Zehn Jahre nach der Finanzkrise gelten nicht mehr die Banker als die Bösewichte der Welt. Sondern die jüngst noch umschwärmten Akteure der Technologie-Branche.

Die Personalprofis der grossen Finanzkonzerne wissen ein Lied davon zu singen: Wegen des Technologiebooms haben sie zunehmend Mühe, fähige Leute zu rekrutieren. Gerade die 20- bis 30-Jährigen Studienabgänger bekunden «null Bock» aufs Banking. Viel eher zieht es sie in die Technologiebranche. Zu IT-Giganten wie Google und Apple. Oder zu den aufstrebenden Startups.

Dort, hörten die Personaler jeweils, seien die Perspektiven besser und die Tätigkeit sinnerfüllender. «Investmentbanker, verzweifelt gesucht», schrieb finews.ch bereits vor drei Jahren über den Braindrain in der Hochfinanz. 

Die Krux mit dem Uber-Moment

Doch das sind wohl Tempi Passati. Mit dem Beginn des Jahres 2018 sehen sich zahlreiche Ikonen des Internetzeitalters ihrerseits entzaubert. Wer möchte etwa noch guten Gewissens den «Uber-Moment» preisen, nachdem die Methoden des digitalen Taxidiensts publik sind?

Uber steht vielerorts für die Ausbeutung der Mitarbeitenden, eine frauenfeindliche Unternehmenskultur sowie Gewinnversprechen an die Investoren, die nie eingelöst wurden.

Und wer möchte von Facebook schwärmen, jener Blaupause des sozialen Netzwerks, das sich doch immer mehr als Werbe- und Zensurmoloch entpuppt und dessen undurchsichtige Algorithmen unsere persönlichen Daten angreifen?

Denn zunehmend wird klar: Statt das Tor zu einer neuen, schöneren Welt zu öffnen, haben die Internetkonzerne wie Amazon, Facebook, Apple, Google, Uber den Kapitalismus in eine neue Sphäre katapultiert. Dort wird aus Privatem und Persönlichem Kapital geschlagen und die grenzenlose Freiheit des Internets verkommt zur Datenkrake, die alles überwacht und daraus Geld macht.

Die neuen Kraken

«Die Krake» – so wurde bisher die mächtige US-Investmentbank Goldman Sachs von ihren Kritikern tituliert. Jene Bank also, die gegen ihre Kunden wettete und diese auch schon mal als «Muppets» verunglimpfte. Doch gegen die Datenkraken Facebook und Apple, die an der Börse längst viel wertvoller sind als jede Bank, nehmen sich die Goldmänner inzwischen wie kleine Scampi aus.

«2008 waren die Banker die globalen Bösewichte», urteilte jüngst das amerikanische Magazin «Wired» in einem lesenswerten Beitrag. «Nun sind es die Akteure der Technologie-Branche.» Welche Ironie: Aus den «Techies» sind die neuen «Bankster» geworden.

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