Die Handelsplattform Interactive Brokers ist hierzulande kaum bekannt, hat aber in Zug einen Ableger mit 120 Mitarbeitern. finews.ch sprach mit Jonathan Chait über die Strategie der Firma.

Bei Interactive Brokers (IB), einer weltweit tätigen Handelsfirma, werden Aufträge nicht von Menschen ausgeführt, sondern von Maschinen, oder genauer gesagt, mit Hilfe von Algorithmen. Über diese Handelsplattform erhalten die Kunden von einem einzigen Konto aus Zugang zu einer Vielzahl von internatonalen Handelsplätzen und zu 22 Währungen.

Dank seinem vollautomatischen System kann IB gemäss eigenen Angaben viele Transaktionen zu tieferen Kosten anbieten. Die Gebühren würden zwar Kommissionen, Wechselkurskosten und Abweichungen vom Marktkurs enthalten, seien aber trotzdem niedriger als bei traditionellen Handelshäusern oder Grossbanken, heisst es bei der Firma weiter. Sogar einige der grössten Banken und Hedgefonds führen offenbar ihre Aufträge bei IB durch.

Klare Ansprüche

IB führt täglich etwa 1,3 Millionen Transaktionen aus, vergleichbar mit der Zahl bei grossen Banken. Die Firma verwaltete im Mai 2017 Vermögenswerte von 103 Milliarden Dollar – gut 40 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. IB ist an der US-Technologiebörse Nasdaq kotiert und erzielte im vergangenen Jahr einen Vorsteuergewinn von 761 Millionen Dollar.

«Wir wollen die beste Handelstechnologie in Bezug auf Preis und Produktevielfalt anbieten», sagt Jonathan Chait, Chief Operations Officer (COO) bei IB, im Gespräch mit finews.ch.

Vor 40 Jahren gegründet

IB hat seinen Sitz im amerikanischen Connecticut, das operative Zentrum für Europa ist indessen in Zug. Dort arbeiten etwa 120 der weltweit 1'200 Mitarbeiter. Davon sind zwei Drittel als Software-Entwickler tätig.

Gegründet hat die Firma Thomas Peterffy vor rund 40 Jahren. Der gebürtige Ungar ist noch heute als Verwaltungsratspräsident tätig. Dank ihrer hohen Zahl an Finanzinstituten ist die Schweiz für IB ein interessanter Markt. Allerdings ist es kein leichtes Unterfangen, den traditionellen Banken das Eigenhandelssystem der Firma schmackhaft zu machen, wie Chait einräumt.

Banklizenz im Visier

Die Gründe dafür sind der Sitz und die Technologiebasis von IB in den USA, und dass das Unternehmen keine Schweizer Banklizenz hat. Aus diesem Grund zögern viele Schweizer Finanzunternehmen, mit IB zusammenzuarbeiten, wie Chait erklärt.

«Wir überlegen uns, bei der Finma eine Bankenlizenz zu beantragen», sagt Chait. «Wir haben bereits eine Lizenz für den Wertschriftenhandel in der Schweiz, was den Aufwand für eine Banklizenz sicherlich begrenzen würde, so der IB-COO weiter.


Der kanadisch-amerikanische Doppelbürger Jonathan Chait ist Chief Operating Officer (COO) der Firma Interactive Brokers und Mitglied der Geschäftsleitung. Er arbeitet seit 1984 bei dem Unternehmen, das dannzumal noch Timber Hill hiess.

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