Das forcierte Zusammensein im Lockdown führt auch unter Superreichen Ehepaaren zu Zwist. Für einige von ihnen erscheint der Moment zur Scheidung geradezu ideal.

Jetset-Ehepaare sehen sich zuweilen sehr selten. Zwei gemeinsame Stunden pro Woche müssen reichen, zwischen Business, Anlässen und privaten Verpflichtungen. Die Coronakrise hat diese Rechnung auf den Kopf gestellt: Denn der Lockdown gilt auch für Reiche, und nun können manche von ihnen froh sein, wenn sie sich zwei Stunden pro Woche einmal nicht sehen.

Das forcierte Zusammensein führt nicht selten zu Zwist, wie die britische «Financial Times» (Artikel bezahlpflichtig) berichtete. Schwerreiche Ehepaare stellten in der Krise plötzlich fest, das sie sich nach all den Jahren kaum kennen, wenig Gemeinsamkeiten teilen und sich nicht mehr vorstellen können, den Rest des Lebens miteinander zu verbringen.

Ein Drittel mehr Anträge

Erhebungen aus der USA zufolge haben die Scheidungsanträge von Vermögenden seit dem Lockdown um ein Drittel zugenommen; britische Anwälte sehen eine Zunahme um mehr als 40 Prozent, Kollegen in Italien um 30 Prozent.

Auch reiche Asiaten kriegen sich in die Haare, wie Scheidungsanwälte aus Hongkong berichten. Eine regionale Eigenheit: Wegen des Reisebanns fliegen dort immer mehr Affären auf, welche die reiselustigen Oberen Zehntausend der Dracheninsel im Ausland unterhielten.

International geführte Schlachten

Während Scheidungen emotional höcht belastend sind und in wüsten Streitigkeiten enden können, erscheint gewissen Ehepartnern der Moment zur Trennung nun gerade richtig. Wie Anwälte gegenüber dem britischen Blatt berichteten, kommt einigen Firmenbesitzern jetzt zupass, dass die Coronakrise den Wert ihrer Beteiligungen stark vermindert hat und sie darum weniger an die Ehepartner abgeben müssen.

Solcher Zynismus mag die Ausnahme sein; die Regel ist sicher, dass Scheidungen von Superreichen aufgrund der zahlreichen Einkommens- und Vermögensquellen hoch komplex sind. Dies erst recht, wenn noch Rechtskonstrukte wie Trusts oder Schenkungen an gemeinsame Kinder involviert sind. Dies kann schlimmstenfalls zu regelrechten, international geführten Scheidungsschlachten führen, wie auch finews.ch schon berichtete.

Grossartige Katastrophe

Der Trend unter Reichen, sich Staatsbürgerschaften mehrerer Länder zu erkaufen, führt zudem zu einer weiteren, unerwarteten Facette in solchen Streitigkeiten. Je nach Rechtspraxis bevorteilen Staaten die schwächere oder die stärkere Partei bei der Trennung. Die Folge ist eine Art Scheidungs-Tourismus, um sich den für die eigenen Forderungen passenden Gerichtsstand zu sichern.

Auf Juristen, Banker und Experten verschiedenster Couleur kommt deshalb viel Arbeit zu. Doch manche von ihnen stimmt die anrollende Scheidungswelle nachdenklich, gerade, weil Prominente und Unternehmer eine Vobildfunktion haben. «Es ist grossartig fürs Geschäft, aber eine Katastrophe für die Gesellschaft», sagte ein Anwalt der «Financial Times».

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