Die Schweizerische Nationalbank reflektiert erstmals die Notrettung der Credit Suisse. Ein Fazit: die Grossbanken rechnen sich ihr Kernkapital schön.

Wenn die Schweizerischen Nationalbank (SNB) in ihrem am Donnerstag erschienen Finanzstabilitätsbericht resümiert, dass die letzten Monate herausfordernd für die Schweizer Banken gewesen seien, ist das ein freundliches Understatement.

Selber im Risiko

Seit vergangenem Herbst befand sich die zweitgrösste Bank des Landes, die Credit Suisse (CS), in einer akuten Krisenlage und wurde schliesslich auf Geheiss von Bund, Eidgenössischer Finanzmarktaufsicht (Finma) und der Nationalbank selber im März an die UBS verkauft. Diese avanciert nun mit einer Bilanzsumme von gut 1,6 Billionen Franken zur mit Abstand grössten Bank des Landes.

Die SNB ist bei der Zwangsrettung der CS selber stark involviert gewesen. Sie hat für dafür drei Liquiditätshilfen gewährt, die sich auf maximal 250 Milliarden Franken summierten. Die sogenannten Emergency Liquidity Assistance Plus Darlehen (ELA+) über insgesamt 100 Milliarden Franken hat die Währungshüterin dabei auf eigenes Risiko vergeben.

Zukunftsaussichten sind entscheidend

Der Stabilitätbericht blickt nun erstmals auf die «Krise bei der Credit Suisse» zurück und versucht, Lehren daraus zu ziehen. Die SNB stellt fest, dass die Grossbank zwar den Schweizer «Too big to fail»-Regeln stets entsprochen hatte – aber trotzdem das Vertrauen der Märkte, von Kunden und Rating-Agenturen verloren habe. Die CS-Krise habe damit gezeigt, dass es nicht ausreichend sei, die Eigenmittelvorschriften einzuhalten.

Für die Beurteilung der Resilienz einer Bank seien vielmehr auch deren Zukunftsaussichten entscheidend, und damit die Fragen nach den Gewinnen und der Fähigkeit des Instituts, Kapital aufzunehmen. Vor ihrem Untergang hatte die CS Verluste in Serie geschrieben und musste für frisches Fremdkapitel exorbitanten Zinsen zahlen. «Ein übermässiges Vertrauen in die aufsichtsrechtlichen Eigenkapitalquoten kann daher zu einer Unterschätzung der Notwendigkeit und Dringlichkeit von von Korrekturmassnahmen führen», stellt der Bericht fest.

Die Krux mit den Steuerguthaben

Ebenfalls gibt die SNB zu, dass die Definition, was die Banken zu ihrem harten Kernkapital zählen dürfen, Schwächen aufweist. So zählte die CS etwa aufgeschobene Steuerguthaben in diese Kategorie. Weil diese Positionen aber angesichts der langen Verluststrähne der Grossbank erodierten, belastete dies schliesslich auch das Kernkapital der Grossbank. Deswegen verpuffte etwa rund die Hälfte der im vergangenen November aufgenommenen 4 Milliarden Franken an frischem Eigenkapital, wie der Bericht festhält.

Abschreiber auf IT zogen die Kernkapital-Quote weiter nach unten, was insbesondere die CS-Holding im dritten Quartal 2022 zu spüren bekommen habe.

Effektive Lösungen zur Problematik präsentierte die SNB am Donnerstag noch nicht; eine vom Bundesrat eingesetzte Expertengruppe wird sich aber mit der Frage auseinandersetzen, wie es zur Krise der CS hatte kommen können, trotz «Too big to fail»-Regelwerk. Dieses Gremium wird sinnigerweise von Jean Studer, einem ehemaligen Präsidenten des Bankrates der Schweizerischen Nationalbank (SNB), angeführt.

Es ist künftig nur noch von der UBS die Rede

Derweil müssen sich die SNB-Direktoren überlegen, ob sie den Finanzstabilitätsreport in Zukunft überhaupt noch publizieren wollen – und wenn ja, wie sie das Kapitel zu den Grossbanken gestalten. Künftig wird nämlich dort immer explizit von der UBS die Rede sein. Was Konkurrenten daraus für Einsichten gewinnen können, und ob dies der Stabilität der Riesenbank zuträglich ist, sind Fragen, welche sich die Währungshüter zwingend stellen müssen.

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