Frustrierte Mitarbeiter beliefern die Medien mit vertraulichen Informationen, und weitere Kundendaten wandern zu den ausländischen Behörden. So werden Banken erpressbar.

Jahrzehnte lang verdienten Bankangestellte im Durchschnitt besser als die meisten Beschäftigten in anderen Branchen. Gründe dafür gab es verschiedene: Im Umgang mit Geld war enorm viel Vertrauen, Diskretion und Loyalität gefragt.

Das funktionierte auch bestens. Denn die Margen waren hoch, das Schweizer Bankgeheimnis drohte bei einem Vergehen mit strengen Strafen, und last but not least ging es dabei um sehr viel Geld. Damit blieb vor allem die Loyalität zum Unternehmen gewahrt.

Frustrationspotenzial gestiegen

Inzwischen hat sich das drastisch geändert. Mehr noch, seit dem letzten Wochenende hat das Bedrohungspotenzial für die Banken eine ganz neue Dimension erreicht. Die Geldhäuser sind erpressbar geworden – in mehrfacher Hinsicht.

Erpressbar, weil einerseits die Frustration bei vielen Mitarbeitern in den letzten paar Jahren massiv gestiegen ist, und andererseits sich die Behörden mancher Staaten einen Deut um den Sonderfall ‹Schweizer Banken› kümmern.

Unmut der Angestellten

Immer mehr Bankmitarbeiter fühlen sich in der heutigen Situation überfordert oder übergangen. Sie können oftmals nur darüber mutmassen, wie es angesichts der epochalen Veränderungen innerhalb ihrer Bank weitergeht. Sie fürchten Enttäuschungen. Das führt wiederum zu einem Vertrauensbruch mit dem Arbeitgeber.

Dies zeigte sich vor wenigen Tagen am Beispiel, das der «Tages-Anzeiger» lieferte. Der Zeitung wurden hoch vertrauliche Informationen gezielt zugespielt, die darauf hinaus liefen, die Reorganisation der UBS zu torpedieren und einen Zwist innerhalb der Führungscrew zu schaffen.

Harsche Reaktion

Es soll hier nicht weiter darüber spekuliert werden, was nun stimmt. Vielmehr ist hier festzuhalten, dass mit dem jüngsten Informationsleck die Geschäftspolitik der Bank massgeblich erschwert wird. Denn sobald möglicherweise unpopuläre Massnahmen künftig angedacht werden, müssen die Verantwortlichen befürchten, dass ihre Pläne sogleich den Weg an die Öffentlichkeit nehmen.

Wie wenig die Verantwortlichen mit dieser neuen Situation umgehen können, illustriert die Tatsache, dass UBS-CEO Sergio Ermotti mit einer ungewohnt harschen Mitteilung an alle 63'500 Mitarbeiter der Bank reagierte. Auch so etwas wäre in der Vergangenheit undenkbar gewesen.

Entsprechend dürfte der weitere Umbau der UBS – aber auch anderer Institute – unter künftig noch viel grösseren Geheimhaltungsmassnahmen erfolgen und bei der Umsetzung noch erheblich rascher vollzogen werden.

Unverfrorenheit im Ausland

Immer mehr erpressbar werden die Banken auch durch das Ausland, wie die jüngste Entwicklung in Deutschland zeigen. Obschon das Steuerabkommen mit dem nördlichen Nachbarland nur noch von der deutschen Politik abhängt, kaufen manche Bundesländer ungeachtet dessen weitere Datenträger mit vertraulichen Kundeninformationen, wie das deutsche Nachrichtenmagazin «Der Spiegel» in seiner neusten Ausgabe berichtet.

Der Ankauf einer weiteren Datensammlung mit Kontoinformationen aus der Schweiz stehe offenbar unmittelbar bevor, meldet das Magazin. Die Steuerbehörden in Rheinland-Pfalz haben von einem Datenhändler umfangreiche Dateien angeboten bekommen, in denen sich detaillierte Angaben zu deutschen Kunden eines grossen Schweizer Kreditinstituts befinden sollen.

Ausgezeichnetes Material

Nach den bisherigen Überprüfungen sei die Qualität des Materials «ausgezeichnet», heisst es aus Steuerfahnderkreisen weiter. Das rheinland-pfälzische Finanzministerium wollte das Angebot gegenüber dem «Spiegel» weder bestätigen noch dementieren.

Der Finanzminister Carsten Kühl (SPD) hat jedoch bereits mehrmals erklärt, dass er den Kauf von Steuer-CDs weiterhin befürworte, wenn das Angebot «werthaltig» sei. Daran halte Kühl fest, solange das «umstrittene» Steuerabkommen mit der Schweiz weder im Bundesrat noch im Bundestag verabschiedet sei, hiess es in Mainzer Regierungskreisen.

Einen Hund kaufen

Diese beiden jüngsten Entwicklungen stellen eindeutig eine weitere Eskalation für die Schweizer Banken dar und dürften zwangsläufig dazu führen, dass sich Umgang mit dem Personal verhärtet und last but not least die Löhne für die Beschäftigten in der Finanzbranche noch weiter sinken werden.

Ganz nach dem Motto, das Michael Douglas alias Gordon Gekko in dem Hollywood-Streifen «Wall Street» (1987) prägte: «Wenn Du einen Freund brauchst, kauf' Dir einen Hund.»

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