Die Ankunft von Sergio Ermotti an der Spitze des Grossbankenprojekts UBS/CS ist wider erwarten keine gute Nachricht für UBS-Mitarbeitende. Denn der neue CEO hat bezüglich des Jobabbaus ein Versprechen abgegeben.

Wer sich bei der UBS mit der Ankunft von Sergio Ermotti auf eine Rückkehr zu alten Zeiten gefreut hat, dürfte sich geschnitten haben. Denn Ermotti versteht sich als Leiter des gesamten Übernahmeprojekts und sieht sich damit auch gegenüber den Angestellten der Credit Suisse (CS) in der Pflicht, wie er an einer Medienkonferenz vom gestrigen Mittwoch betonte.

«Bei der CS gibt es sehr starke Personen»

Auf eine Frage von finews.ch hin erklärte der neue alte Chef der Grossbank, er werde die Eignung des Management-Teams und der Mitarbeitenden prüfen, ganz gleich, ob diese heute im Dienst der UBS oder der CS stünden. «Bei der CS gibt es sehr starke Personen», doppelte der Tessiner Topbanker nach. Mit anderen Worten: auch Manager und Kader der übernommenen Bank können sich auf Posten bei der künftigen UBS/CS Hoffnung machen.

Damit zeichnet sich immer mehr ab, dass das Übernahmeprojekt nicht einfach so an den UBS-Mitarbeitenden vorübergehen wird, während das CS-Personal die Zeche des Stellenabbaus zahlt. Dass ein solcher bevorsteht, scheint unumgänglich: Die UBS hat ihren Aktionären versprochen, bis 2027 rund 6 Milliarden Franken an Personalkosten einzusparen. Zuvor hatte sich das bisherige CS-Management unter CEO Ulrich Körner verpflichtet, bis ins Jahr 2025 rund 9’000 Stellen abzubauen, davon gegen 2’000 in der Schweiz.

Ein Drittel überzählig

Wie gute Kenner des Stellenmarkts im Swiss Banking antizipierten, stehen auch bei der UBS mit dem Mega-Merger zahlreiche Jobs auf der Kippe. Das Drehbuch bei Übernahmen sehe in der Regel vor, dass die kaufende Partei mindestens ein Drittel der Beschäftigten des übernommenen Unternehmens weiter beschäftigt, sagte Reto Jauch, Managing Partner der Executive-Search-Firma Schulthess, Zimmermann & Jauch in Zürich, zu finews.ch.

Damit bestehe eine gewisse Gewähr, dass die neue Organisation funktionstüchtig sei. «Im Fall der UBS/CS-Transaktion führt der Umkehrschluss dazu, dass bei der UBS bis zu einem Drittel der Beschäftigten – vor allem in den Managementfunktionen – in Gefahr ist.»

Ein Hauen und Stechen

Damit ist ein Hauen und Stechen vorprogrammiert, und zwar auf beiden «Seiten» des Megabanken-Projekts. Darüber würde Ermotti thronen, gleichsam als Gott des Gemetzels. Wie finews.ch bereits beobachtete, finden sich gerade an der Spitze der übernommenen Bank diverse Figuren, die schon bei der UBS unter Ermotti gedient haben. Zu diesen zählen der Präsident Axel Lehmann, CEO Körner und Chefjurist Markus Diethelm. Mit CS-Erfahrung punkten können bei der UBS demgegenüber der Wealth-Management-Chef Iqbal Khan (Bild unten), Schweiz-Chefin Sabine Keller-Busse und Risikochef Christian Bluhm.

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Iqbal Khan (Bild: UBS)

Insbesondere für Khan dürfte sich der Weg ins CEO-Amt der UBS dank der Verabschiedung von Ralph Hamers weiter geebnet haben. Khan dirigiert das Kerngeschäft, das der Grossbank in den vergangenen Jahren zu Rekordgewinnen verholfen hat – und er gehört der nächsten Generation von Managern beim Institut an. Demgegenüber hat Ermotti beim voraussichtlichen Ende des Übernahmeprojekts im Jahr 2027 bereits das Rentenalter erreicht.

Was wird mit Francesco De Ferrari?

Eher schlechte Karten für einen Topjob bei der künftigen UBS/CS dürften die umstrittene UBS-Finanzchefin Sarah Youngwood und die relativ unerprobte Chefjuristin Barbara Levi haben; im Schweiz-Geschäft muss sich Sabine Keller-Busse gegenüber dem CS-Pendant André Helfenstein durchsetzen. Für den CS-Wealth-Management-Chef Francesco De Ferrari (Bild unten), ein Schweizer und italienischer Droppelbürger, wird Ermotti wohl ebenfalls Verwendung haben. Allerdings dürfte sich der Asienspezialist De Ferrari kaum in jene Region zurückbeordern lassen, nachdem er erst kürzlich mit der Familie von Australien nach Mailand umgezogen ist.

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Francesco De Ferrari (Bild: CS)

Überzählig erscheinen auf der CS-Seite sämtliche Investmentbank-Manager, sofern es sie nicht zur Abwicklung braucht, die Chefs der Compliance- und Risikofunktionen sowie die neue Technologie-Chefin Joanne Hannaford.

Wie bereits kolportiert wurde, sind Francesca McDonagh (Bild unten), die operationelle Chefin (COO) der CS sowie UBS-Technologiechef (CDIO) Mike Dargan bereits für die Betreuung des Übernahmeprojekts gesetzt. Ihre Jobs sollten demnach fürs Erste gesichert sein.

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Francesca McDonagh (Bild: CS)

Rückkehr der GMD?

Wer es bei Ermotti in die Kränze schafft, darf hingegen auf reiche Pfründe hoffen. In seiner Ära als UBS-Chef war er regelmässig der bestbezahlte CEO im europäischen Banking; er schuf mit den so genannten Group Managing Directors (GMD) auch eine Art bankinterne Prätorianer, die besonders viel Einfluss genossen und entsprechend bezahlt wurden.

Nachdem Hamers den GMD-Rang im Jahr 2021 abgeschafft hatte und auch sonst einen Kreuzzug gegen Titel bei der Bank führte, darf man darauf gespannt sein, ob die Hierarchien von einst zurückkommen.

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