Die unabhängigen Vermögensverwalter in der Schweiz stellen sich auf schwierige Zeiten ein. Sie erwarten tiefere Börsenkurse, stagnierende Kundengelder und eine Rezession in den USA im Jahr 2020.

Die schwierigste Zeit an den Finanzmärkten dürfte erst im nächsten Jahr, also 2020, eintreten. Davon sind mittlerweile 44 Prozent der unabhängigen Vermögensverwalter in der Schweiz überzeugt (vgl. Grafik unten). Sie gehen davon aus, dass sich der anhaltende Handelskrieg zwischen den USA und China (41 Prozent der Befragten) zwar nicht verschärfen wird, aber zu einer Art Patt-Situation führen dürfte, die sich mittelfristig negativ auf die Börse auswirkt.

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Vor diesem Hintergrund haben viele Unternehmen ihre Erwartungen etwas zurückgeschraubt. Dies geht aus dem neusten Aquila Vermögensverwalter Index (AVI) hervor, den die Schweizer Aquila-Gruppe alle drei Monate in Zusammenarbeit mit finews.ch publiziert. Der Index fasst verschiedene Prognosen von unabhängigen Vermögensverwaltern in der Schweiz zusammen. An der jüngsten Umfrage beteiligten sich knapp 140 Firmen.

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Die neue Vorsicht äussert sich unter anderem darin, dass viele Vermögensverwalter ihre Bestände in Obligationen abgebaut und die Erlöse in Liquidität umgelagert haben. Zudem haben sie ihre Bestände in Gold und anderen Edelmetallen leicht erhöht (vgl. nachstehende Grafik).

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Konkret haben die Vermögensverwalter ihre Obligationenquote von 29,0 Prozent im Vorquartal auf nunmehr 27,0 Prozent reduziert; im Gegensatz dazu blieb die Aktienquote mit einem Anteil von 42 Prozent stabil. Demgegenüber stieg die Liquidität von 13,5 Prozent im Vorquartal auf 17,3 Prozent; bei Gold und anderen Edelmetallen stieg der Anteil von 5,2 Prozent auf 5,7 Prozent; der Anteil an Alternativen Anlagen sank von 10 Prozent auf 8,0 Prozent.

«Die Korrektur an den Aktienmärkten ist aus unserer Sicht noch nicht ausgestanden», sagt Reinhard Styger, Managing Partner der Firma GTM Aquila. «Nach einer kurzen Erholung im Januar dürften der Handelskonflikt USA/China, die politischen Schauplätze Brexit, Italien, Frankreich, Deutschland sowie eine fragwürdige US-Notenbankpolitik die Märkte im schlimmsten Fall zurück auf die Niveaus von 2016 (SMI bei 7'600, S&P 500 bei 2'040/1'860 und DAX bei 8'970) führen», so Styger weiter. Vor diesem Hintergrund empfiehlt er, in allfälligen Erholungsphasen Aktienpositionen weiter abzubauen.

Schweizer Aktien gefragt

Interessant ist weiter, dass die befragten Vermögensverwalter bei ihrer Aktienquote (von durchschnittlich 42 Prozent) den Anteil an Schweizer Aktien von 17,5 Prozent im Vorquartal auf nunmehr 19,6 Prozent erhöht haben. Demgegenüber haben sie ihre Bestände an europäischen und asiatischen Titel sowie in den Schwellenländern klar reduziert. Auch US-Aktien liegen mittlerweile weniger in der Gunst der Akteure (vgl. nachstehende Grafik).

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«Spekulieren kann jeder. Es zur richtigen Zeit zu tun – das ist die Kunst», sagt Urs Lüscher, Gründer und Partner der Firma Sinvest Finanz, und zitiert damit ein Bonmot des legendären Börsengurus André Kostolany. «Die Aktien-Bewertungen sind moderater geworden. Die Börsen haben das verlangsamte Wachstum vorweggenommen, und die Volatilität wird 2019 hoch bleiben», fährt er fort und folgert daraus: «Diese Volatilität gilt es, mit gezielten Transaktionen auszunutzen.»

Technisch seien die Märkte nach wie vor überverkauft und die Stimmungsindikatoren auf sehr tiefem Niveau. Dies sei ein attraktiver Zeitpunkt, um Aktienpositionen mit guter Dividende und Wachstum langfristig aufzubauen, so Lüscher.

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