erster Linie ein gewinnorientiertes Unternehmen ist, das seinen Aktionärinnen und Aktionäre nachhaltig die höchstmögliche Rendite auf das eingesetzte Kapital liefern sollte.

Hinzu kommt, dass in diesen Wochen und Monaten die vom Staat angeordnete Integration der Rivalin Credit Suisse (CS) das Management wie auch letztlich die gesamte Belegschaft unvorstellbar absorbiert.

Komplexe Restrukturierungs-Story

So läuft die UBS Gefahr, aufgrund von äusseren Einflüssen von ihrem bisherigen Erfolgskurs abzukommen. Symptomatisch dafür hat sich die Aktie der grössten Schweizer Bank in den vergangenen drei Monaten höchst erratisch und entsprechend orientierungslos zwischen 17 Franken und 19 Franken bewegt.

Bereits vor einigen Wochen brachte der Vontobel-Finanzanalyst Andreas Venditti die Wandlung der UBS treffend zu Ausdruck, als der sagte: «Die UBS hat sich von einem kapitalgenerierenden Unternehmen mit hoher Kapitalrendite für Aktionäre hin zu einer komplexen Restrukturierungs-Story gewandelt.»

Sehr hohe Erwartungen

Die grosse Frage lautet entsprechend, wird es die letzte Schweizer Grossbank schafft, den hohen Erwartungen aller gerecht zu werden? Vorerst sind einige Risiken und Unwägbarkeiten zu meistern respektive zu beseitigen, um diese Frage zu beantworten, wie eine Analyse von finews.ch zeigt.

1. Geringere Skalenerträge im Private Banking

(Bild: finews.ch)

Schon jetzt ist klar, dass ein Grossteil der grösseren CS-Kundendepots nicht zur UBS fliessen werden. Dies aus verschiedenen Gründen: Manche Kunden wollen prinzipiell nicht zur UBS, andere Klienten wiederum sind bereits daran, die Bank zu wechseln, oder sie werden es noch tun, weil sie ihnen zu monolithisch ist. Das drohende Risiko für die UBS sind in diesem Fall geringere Skalenerträge als erwartet.

2. Kostensenkungen unter den Argusaugen der Öffentlichkeit

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(Bild: Shutterstock)

Die neue UBS will und muss Kosten senken. Allerdings wird dies im Wahljahr 2023 unter dem staatspolitischen Radar nicht einfach sein, zumal bankenkritische Kreise umso grössere Konzessionen einfordern werden.

Lässt sich das UBS-Management allzu sehr davon beeinflussen, geht die Bank das Risiko ein, zu wenig effizient zu sein und damit im internationalen Wettbewerb ins Hintertreffen zu geraten.

3. Falsche Risikogewichtung

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(Bild: Keystone)

Wie üblich im Banking, herrscht auch bei der Betrachtung der CS-Integration ein Herdentrieb oder zumindest eine Mainstream-Sicht. Alle Augen richten sich auf das Investmentbanking, das aus Risikoüberlegungen abgebaut werden soll. Das ist schön und gut, und UBS-Chef Sergio Ermotti (Bild oben) hat dies am Beispiel der UBS von 2011 höchst erfolgreich praktiziert.

Doch Risiken schlummern auch in anderen Divisionen der UBS: Im globalen Wealth Management etwa avanciert die UBS zur grössten Marktführerin und geht damit ein gehöriges Klumpenrisiko ein, das ihr Compliance-mässig zum Verhängnis werden könnte.

Und im Asset Management läuft die UBS Gefahr, von der kritischen Grösse her langfristig nicht in den vordersten Rängen mitzumischen, sofern ist keine substanzielle Übernahme tätigt. Aber das wird sich noch zeigen (vgl. Punkt 7)

4. Auch «Bad News» kommunizieren

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(Bild: Shutterstock)

Unsachgemässe oder ausbleibende Kommunikation ist ein enormer Risikofaktor, wie es das Beispiel der CS im vergangenen Sommer und Herbst illustriert hat.

Das damalige Top-Management meinte allen Ernstes monatelang auf Tauchstation gehen zu können, um dann am Investorentag Ende Oktober 2023 einen Hasen aus dem Zylinder zu zaubern. Inzwischen wissen wir, dass dies gehörig «in die Hosen ging». Oder anders formuliert: Wer nicht kommuniziert, mit dem wird kommuniziert.

Bis vor einer Woche musste sich die UBS bedeckt halten, weil die Integration der CS noch nicht vollzogen war. Inzwischen ist es anders; die CS-Aktie ist dekotiert, so dass man gespannt auf die nächsten Ankündigungen der UBS sein kann, sowohl bezüglich der Mitarbeitenden (vgl. Punkt 5) als auch der Öffentlichkeit (vgl. Punkt 7).

Liegen die Karten nicht bald auf dem Tisch, geht die UBS das Risiko ein, verdiente Mitarbeitende sowie wohlhabende Kundinnen und Kunden zu verlieren.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
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