Das GAM-Management bemüht sich, die Wogen um seinen Investment-Manager Tim Haywood zu glätten. Doch Fragen bleiben. GAM soll vorab versucht haben, Fonds-Anteile zu verkaufen.

GAM-Chef Alex Friedman hat am Montag in einem Brief an Investoren versucht, die Suspendierung des Investment-Managers Tim Haywood zu erklären und damit die Gemüter zu beruhigen. Ob ihm das gelungen ist, bleibt angesichts des Inhalts des Schreibens fraglich. Zudem hat GAM eine Website eingerichtet, auf der Fragen zum Absolute-Return-Bond-Fond (ARBF) beantwortet werden

GAM-Kunden erhalten aber weiterhin keine erhellenden Informationen, welche Umstände zur Suspendierung des ARBF-Anlagechefs tatsächlich geführt haben, ausser dass es «bestimmte Probleme in der Dokumentation und im Risikomanagement bezüglich bestimmter Anlageentscheidungen» gegeben habe. Offenbar geht es um die Klassifizierung von Vermögenswerten und mögliche Falschangaben bezüglich der Liquidität dieser Fonds.

Investorten forderten Geld zurück

Von der Untersuchung sei nur Haywood betroffen gewesen, erklärte GAM erneut. Es habe auch keine Abweichungen von einer festgelegten Anlagestrategie gegeben, und ein unehrliches Verhalten Haywoods sei ebenfalls nicht bekannt. Auch sei zum jetzigen Zeitpunkt kein materieller Schaden für die Kunden entstanden.

GAM hatte die Suspendierung Haywoods am vergangenen 31. Juli bekannt gegeben. Zwei Tage später musste das Unternehmen eine Anzahl von Absolute-Return-Bond-Fonds mit einem Volumen von 7,3 Milliarden Dollar schliessen – dies, nachdem eine Reihe von Investoren ihr Geld zurückverlangt hatte.

Wollte GAM den Fonds schon früher liquidieren?

In einem schriftlich geführten Interview mit der Schweizer Börsenzeitung «Finanz und Wirtschaft» versicherte GAM-Chef Friedman, er erwarte nun keine weiteren Probleme mehr. Man darf gespannt sein, ob diese Prognose eintrifft.

Die britische Zeitung «The Times» (Artikel bezahlpflichtig) schrieb am Wochenende, GAM habe versucht, Assets des betroffenen Bond-Portfolios zu verkaufen, bevor die Suspendierung Haywoods bekannt gemacht worden sei.

GAM wollte Anteile verkaufen

Die Zeitung zitiert dabei einen namentlich nicht genannten Händler einer «grossen Investmentbank», der offenbar gesagt hat, GAM habe ein Angebot für die Fondsanteile verlangt. Der Händler habe laufend Nachrichten erhalten, die darauf hingewiesen hätten, dass GAM den Fonds liquidieren wolle. Die Aussagen wiederholte ein weiterer Händler gegenüber der Zeitung.

Murray Gunn

Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang auch eine Notiz des Analysten Murray Gunn (Bild oben), wonach man zwischen den Zeilen der Verlautbarungen von GAM lesen müsse, um zum Kern des Vorfalls zu stossen.

Und dabei müsse man nicht Sherlock Holmes sein, um zur Annahme zu gelangen, dass der Fonds sich mit seiner Anlagestrategie in «esoterische Produkte» vorgewagt habe, um Performance und Gebühren zu steigern. Mit «esoterischen Produkten» meint Gunn insbesondere illiquide Assets, die nicht ohne weiteres verkauft und in Cash gewandelt werden könnten.

Erinnerungen an die Finanzkrise

Gunn, der auf die technische Analyse spezialisiert ist, zieht in seinem Kommentar eine Parallele zu einem Vorgang vom Juli 2007: Damals hatte die US-Investmentbank Bear Stearns die Schliessung von zwei «Credit-Funds» bekannt gegeben – auch aus Liquiditätsgründen. Wie bei GAM seien damals die Probleme von Bear Stearns völlig unvermittelt aufgetaucht. Der Rest ist Geschichte.

Es ist die Geschichte der globalen Finanzkrise von 2008, die ihren Anfang im Crash des amerikanischen Hypothekenmarkts fand, in den viele Finanzinstitute mit  «esoterischen Produkten» investiert hatten.

Reine Verteidigungsstrategie?

Die sehr zurückhaltende Informationspolitik von GAM könnte eine reine Verteidigungsstrategie sein und dem Ziel dienen, eine klare Linie zwischen der abgesegneten Anlagestrategie und dem effektiven Handeln Haywoods zu ziehen.

Der forensische Teil der Untersuchung sei nun weitgehend abgeschlossen, schrieb Friedman an die GAM-Kunden. Nun gelte es, sich auf interne disziplinarische Prozesse zu konzentrieren, um herauszufinden, ob weitere Massnahmen notwendig seien. Die Investoren und Kunden müssten verstehen, dass «wir sehr vorsichtig sein müssen, was wir sagen», so Friedman.

Schneeball-Effekt befürchtet

Es ist klar, dass GAM weitere Rücknahmen aus den Fonds verhindern will. Würden Investoren nun anhaltend Gelder aus solchen Absolute-Return-Strategien abziehen, könnte dies zu jenem «Schneeball-Effekt» führen, den Analyst Gunn befürchtet.

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