Im zweiten Quartal halten sich die Unternehmen mit Börsengängen weiterhin zurück. Die Flaute lässt für die Investmentbanken nichts Gutes vermuten.

Die Flaute bei den Börsengängen von Unternehmen hält weiter an. Insgesamt wagten im zweiten Quartal weltweit 310 Unternehmen den Gang an die Börse, was nochmals 3 Prozent weniger war als im ebenfalls schwachen Vorjahresquartal.

Das Emissionsvolumen schrumpfte gemäss dem am Donnerstag publizierten IPO-Barometer des Prüfungs- und Beratungsunternehmens EY mit einem Rückgang um 5 Prozent auf 39,0 Milliarden Dollar noch etwas stärker .

Fehlende Einnahmen

Unter der Zurückhaltung leiden unter anderem die Investmentbanken, die am Geschäft mit Börsengängen traditionell gut verdienen.

In Europa wagten zwar weniger, aber dafür grössere Unternehmen den Gang an die Börse, weshalb das Emissionsvolumen um 58 Prozent auf 2,7 Milliarden Dollar stieg.

Auch in den USA stieg das Volumen mit 31 Initial Public Offerings (IPO) um 167 Prozent auf 6,3 Milliarden Dollar, blieb aber im Langzeitvergleich gemäss den EY-Autoren auf einem relativ niedrigen Niveau.

Mehr chinesische Firmen in Zürich

An der Schweizer Börse SIX Swiss Exchange kam es im zweiten Quartal 2023 zu keinem eigentliches IPO. Jedoch hinterlegten drei chinesische Firmen Hinterlegungsscheine, sogenannte Global Depository Receipts (GDR), mit einem gesamten Volumen von rund 791 Millionen Franken. Damit liessen sich in der ersten Jahreshälfte insgesamt Unternehmen aus der Volksrepublik mit dieser Form der Zweitkotierung registrieren.

Allerding ziehen die chinesischen Börsengänge in der Schweiz bisher keine europäischen Investoren oder sogar westliche Banken in grossem Umfang an, zumal die meisten Firmen auf Berater und Aktionäre aus ihrem Heimatland angewiesen sind.

Die Börsennotierungen werden deshalb vor allem zur Arbitrage genutzt, wenn diese Titel in Zürich mit einem Abschlag gegenüber China handeln.

Tech-IPO dominieren

Vom weltweiten Emissionsvolumen von 39 Milliarden Dollar entfielen gemäss dem EY-Bericht zehn Milliarden auf Technologieunternehmen. Ausserdem stammten mit den Halbleiterherstellern Nexchip Semiconductor und SMEC sowie dem Solarmodulhersteller CSI Solar drei der fünf grössten Börsengänge des zweiten Quartals aus China.

Der grösste Börsengang des Quartals fand indessen in den USA statt. Dort nahm die Consumer Health-Sparte des Pharmakonzerns Johnson & Johnson bei ihrem IPO unter dem Namen Kenvue 4,4 Milliarden Dollar ein.

Wählerische Investoren

Tobias Meyer, Leiter Transaction Accounting und IPO Services bei EY in der Schweiz, beobachtet einen Käufermarkt mit Investoren, die aufgrund der Zinserhöhungen bei der Auswahl der Anlageziele wählerischer geworden sind.

Deshalb müssten die börsenwilligen Unternehmen funktionierende Geschäftsmodelle sowie eine gute Corporate Governance vorweisen können.

Spac-Boom zu Ende

Aufgrund der Signale im Schweizer Markt rechnet Meyer im Jahresverlauf mit einer zunehmenden IPO-Aktivität.

Die Euphorie mit Spac-Emissionen, die in der Schweiz gar nicht erst ankam, ist nach Ansicht von Meyer hingegen vorbei. Die Zeit, um das eingesammelte Kapital sinnvoll zu investieren, laufe bald ab. Zudem drücke die überwiegend schlechte Aktienperformance von SPAC-Zusammenschlüssen auf die Stimmung der Investoren.

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