Das Wissen der Schweizer Bevölkerung über Kapital- und Geldanlagen ist im Durchschnitt zwar nur mittelmässig. Und die Erklärungen dafür sind relativ einfach. Doch Fragen produzieren auch erstaunliche Antworten.

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Nimmt man einen Index als Grundlage, um das Finanzwissen der Schweizer Bevölkerung darzustellen, dann sieht das Bild zurzeit so aus: Der Index liegt bei 52 von maximal 100 Punkten. Dennoch ist dies das höchste Niveau seit Ausbruch der Finanzkrise.

Diesen Wissensindex erstellt AXA Investment Managers und er ist Bestandteil der Studie «Finanzwissen der Schweizer Wohnbevölkerung», welche der Fondsanbieter nach 2013 nun wieder durchgeführt hat.

45 Prozent sehen sich als Experten

Der Wissensindex sagt zwar etwas über den Informationsgrad der Schweizer in finanzielle Angelegenheiten aus. Aber nicht über die Selbsteinschätzung zum Finanzwissen. Und hier sind die Schweizer zurückhaltender geworden, wie André Thali von AXA Investment Managers am Donnerstag vor Medien festhielt.

Als Experten würden sich nur noch 45 Prozent einschätzen, nach 52 Prozent im Jahr 2013. «Der Respekt vor der Komplexität der Anlagemöglichkeiten scheint gewachsen zu sein,» interpretiert Thali den Rückgang.

Divergierende Ergebnisse

Gleichwohl sieht er einen ungebrochenen Trend zu steigendem Finanzwissen. Beleg dafür sei auch die Verbreitung des Fondsbesitzes in der Schweiz. In den Banken herrscht laut Thali bei den Kunden ein Fondsdurchdringungsgrad von 24 Prozent.

Die Studienergebnisse divergieren teilweise stark und Thali räumt ein, dass manche Antworten und Werte für bares Erstaunen sorgten. Manche Erkenntnisse sind demgegenüber auch fast schon banal. Dem Leser soll hier nichts vorenthalten werden.

Darum zunächst die am wenigsten erstaunlichen Ergebnisse:

  • Männer, Fondsbesitzer und Schweizer mit Jahreseinkommen über 120'000 Franken wissen über Finanzanlagen besser Bescheid als andere.
  • Männer und Besserverdienende machen den Hauptanteil der rund 25 Prozent der Schweizer aus, welche in Fonds investieren.
  • Der meist genannte Grund, warum Schweizer nicht in Fonds investieren ist: Sie haben zu wenig Geld.
  • Vertrauen in den Berater und die Qualität der Beratung sind für den Fondskauf eine Grundvoraussetzung.
  • Die favorisierte Investmentstrategie ist: Eine Rendite erzielen, die über dem Marktdurchschnitt liegt, dafür aber ein geringeres Risiko in Kauf nehmen.
  • Ein Schweizer, der 50'000 Franken zu freien Verfügung hat, würde das Geld eher ausgeben oder verschenken, als es in Aktien oder Fonds anzulegen.

Und hier die erstaunlichsten Ergebnisse der Umfrage:

  • 20 Prozent der Bankkunden interessiert nicht, was ihnen ihr Berater empfiehlt.
  • Die bekannteste Fondsart in der Schweiz sind Immobilienfonds; 82 Prozent der Befragten kennen sie.
  • ETF dringen nicht in das Bewusstsein der Schweizer: Über 75 Prozent haben keine Ahnung, dass es diese passiven Anlagefonds überhaupt gibt.
  • Wie gewinnbringend ein langfristiger Anlagehorizont ist, können Schweizer schlecht einschätzen: Sie glauben, die durchschnittliche Wertentwicklung eines Aktieninvestments über zehn Jahre sei rund ein Drittel tiefer als die effektive Entwicklung.
  • 30 Prozent der Schweizer wären bereit, für die Verbesserung ihrer Finanzkenntnisse zu bezahlen.
  • Die Gebührendiskussion interessiert die Schweizer wenig: Rund ein Drittel wäre sogar bereit, Managementgebühren von 3 Prozent zu bezahlen, wenn der Fonds professionell gemanagt ist.
  • Über die Hälfte der Schweizer würde einen Gebührenaufschlag bezahlen, wenn der Fonds eine überdurchschnittliche Rendite erzielt.
  • Kriterien wie Ehrlichkeit, Transparenz, Seriosität und Geschäftspolitik des Anbieters sind dem Schweizer beim Kauf eines Fonds gleichgültig: Nur 2 Prozent nennen diese Kriterien als ausschlaggebend.
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
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  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
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  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
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  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    27.99%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.55%
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