Als deutscher Asset Manager hat Aquila Capital ein starkes Standbein in der Schweiz. Länder-Chef Lars Meisinger erklärt im Interview mit finews.ch, wie sich ein Anbieter Alternativer Anlagen hierzu behaupten kann.


Herr Meisinger, Aquila Capital hat in den vergangenen zwölf Monaten in Zürich deutlich Personal ausgebaut. Wo liegt der Fokus dieses Ausbaus?

Das ist richtig, wir haben uns sowohl auf der Investment-Seite als auch bei der Kundenbetreuung verstärkt. Zürich ist für uns ein bedeutender Standort: Wir sehen für unsere Anlageangebote grosses Potenzial im Schweizer Markt, in dem wir Schweizer Institutionelle bei der Diversifikation ihrer Sachwertanlagen im Europäischen Ausland gezielt unterstützen, beispielswiese bei Investitionen in den Logistik-Sektor oder Investitionen in Erneuerbare Energien. Wir schätzen den Finanzplatz für seine hohe Dichte an professionellen Anlegern, die Internationalität und die qualifizierten Mitarbeiter.

In Zürich wird demnach nicht nur der Vertrieb verstärkt. Sollen neben der quantitativen Investmentanalyse weitere Asset-Management-Bereiche gebildet oder ausgebaut werden?

Diesen September werden wir den Aufbau vorerst abgeschlossen haben. Die Systematic Trading Group um Urs Schubiger war sicherlich der Schwerpunkt für dieses Jahr. 

«Das ist zum Teil geschäftspolitische Strategie, zum anderen Teil natürliche Evolution»

Grundsätzlich suchen wir nach den für uns besten Mitarbeitern und sind bereit, dank immer besserer Kommunikationstechnologie, Flexibilität hinsichtlich des Standorts zu bieten.

Wie gross ist das gesamte Team in Zürich inzwischen?

Insgesamt arbeiten zehn Kollegen fest in Zürich. Natürlich haben wir regelmässig Kollegen anderer Büros vor Ort.

Aquila bietet im Bereich der alternativen Anlagen neben Real-Werten wie Wind- oder Solarkraftwerke auch Anlagen in Hedgefonds, im Credit-Bereich oder Private-Equity an. Wie ist diese Art von Diversifikation entstanden?

Das ist zum Teil geschäftspolitische Strategie, zum anderen Teil natürliche Evolution. Die DNA der Firma liegt in den Finanzmarktanlagen. Seit der Gründung 2001 verstand sich Aquila Capital als ein Pionier für alternative Kapitalanlagen, und war zu dieser Zeit mit seinen Hedgefonds-Produkten einer der ersten Anbieter in Deutschland. Seitdem sehen wir uns einem sich strukturell stetig verändernden Marktumfeld gegenüber, was auch einige nachhaltige Veränderungen im Verhalten der Anleger zufolge hatten.

«Im Bereich Photovoltaik sind wir vor allem in Japan aktiv»

Neue Geschäftsbereiche im Bereich Sachwerte aufzubauen, war eine bewusste Initiative aus der Makroperspektive. Ausschlaggebend bei der jeweiligen Entscheidung für einen neuen Bereich sind aber die Qualität des Teams und die Nachhaltigkeit der Investment-Strategie. Stand heute sind Sachwerte der weitaus grössere Teil unseres Geschäfts – dies ist nicht zuletzt auf die gestiegene Nachfrage nach illiquiden Investmentlösungen bei institutionellen Investoren zurückzuführen.

Wie wächst der Markt mit Sachwert-Anlagen im Bereich erneuerbare Energien?

Der Markt wächst insgesamt weiter deutlich; wobei wir uns stark fokussiert haben. In Europa investieren wir nach wie vor viel im skandinavischen Raum, wir sehen die Region künftig als Batterie Europas. In Asien bauen wir unser Engagement im Bereich Solar in Japan weiter aus, wir haben letzten Monat ein lokales Büro in Tokio eröffnet. Mit der einsetzenden Energiewende rücken neben der Erzeugung von erneuerbarer Energie auch das gesamte Ökosystem in den Fokus, etwa auf die Eigenschaften von erneuerbaren Energien angepasste Verteilung und Speicherlösungen.

Eine weitere Nische sind Forst- und Landwirtschaftsanlagen. Welche spezifischen Kunden sprechen Sie damit an?

Diese Allokationen werden häufig mit dem in den USA geprägten «Endowment Modell» in Verbindungen gebracht. Auch in der Schweiz haben einige Pensionskassen konkrete Quoten vorgesehen, Stiftungen, Kirchen und Family Offices zeigen nach wie vor Interesse an Forstwirtschaft. Wir sind derzeit mit einigen Investoren im Gespräch.

«Die Schweiz ist für uns ein in sich geschlossener Markt»

Landwirtschaftsanlagen sind für viele Anleger noch ein Spezialthema, was auch damit zusammenhängt, dass wirklich interessante Anlagemöglichkeiten primär ausserhalb des europäischen Raums zu finden sind.

Streben Sie auch Akquisitionen anderer Alternative Manager an, beispielsweise in der Schweiz?

Bisher haben wir unsere Entwicklung organisch und aus eigenen Kräften erreicht; und sind damit gut gefahren. Sicherlich stellen unter anderem die weiterhin steigenden Anforderungen aus der Regulierung eine Herausforderung für kleinere Marktteilnehmer dar und erhöhen damit den Konsolidierungsdruck. Wir haben uns früh entschieden, hier entsprechend zu investieren. Die Akquisition anderer Alternative Manager schliessen wir als Option nicht aus, werden aber solche Möglichkeiten nur sehr selektiv verfolgen.

Inwiefern hebt sich Schweizer Markt für Aquila Capital von anderen ab?

Die Schweiz ist für uns ein in sich geschlossener Markt – mit eigenen Anforderungen und Besonderheiten. Die hohe Dichte an institutionellen Investoren und die Höhe des zu investierenden Kapitals sind wesentliche Merkmale – wir wollen unser Know-how und unserer Ressourcen in den Dienst von Schweizer Institutionellen stellen, um sie bei Investitionen ausserhalb der Schweiz zu unterstützen.

Mit ihrem Ansatz sucht Aquila Capital mehrheitlich langfristig orientierte Investoren. Wie geht Aquila mit den teils kurzfristig orientieren Performancezielen von Institutionellen Kunden um?

Investitionen in Infrastruktur eignen sich zu Deckung von langfristigen Verbindlichkeiten, Stichwort contracted Cashflows. Die Investoren, mit denen wir sprechen, haben ebenfalls langfristig orientierte Anlageziele. Für die Kunden mit mittelfristigen Zielen und einem anderem Risikoprofil haben wir entsprechende Investmentlösungen entwickelt. So können beispielsweise Investoren mit kürzerem Anlagehorizont in Entwicklungsphasen von Immobilien oder in Projekten im Bereich erneuerbare Energien investieren. Mit einem neuen Fonds haben wir für diese Investoren die Möglichkeit geschaffen, mit kürzerer Laufzeit in Infrastruktur zu investieren, da der Fonds direkte und indirekte Investments in Infrastruktur kombiniert.

Wie sehen die von Aquila Capital erzielten Renditen aus?
Über alle Geschäftsbereiche betrachtet gut und im Rahmen der Erwartungen für die jeweiligen Produkte und Mandate. Das beobachten wir sehr genau. Aus unserem Grundverständnis heraus ist unser Anspruch natürlich, uns stetig zu steigern. Wir bewerten insbesondere die Ergebnisse bei den Sachwertanlagen positiv.

Unsere Investment-Teams sind kontinuierlich dabei, durch Massnahmen auf der Ertragsseite und der Kostenseite die Nettoerträge im Sinne unserer Anleger zu optimieren – wir haben hier beispielsweise gerade einen Meilenstein für unsere Hydro-Strategie in Norwegen erreicht: durch die von uns vorgenommene Zusammenlegung zweier lokaler Wasserkraftbetreiber entsteht die größte Plattform für Kleinwasserkraftwerke in Europa. Die wesentlichen Skaleneffekte und realisierten Kosteneinsparungen kommen unseren Investoren zugute.


Der 42-jährige Diplomkaufmann Lars Meisinger ist Chief Investor Relations Officer der deutschen Aquila-Gruppe und Geschäftsführer der Schweizer Tochter AQ Investment. Das eigentümergeführte Unternehmen entwickelt Investment-Lösungen für institutionelle Anleger weltweit und ist auf Asset Management und Investment Services spezialisiert. Es verwaltet über 6 Milliarden Euro Kundengelder.

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