Von politischen Ereignissen ausgelöste Volatilität kann Investitionschancen bieten. Ein diversifiziertes Portfolio sowie eine langfristige Anlagestrategie sind dabei aber unabdingbar, schreibt Richard Mooser.

Richard Mooser ist CIO & Head of Fixed Income (CHF) bei Axa Investment Managers Schweiz. Er schreibt monatlich abwechselnd mit Franz Wenzel eine Kolumne für finews.ch.

Ein internationaler Handelskrieg bahnt sich an, geopolitische Spannungen eskalieren, verschiedene Schwellenlandwährungen erfahren teils heftige Neubewertungen sowie auch die Ereignisse in Italien sorgen dafür, dass die Märkte zurzeit unter einer Vielzahl von politisch induzierten Verwerfungen leiden.

Anleger mögen Unsicherheit nicht, das hat die Vergangenheit deutlich gezeigt. Dies gilt vor allem dann, wenn die Unsicherheit von politischer Rhetorik und Streitereien hervorgerufen wird, denn die Worte und Handlungen von Politikern und politischen Entscheidungsträgern beeinflussen das Geschehen an den Finanzmärkten.

Starke Nerven

Die politischen Risiken dürften in absehbarer Zeit nicht verschwinden. In diesem Jahr stehen einige wichtige Ereignisse an, wie die Wahlen in Mexiko und Brasilien, das Auslaufen des dritten Finanzhilfe-Programms für Griechenland, die Zwischenwahlen in den USA im November und die laufenden Brexit-Verhandlungen. All dies und noch mehr könnte an den Nerven der Anleger zehren.

Doch es darf nicht vergessen gehen, dass die Volatilität auch Chancen bietet. Investoren, die bei den ersten Anzeichen von Schwierigkeiten ihre Positionen liquidieren, laufen Gefahr, Verluste zu realisieren und eine anschliessende Markterholung zu verpassen. Anleger mit starken Nerven und einer höheren längerfristigen Risikofähigkeit können hingegen temporäre Kursschwankungen nutzen und qualitativ hochwertige Vermögenswerte zu einem Abschlag erwerben.

In Alarmbereitschaft

Die jüngsten Parlamentswahlen in Italien versetzten die Anleger zwar in Alarmbereitschaft, aber erst als bekannt wurde, dass die beiden europakritischen Parteien sich auf ein Regierungsprogramm einigen konnten, reagierten die italienischen Obligationen- und Aktienmärkte mit teils heftigen Abgaben, legten aber nach kurzer Zeit wieder zu.

Oder das Referendum in Grossbritannien über die Mitgliedschaft in der EU im Jahr 2016, als nur wenige mit einem Austritt rechneten. Als der Brexit am 24. Juni 2016 dann Realität wurde, mussten viele Märkte starke Einbrüche hinnehmen. Die wichtigsten Indizes in den Industrieländern verloren im Laufe des Tages mehr als 5 Prozent an Wert, das Pfund gab gegenüber dem Dollar 8 Prozent nach, und die Anleiherenditen sanken rasant.

Viele Investoren schockiert

Aber nicht nur Politiker können die Märkte erschrecken. Als der ehemalige Chef der US-Notenbank Ben Bernanke im Jahr 2013 bekannt gab, den Ankauf von Anleihen einstellen zu wollen, schnellten die Renditen von US-Treasuries in die Höhe (taper tantrum). Aber sobald die anfängliche Bestürzung nachliess, erholte sich der Markt wieder. Und obwohl die Wahl von Donald Trump viele Investoren schockierte, ist der amerikanische Leitindex S&P 500 in den letzten eineinhalb Jahren währungsbereinigt um über 25 Prozent gestiegen.

Auch die Risikoprämien von Unternehmensanleihen in Grossbritannien weiteten sich nach dem Brexit-Votum rasch aus, um bald darauf wieder zu sinken. Der FTSE 100-Index ist seit Mitte 2016, ebenfalls in Franken gerechnet, gar um 30 Prozent gestiegen.

Volatilität ist unvermeidlich

All diese Marktbewegungen zeigen, dass sich Anleger darauf konzentrieren sollten, ihre langfristigen Anlageziele zu verfolgen, anstatt sich in einer kurzfristigen Marktpanik zu verfangen.
Marktvolatilität ist unvermeidlich, aber das bedeutet nicht, dass Investoren ihre Ansichten jeden Tag ändern sollten. Tatsächlich kann Volatilität gute Kaufgelegenheiten bieten. Um nachhaltig positive Renditen zu erzielen, braucht es eine bestimmte Strategie und eine klare Meinung über eine Anlageklasse oder über Unternehmen. Zu verstehen, wie sich die Korrelationen der verschiedenen Anlageklassen in Phasen von Volatilität entwickeln, ist für den Investitionserfolg ebenfalls entscheidend. Reflexartig zu reagieren, wenn sich die Märkte bewegen, ist nicht zielführend.

Die Korrelationen zwischen Anlageklassen nehmen in volatilen Märkten tendenziell zu und sind nicht stabil. Eine Diversifikation der Anlageklassen und der Alpha-Quellen sowie die Absicherung von Extremereignissen ermöglichen einem Anleger, sein Portfolio auf Kursschwankungen vorzubereiten – egal wodurch sie ausgelöst werden. Auch das rechtzeitige Erkennen herdengetriebener und konzentrierter, gleichlaufender Marktpositionen, einhergehend mit einer entsprechenden Portfolio-Anpassung, erlaubt bei aufkommenden Marktverwerfungen selektive Zukäufe.

Diversifikation ist keine Garantie gegen Verluste. Aber mit einem breit diversifizierten und ausgewogenen Portfolio können Investoren politische und andere Stürme gut überstehen.


Richard Mooser 502Richard Mooser ist seit Mai 2017 Chief Investment Officer (CIO) und leitet seit gut fünf Jahren das Fixed Income Team. Er stiess im Januar 2008 als Senior Fixed Income Portfoliomanager zu Axa Investment Managers. Er ist für verschiedene Versicherungsportfolios und für den gemischten Retail Obligationen Fond (CHF) sowie für gewisse Kreditsektoren im Obligationen-Universum (CHF) verantwortlich. Bevor Mooser zu Axa Investment Managres kam, war er Leiter des Fixed Income Trading bei der Deutschen Bank in Zürich. Davor war er bis 1994 bei der UBS Zürich für den Handel und die Platzierung von Franken-Obligationen im Primärmarkt verantwortlich. Er besitzt das Schweizer Diplom für Finanzanalysten und Vermögensverwalter sowie das internationale Diplom «Certified International Investment Analyst».

 

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