Unternehmer schwanken zwischen der Euphorie neuer Ideen und der panischen Angst, dass alles zusammenbricht, sagt finews.ch-Chefredaktor Claude Baumann im Interview mit Thomas Caduff.


Herr Baumann, finews.ch hat in der Schweizer Medienlandschaft inzwischen einen festen Platz. Haben Sie hierzulande noch Luft nach oben?

Wer rastet, der rostet. Im Ernst: Als Unternehmer, und das werden Sie, Herr Caduff, bestimmt auch kennen, schwankt man zwischen der Euphorie neuer Ideen und der panischen Angst, dass aus unerklärlichen Gründen alles zusammenbricht. Die Realität liegt dann irgendwo dazwischen, zumeist im grünen, sprich positiven Bereich.

Ja, wir wachsen immer noch, weil sich einerseits immer neue Leserinnen und Leser für die Finanzwelt interessieren und wir andererseits unseren redaktionellen Output markant ausgebaut und weiter professionalisiert haben – mit exklusiven Interviews, Analysen, Reportagen, TV-Beiträgen und einem laufend wachsenden Angebot an englischsprachigen Artikeln auf finews.com.

Wie gehen Sie mit den bröckelnden Anzeigenbudgets um?

Bis jetzt sehr gut, weil wir nichts davon spüren. Im Gegenteil, wir werden dieses Jahr einen neuen Rekordumsatz erreichen. Das lässt sich jetzt schon sagen. Dass es so gut läuft, hängt vor allem damit zusammen, dass wir auf eine Branche fokussiert sind. Wer hierzulande die Leute in der Finanzbranche online ansprechen will, kommt kaum um uns herum.

«In Asien begegnet man dem Unternehmertum mit viel mehr Respekt als in der Schweiz»

Das mag überheblich klingen, aber das ist eine Tatsache. Diese Spezialisierung garantiert unseren Anzeigenkunden, dass sie auf finews.ch keinen Streuverlust erleiden. Sie sprechen zu 100 Prozent die Beschäftigten in der Finanzbranche an.

Sie haben Anfang 2016 den Sprung nach Asien gewagt. Wie läuft’s dort?

Soweit sich das bis jetzt abschätzen lässt, sehr erfreulich. Das Interesse an finews.asia ist enorm. Dabei kommt uns vor allem zugute, dass wir mit finews.ch einen fast zehnjährigen Leistungsausweis vorlegen können. Das beeindruckt unsere asiatischen Geschäftspartner. Darüber hinaus begegnet man dem Unternehmertum in Asien mit sehr viel mehr Respekt und Bewunderung als in der Schweiz.

«Punkto Digitalisierung ist Singapur das internationale Fintech-Zentrum in Asien»

Trotzdem, in Asien etwas aufzubauen, ist kein Sonntagsspaziergang. Es braucht sehr viel Disziplin, Beharrlichkeit und Geduld. Aber wer sich professionell verhält, wird belohnt. Das bekommen wir, nach 90 Wochen in Asien, nun auch zu spüren.

Was ist denn eigentlich anders in Asien?

Die Dynamik und die Digitalisierung. Während in der Schweizer Bankbranche eine doch eher eingetrübte und von vielen Ängsten begleitete Stimmung herrscht, stehen in Asien die Zeichen auf Wachstum und Aufbruch. Natürlich gibt es auch dort konjunkturelle Rückschläge und Krisen. Doch langfristig und angesichts des Bevölkerungswachstums und der damit einhergehenden Wohlstandsakkumulation bieten sich fantastische Perspektiven. Bis jetzt haben wir erst an der Oberfläche gekratzt.

Punkto Digitalisierung ist Singapur das internationale Fintech-Zentrum in Asien. Weil der Markt so gross ist, lassen sich einzelne Innovationen und Anwendungen viel rascher skalieren respektive monetarisieren. Und bei dieser spannenden Entwicklung sind wir redaktionell «hautnah» dabei.

Wird Ihr Geschäftskonzept in einem Jahr noch das Gleiche sein?

Ich glaube schon, zumal es seit mehreren Jahren ja profitabel ist. Wir müssen uns nicht dauernd neu erfinden. Was wir machen, ist relativ simpel und rasch erklärt. Wichtig ist allerdings, dass man es professionell, seriös und fundiert umsetzt.

Natürlich trachten wir auch danach, uns permanent zu verbessern, etwa im multimedialen Bereich oder über Partnerschaften mit anderen Unternehmen, beispielsweise im Luxusgüterbereich, der in Asien ganz besonders wichtig ist. Und genau diese Möglichkeiten sind das Reizende an diesem Job.


Das Interview führte Thomas J. Caduff. Er ist ein langjähriger Unternehmer und Publizist. Er betreibt die B2B-Medien- und Event-Plattform fundplat.com, die auf Fonds und Exchange Traded Funds (ETF) in der Schweiz und in Deutschland sowie neuerdings auch in Luxemburg, Grossbritannien und Österreich fokussiert ist. Bevor er sich selbständig machte, arbeitete Caduff bei Vontobel, beim Börsenkommissariat des Kantons Zürich sowie bei der Credit Suisse und der UBS.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
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