Steigende Zinsen und strukturelle Marktveränderungen setzen traditionelle Obligationenanlagen heute enorm unter Druck, wie Richard Mooser von Axa Investment Managers feststellt.

Richard Mooser ist CIO & Head of Fixed Income (CHF) bei AXA Investment Managers Schweiz. Er schreibt monatlich abwechselnd mit Franz Wenzel eine Kolumne für finews.ch.

Der wichtigste Treiber der Obligationenmärkte ist das Zinsniveau. Im Anschluss an die internationale Finanzkrise führte die weltweite Liquiditätsschwemme der Zentralbanken zu rekordtiefen Zinsen – und zu einer äusserst attraktiven Performance für die Anleger.

Diese Situation hat sich geändert: Grundlegende strukturelle Veränderungen prägen die Kreditmärkte, und die Zinsänderungsrisiken sind prominent in den Vordergrund getreten. Steigende Zinsen können zu Kapitalverlusten und zu mehr Zahlungsausfällen führen.

Doch nicht nur die Anzeichen, dass die Zentralbanken sich langsam aber sicher von ihrer extrem lockeren Geldpolitik verabschieden, stellen die Investoren vor Herausforderungen. Das Rendite-Risiko-Profil von Kreditanlagen muss genau hinterfragt, und den Emittentenrisiken, der Liquidität sowie den Transaktionskosten vermehrt Beachtung geschenkt werden. Eine sorgfältige Analyse der fundamentalen und technischen Faktoren ist unabdingbar.

Ausfälle vermeiden

Das Vermeiden von Zahlungsausfällen ist eine zentrale Erfolgsquelle von Obligationenportfolios. Dies unter anderem, weil die Kreditmärkte ein asymmetrisches Auszahlungsprofil aufweisen. Wer keine Ausfälle erleidet, erzielt längerfristig die bessere Performance, auch wenn er auf einige der am höchsten rentierenden Anleihen verzichtet. Denn hochverzinsliche Papiere bergen entsprechend hohe Risiken.

Der Puffer für Kreditausfälle ist kleiner geworden, da die Risikoaufschläge (Credit Spreads) im aktuellen Niedrigzinsumfeld einen immer grösseren Teil der Rendite ausmachen. Das bedeutet, dass die Analyse der Emittentenqualität, die Selektion geeigneter Wertpapiere und das Risikomanagement wieder priorisiert werden müssen.

Weniger Liquidität

Zu den strukturellen Veränderungen der Obligationenmärkte gehören auch weniger Liquidität und höhere Transaktionskosten. Die Finanzkrise 2008/09 führte zu strengeren regulatorischen Kapital- und Liquiditätsanforderungen und somit zu massiven Umschichtungen an den Kreditmärkten – weg von den Bankbilanzen hin zu den Investoren.

Banken können heute nicht mehr als effiziente Marktmacher auftreten, die Liquidität an den Kreditmärkten hat insgesamt abgenommen, und die Transaktionskosten sind somit gestiegen.

Langfristig investieren

Um möglichst viele Risiken zu identifizieren, braucht es eine Fundamentalanalyse. Sie beantwortet auch Fragen zu denjenigen Risiken, die von einer rein quantitativen Analyse nicht erfasst werden, zum Beispiel: Wie nachhaltig ist das langfristige Geschäftsmodell eines Unternehmens? Welchen Einfluss haben disruptive neue Technologien auf traditionelle Branchenvertreter? Fundamentale Bottom-up-Faktoren wie die Liquidität eines Wertpapiers, deren relative Bewertung, oder ob eine Anleihe nachrangig ist oder nicht, sind ebenfalls wichtig.

Investoren, die im neuen Marktregime erfolgreich navigieren wollen, müssen nicht nur fähig sein, die Kreditqualität eines Emittenten aufgrund historischer Daten richtig einzuschätzen. Sie müssen auch Zukunftstreiber berücksichtigen und Änderungen antizipieren.

Globale Ausrichtung besser

Eine auf einer Fundamentalanalyse basierende und langfristige Investitionsstrategie hilft, Kreditausfälle zu vermeiden, die Risiken zu steuern und die Transaktionskosten zu senken. Der Anlageansatz sollte global ausgerichtet sein, damit ein möglichst grosses Titeluniversum ausgenutzt und das Kreditportfolio besser diversifiziert werden kann.

Und zu guter Letzt kann mit einer flexiblen und offenen Strategie, die sich nicht an einer Benchmark orientiert, das Problem eines Übergewichts in besonders hoch verschuldeten und deshalb risikoreichen Unternehmen und Sektoren vermieden werden.


Richard Mooser 502Richard Mooser ist seit Mai 2017 Chief Investment Officer (CIO) und leitet seit gut fünf Jahren das Fixed Income Team. Er stiess im Januar 2008 als Senior Fixed Income Portfoliomanager zu Axa Investment Managers. Er ist für verschiedene Versicherungsportfolios und für den gemischten Retail Obligationen Fond (CHF) sowie für gewisse Kreditsektoren im Obligationen-Universum (CHF) verantwortlich. Bevor Mooser zu Axa Investment Managres kam, war er Leiter des Fixed Income Trading bei der Deutschen Bank in Zürich. Davor war er bis 1994 bei der UBS Zürich für den Handel und die Platzierung von Franken-Obligationen im Primärmarkt verantwortlich. Er besitzt das Schweizer Diplom für Finanzanalysten und Vermögensverwalter sowie das internationale Diplom «Certified International Investment Analyst».

 

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