US-Banken haben stark von den höheren Zinsen profitiert. Doch nun machen die Wallstreet-Riesen teils mit Ertragseinbrüchen und hohen Abschreibern von sich reden – und das Geschäftsumfeld trübt sich ein.

Steigende Zinsen haben die Gewinne der amerikanischen Banken in den letzten Quartalen kräftig steigen lassen. Auch die Gewinnausweise für das dritte Quartal übertrafen mehrheitlich die Erwartungen der Analysten. Doch die jüngsten Bankabschlüsse bringen auch neue Sorgen. Die Ergebnisse der Finanzinstitute zeigen Risse in der US-Wirtschaft, die sich ausweiten könnten.

Mit dem starken Anstieg der US-Zinsen hat sich der Druck auf Konsumenten und Unternehmen deutlich erhöht. So fällt es den Verbrauchern immer schwerer, ihre Kreditkartenzahlungen zu leisten. Zwar haben die Zahlungsrückstände noch kein beunruhigendes Niveau erreicht, doch das Tempo, mit dem sie zunehmen, ist besorgniserregend. Gleichzeitig steigen auch die Unternehmensinsolvenzen. Sie haben inzwischen den höchsten Stand seit 2020 erreicht.

Sorgen-Cocktail

Bankenchefs wie Jamie Dimon von J.P. Morgan oder Brian Moynihan von der Bank of America (BofA) warnten bei der Präsentation ihrer Gewinnzahlen denn auch vor einem sich abschwächenden Konsumumfeld, das sich in den kommenden Quartalen als sehr herausfordernd erweisen könnte.

Neben der zunehmenden Zurückhaltung der Verbraucher, deren Ersparnisse schrumpfen, gehören ein gefährliches geopolitisches Umfeld mit Kriegen in Israel und der Ukraine sowie ein tief gespaltenes politisches System in den USA zu den weiteren Risiken, die die Finanzriesen auf dem Radar haben. Auch die Sorge, dass die US-Wirtschaft in eine Rezession schlittern könnte, beschäftigt die Finanz-Giganten an der Wall Street. Bislang spiegeln die Konjunkturdaten allerdings mehrheitlich einen weiterhin robusten Wirtschaftmotor.

Vermögensverwalter unter Druck

An der Wallstreet wird zudem befürchtet, dass mit steigenden Zinsen die Nachfrage nach Hypotheken und Unternehmenskrediten nachlässt. Steigende Renditen am US-Bondmarkt wiederum bedeuten, dass Anleihen an Wert verlieren, was zu unrealisierten Verlusten führt, die das Eigenkapital belasten. Nicht zuletzt befürchten die Anleger einen Rückgang der Kundengelder, während gleichzeitig höhere Zinsen das Finanzergebnis belasten.

Das hohe Zinsniveau hat bei einigen Vermögensverwaltern bereits zu einer Ergebnisdelle geführt. Grund dafür sind die gestiegenen Zinskosten und die Umschichtung von nicht investierten Kundengeldern von niedrig verzinsten Bankkonten in höher verzinste Anlagen wie Geldmarktfonds, die derzeit eine Rendite von über 5 Prozent abwerfen.

Die Aktien von Morgan Stanley, Charles Schwab, Raymond James Financial und anderen Vermögensverwaltern gerieten daher am Mittwoch kräftig unter Druck.

Geldmarktfonds gefragt

Bei Morgan Stanley sanken die Erträge im Investmentbanking im Jahresvergleich um 27 Prozent. Die Vermögensverwaltungssparte meldete zwar einen Anstieg der Einnahmen um 5 Prozent, konnte aber nur 36 Milliarden Dollar an neuen Geldern hinzugewinnen.

Laut Finanzchefin Sharon Yeshaya haben die hohen Zinsen die Kunden dazu veranlasst, mehr Bargeld zu halten. Morgan Stanley geht davon aus, dass der Bargeldanteil mit sinkenden Zinsen zurückgehen wird. Dies könnte jedoch noch eine Weile dauern, da die US-Notenbank die Zinsen voraussichtlich erst Mitte 2024 senken wird.

Druck auf Goldman-CEO wächst

Goldman Sachs wiederum, lange Zeit die dominierende Investmentbank an der Wall Street, meldete einen drastischen Gewinnrückgang. Der Rückzug aus dem gescheiterten Versuch, in das Privatkundenkreditgeschäft einzusteigen, und ein Rückgang der Einnahmen aus der Vermögensverwaltung haben Goldman schwer getroffen. Darüber hinaus leidet das Unternehmen weiterhin unter der schwachen Kapitalmarktaktivität.

Die schlechten Ergebnisse dürften den Druck auf CEO David Solomon erhöhen. Er sah sich bereits im Sommer aufgrund der zuletzt schwachen Ergebnisse und seines Führungsstils mit einer Beinahe-Revolte von aktuellen und ehemaligen Partnern der Bank konfrontiert.

Enormer Abschreiber

Dennoch gaben sich die beiden Wallstreet-Giganten mit Blick auf das für sie so wichtige Kapitalmarktgeschäft zuversichtlich: «Wir sehen immer mehr Anzeichen für Fusionen und Übernahmen und einen sich aufbauenden Emissionskalender», sagte Morgan-Stanley-Chef James Gorman und fügte hinzu, er erwarte, dass «die meisten Aktivitäten im Jahr 2024 stattfinden werden». Auch Goldman-CEO Solomon rechnet mit einer Verbesserung.

Bei der Bank of America wiederum fiel das Gesamtbild deutlich positiver aus, da das riesige Kreditportfolio der Bank durch die höheren Zinsen Auftrieb erhalten habe. Sie warnte jedoch vor einer Verlangsamung der Konsumausgaben.

Darüber hinaus musste sie in ihrem riesigen Anleiheportfolio einen enormen Papierverlust von 136 Milliarden Dollar aus ihrem Bestand an längerfristigen US-Staatsanleihen verbuchen. Diese verloren im Zuge der Zinserhöhungen der US-Notenbank zur Inflationsbekämpfung an Wert.

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