Damit uns die Arbeit nicht krank macht – unter dieser Prämisse stand die kürzliche Podiumsdiskussion in Zürich. Dabei ging es um die Frage, was Arbeitgeber, Arbeitnehmer und der Staat für ein gesundes Berufsleben tun können, und wie sich hohe Kosten bei Krankenkassen sowie in der 1. und 2. Säule vermeiden lassen.

Zuvor stellte sich Herbert Brändli, CEO des unabhängigen Vorsorgeberaters B&B Vorsorge AG, noch einigen Fragen des Moderators, «NZZ»-Wirtschaftsredaktor Michael Ferber. Dabei ging es um den Ausgang der Abstimmung über die Senkung des BVG-Umwandlungssatzes.

Rote Karte gezeigt

Mit dem deutlichen Nein hätten die Versicherten dem Pensionskassenumfeld die rote Karte gezeigt, konstatierte Herbert Brändli. Weder eine Erhöhung der BVG-Beiträge noch eine Kürzung der Leistungen fänden gegenwärtig den Zuspruch der Versicherten.

Aus Sicht von Herbert Brändli seien nun die Vorsorgeeinrichtungen gefordert, ihren Leistungsauftrag wahrzunehmen. Damit sie langfristig ihre Leistungen erbringen könnten, müsse ein Umfeld geschaffen werden, in dem dies möglich sei.

Die Politik müsse dabei von kurzfristigen Handlungen absehen, sondern vielmehr der Langfristigkeit der Vorsorge Rechnung tragen. Statt mehr Regulierung brauche es mehr Wettbewerb. Es gehe nicht an, dass 14 Tage, nachdem bei einer Pensionskasse Probleme aufgetaucht seien, bereits eine Weisung erstellt werde. Schon heute sei der administrative Aufwand enorm.

Mitesser am Pensionskuchen

Als problematisch erachtet Herbert Brändli auch, dass die berufliche Vorsorge zu einem Selbstbedienungsladen für «Mitesser am Pensionskuchen» geworden sei. Der «Wildwuchs» der Berater sei der Preis, den wir für das Milizsystem zu zahlen haben.

Statt auf die Parität zu fokussieren, müsse vielmehr die Professionalität in der Führung erhöht werden. Die Quotenregelung habe uns nicht weitergebracht, so Brändli weiter. Es reiche nicht, die richtigen Fragen zu stellen und möglichst risikoarm anzulegen. Denn ohne Erträge hätten die Pensionskassen keine Existenzberechtigung.

Ernährung und Bewegung: Der Mix macht es aus

Im weiteren Verlauf der Podiumsveranstaltung ging es um das Thema Gesundheit im Berufsleben. Dabei, so hiess es weiter, sei es umso wichtiger, sich mit entsprechender Ernährung und Bewegung für die Herausforderungen im Arbeitsalltag fit zu halten.

Andy_Schwarzenbach_120Genug vom kalten Sandwich in der knapp bemessenen Mittagspause hatte einst Andy Schwarzenbach (oberstes Bild), Geschäftsführer der Hitzberger AG. Er entwickelte darum zusammen mit dem Spitzenkoch Edi Hitzberger und zwei weiteren Partnern sowie unter Mithilfe einer Ernährungsberaterin ein gesundes Fastfood-Konzept, das natürliche, hochwertige Zutaten verwendet und neuste ernährungswissenschaftliche Erkenntnisse berücksichtigt.

Zeit fürs Essen nehmen

Ludmilla Weber, Gründerin der Bewegungsschule Unisono und Autorin des Fachbuchs «Bewegte Arbeit», ergänzte, dass es ebenso wichtig sei, sich auch Zeit für das Essen zu lassen und dafür eine entspannende Umgebung zu wählen. Denn die Ästhetik beim Essen sei mindestens so wichtig, wie der Inhalt.

Der These des Ernährungsbiologen Paolo Colombani, Ernährung sei zweitrangig, Hauptsache man bewege sich, hielt Antoinette Sarasin Gianduzzo, Inhaberin von YourLife und Spezialistin für Gesundheitsmanagement entgegen, dass sie ein Sowohl-als-Auch empfehle.

Nicht eben gesundes Snacking

Wie ein hochtouriger Formel-1-Motor müsse der leistungsstarke Mensch sich mit wichtigen Vitalstoffen versorgen. Was zunehmend verloren gehe, sei die Regelmässigkeit beim Essen, die durch ein – nicht eben gesundes – Snacking über den Tag verteilt ersetzt werde.

Ludmilla_Weber_120Der Konsum von Medikamenten und Drogen helfe, so Ludmilla Weber (mittleres Bild), nur kurzfristig, Stress zu bewältigen. Damit schade man dem Körper als wichtigstes Arbeitsinstrument. Auch Antoinette Sarasin stellte eine Zunahme des Konsums von Psychopharmaka fest, den viele mit der Vermeidung eines Burnouts rechtfertigten. Allerdings liessen sich Psyche und mentale Verfassung alternativ mit Nahrungsergänzung und damit ohne Nebenwirkungen beeinflussen.

Pflege-Termine einplanen

Wegen moderner Technologien verwischen die Grenzen zwischen Berufs- und Privatleben zunehmend. Antoinette Sarasin empfahl deshalb, bewusste Termine für die Pflege und Regenerierung der persönlichen Ressourcen einzuplanen.

Dass dies im Fall eines Start-up-Unternehmers nicht immer im gewünschten Ausmass möglich sei, erlebt gerade Andy Schwarzenbach. Wer mit Mass und Genuss, Gelassenheit und Offenheit vorgehe, brauche keine Trennung zwischen Job und Privat, glaubt Ludmilla Weber.

Je schwieriger die Situation sei, desto wichtiger seien der eigene Körper und eine Rückbesinnung auf die eigenen Ressourcen. Es gelte eine Balance zwischen Belastung und Belastbarkeit zu finden.

Krankheitstage kosten

Antoinette_Sarasin_120Antoinette Sarasin machte die Erfahrung, dass die Firmen sensibilisiert seien, was die Förderung der Vitalität und die Gesundheitsvorsorge anbelange, denn Krankheitstage kosten, und neun von zehn Ausfällen seien krankheitsbedingt. Insofern lohnen sich Investitionen in die Prävention, die auch dem Arbeitsklima zuträglich seien.

Diese Ansicht teilte Andy Schwarzenbach. Dass Unternehmen in ihren Personalrestaurants frische, leichte Menus zu einem günstigen Preis anbieten, habe Kalkül, denn sie erwarten sich davon mehr Leistungsfähigkeit ihrer Mitarbeitenden.

Chef muss Vorbild sein

Wenn allerdings der Chef hinsichtlich der Gesundheitsvorsorge kein Vorbild sei und Gesundheit nicht als selbstverständlicher Teil der Firmenkultur betrachtet wird, lassen sich innerbetriebliche Massnahmen kaum durchsetzen, weiss Ludmilla Weber.

Die Podiumsteilnehmer waren sich einig, dass der Staat in Sachen Gesundheitsförderung nicht regulieren solle. Wichtig sei, dass er Gesundheit durch Aufklärungskampagnen und Zugang zu Informationen unterstütze, zumal ein Drittel der Bevölkerung übergewichtig sei.

Auch Gesundheit ist Eigenverantwortung

Gesundheit sei aber in erster Linie Verantwortung jeder und jedes Einzelnen. Jede und jeder wisse letztlich selbst am Besten, was einem gut tue und was nicht, meinte Andy Schwarzenbach. Wichtig sei, dass man sich die Lebensfreunde nicht eindämme.

 

 

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