Reiche Russen sind in London zunehmend schlecht gelitten. Kann der konkurrierende Schweizer Finanzplatz davon profitieren?

Die Beziehung zwischen London und Moskau ist zwiespältig. Offiziell herrscht nach der Giftattacke auf den ehemaligen Agenten Sergej Skripal und auf seine Tochter Eiszeit, nicht zuletzt auch wegen der gleichzeitigen Sanktionen der USA. Anderseits werden Rubel an der Themse weiterhin gerne entgegengenommen.

Wie das deutsche Magazin «Der Spiegel» berichtete, verkaufte der Energieriese Gazprom unmittelbar nach Bekanntwerden des Falls Skripal Anleihen in der Höhe von 750 Millionen Euro an der Londoner Börse. Und in den Nobelquartieren Mayfair und Kensington tummeln sich weiterhin die Oligarchen.

«Business as usual», stichelte kürzlich der russische Botschafter in der britischen Hauptstadt auf dem Kurznachrichten-Dienst Twitter.

Gold aus Moskau

Das wollen aber nicht alle mehr hinnehmen. Das Foreign Affairs Select Committee, ein Ausschuss des britischen Parlaments, ging jüngst in einem Papier hart mit der Regierung ins Gericht. Diese gefährde die Sicherheit des Landes, indem sie es Kleptokraten erlaube, ihre unrechtmässig erworbenen Gelder – «Moscow's Gold» – durch das britische Bankensystem zu schleusen.

Schon vor Wochen drückten Parlamentarier durch, dass die im Commonwealth eingebundenen Steueroasen vom Ärmelkanal bis in die Karibik bis Ende 2020 offenlegen müssen, wer die Eigentümer der dort registrierten Offshore-Firmen sind. Und der ehemalige Londoner Bürgermeister und amtierende Aussenminister Boris Johnson hat zumindest versprochen, härter gegen russische Oligarchen vorzugehen.

Für letztere hat sich London zur wichtigsten Heimat ausserhalb Russlands entwickelt. Viel profitiert haben davon die Finanzindustrie in der «City» und der örtliche Immobilienmarkt. Dort schaute man auch gerne mal nicht so genau hin. Mit dem Resultat, dass nach dem Urteil mancher Beobachter der Londoner Finanzplatz zum Magnet für Schwarzgeld mutierte, wie auch finews.ch berichtete.

Die Krux mit dem Brexit

Daran dürfte sich trotz guter Vorsätze nicht so viel ändern. Die Finanzwissenschafterin Anastasia Nesvetailova an der City University of London schrieb auf dem Portal «The Conversation», Grossbritannien könne es sich gar nicht leisten, auf die «schmutzigen Gelder aus Russland» zu verzichten. Der Grund dafür: der Brexit, der drohende Austritt der Insel aus der EU.

Bereits setzen sich deswegen auch Schweizer Grossbanken aus London ab, Kapitalströme versiegen. Umso wichtiger sind die russischen Offshore-Gelder.

Schweizer Profiteure?

Die im Offshore-Geschäft von den Briten hart bedrängten Schweizer Banken werden schon aus diesem Grund schwerlich zu den Nutzniessern des Oligarchen-Bashings. Dies umso mehr, als hiesige grosse Banken selber Massnahmen gegen reiche russischen Kunden wie Viktor Vekselberg ergriffen haben.

Noch mehr als die britische Konkurrenz fürchten UBS & Co nämlich die harte Hand der USA.

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