Das Coronavirus verschärft die verzwickte Lage, in der sich die Schweizerische Nationalbank befindet. Eine weitere Zinssenkung wäre aber vor allem für die hiesigen Banken ein harter Schlag. 

Die Auguren sind sich weitgehend einig: Der Ausbruch des Coronavirus in Europa (und in den USA) schwächt die Nachfrage substantiell und bringt viele Betriebe in eine schwierige Situation. Die grossen Notenbanken in den USA und in Grossbritannien haben deshalb ihre Zinsen schon je um einen halben Prozentpunkt gesenkt.

Am Donnerstag ist die Reihe an der Europäischen Zentralbank (EZB), wobei Christine Lagarde die Märkte schon mal vorgewarnt hat. Anlässlich einer Telefonkonferenz am Dienstagabend erklärte die EZB-Präsidentin, dass Europa einen grossen wirtschaftlichen Schock erleiden werde, falls die Politik nicht mit grosser Dringlichkeit gegen das Virus vorgehe. Sie kündigte an, dass die EZB noch diese Woche ihrerseits Schritte zur Unterstützung der Wirtschaft ergreifen werde.

Lagarde erwartet entschiedene Schritte

Lagardes Verweis auf die Finanzkrise, die drastischen Massnahmen der italienischen Regierung und die damit verbundenen wirtschaftlichen Konsequenzen und sowie der Schritt der Bank of England deuten auf einen entschlossenen Schritt hin.

Je nach Ausgestaltung des Pakets an Massnahmen der EZB kommt die Schweizerische Nationalbank (SNB) unter Zugzwang. Das von Thomas Jordan geleitete Direktorium hat immer wieder klargemacht, dass es die Zinsdifferenz insbesondere zum Euroraum braucht, um den Franken vor einer weiteren Aufwertung zu bewahren.

Kann die SNB noch etwas zuwarten?

Die Credit Suisse erwartet deshalb, dass die SNB an der Zinsdifferenz zum Euroraum festhalten wird. In einer Einschätzung schrieb Maxime Botteron, die SNB werde nur dann aktiv, wenn die EZB ihren Leitzins um mindestens 20 Basispunkte zurücknehme. Grundsätzlich erwartet die Credit Suisse eine Zinssenkung erst im zweiten Quartal. Dies, weil die genauen Auswirkungen der Epidemie auf die Wirtschaft noch völlig unklar sind.

Sowohl die EZB als auch die SNB sind im Vergleich zum Fed und der Bank of England in einer komplexeren Lage: beide haben ihre Leitzinsen schon im negativen Bereich. Es stellt sich die Frage, ob eine weitere Zinssenkung überhaupt eine Hilfestellung für notleidende Firmen bringen würde.

Im Falle der SNB gilt festzuhalten, dass sie mithin primär eine Währungspolitik verfolgt, und damit indirekt einen Einfluss auf den Gang der Wirtschaft nimmt. Wenn nun die Volkswirtschaft aber wegen des Coronavirus einen Nachfrageeinbruch erleiden sollte, respektive wegen unterbrochenen Lieferketten an der Produktion gehindert wird, ist vermutlich der Bund der wichtigere Ansprechpartner als die Zentralbank.

Auch ein Konjunkturprogramm bleibt eine Option

Dank den überaus guten Abschlüssen des Bundes in den letzten Jahren und der damit verbundenen tiefen Verschuldung hätte die Schweiz zumindest potenziell die Möglichkeit, eine rasche Konjunkturspritze zu geben.

Die UBS schrieb am Mittwoch, die Ausbreitung des Virus könne begrenzt werden. Zwar werde die Wirtschaft in der Schweiz im ersten Halbjahr Federn lassen, sich aber schon im zweiten Halbjahr wieder erholen. Die grösste Schweizer Bank hat deshalb ihre Einschätzung des BIP-Wachstums von bisher 1,1 Prozent auf 0,7 Prozent zurückgenommen.

Sollte dieses Szenario eintreffen, würde sich die SNB darauf konzentrieren, mittels weiteren Devisenkäufen und dem Festhalten an der Zinsdifferenz zum Euroraum den Franken zu schwächen.

Druck auf die Finanzindustrie

Klar ist auch, dass eine weitere Zinssenkung für die Finanzbranche in der Schweiz noch mehr Ungemach bringen und damit der Druck steigen würde, die Strafzinsen auf die Kunden zu überwälzen.

Nur schon deshalb sollte eine solche weitere Senkung von möglichst kurzer Dauer bleiben.

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