Eine der letzten Bastionen gegen Negativzinsen könnte fallen: Die Bank of England schliesst Negativzinsen in Grossbritannien nicht mehr aus. Das hätte fatale Folgen für die Schweizerische Nationalbank.

Das dreiköpfige Direktorium der Schweizerischen Nationalbank (SNB) unter der Leitung von Thomas Jordan hat sich in den vergangenen Jahren relativ erfolgreich gegen eine weitere Stärkung des Franken gewehrt, unter anderem dank einem Zinssatz, der mit minus 0,75 Prozent klar tiefer liegt als in den Währungsräumen der wichtigsten Handelspartner.

Die Wahrung der Zinsdifferenz kombiniert mit massiven Devisenkäufen haben der Schweizer Exportwirtschaft die nötige Luft verschafft und auch für den Tourismus eine wichtige Rolle gespielt. Gleichzeitig sind bald sechs Jahre Negativzinsen für die Bankenwelt Gift. Denn damit wurde das Hauptgeschäft im Retailbanking massiv unattraktiver.

Gerade auch die sich im Staatsbesitz befindliche Postfinance kämpft wegen der Negativzinsen mit massiven Problemen.

Weitere Zinsschritte möglich

Trotzdem hält die SNB am Instrument fest und hat wiederholt herausgestrichen, dass sie nicht das Ende der Fahnenstange erreicht hat und sie die Zinsen bei Bedarf weiter senken wird. Dies könnte schon bald wieder zum Thema werden, wenn die Corona-Pandemie die Wirtschaftsleistung im umliegenden Ausland weiter in Bedrängnis bringt.

Gerade im Vergleich zur Bank of England (BoE) blieb die Zinsdifferenz auch nach deren jüngsten Senkung auf 0,1 Prozent vergleichsweise weit, denn auf der Insel ist die Lage der Wirtschaft sehr fragil. Die BoE hatte immer an positiven Zinsen festgehalten und die quantitative Lockerung der Geldmenge als Mittel zur Stützung der Wirtschaft bevorzugt.

Tiefe Rezession – hohe Arbeitslosigkeit

Nun zeigt sich aber, dass sich die Briten mit einer Abkehr von der bisherigen Politik beschäftigen. Wie «The Times» am Mittwoch schreibt, befindet sich die Zentralbank im Gespräch mit den Geschäftsbanken bezüglich der Einführung von Negativzinsen. Das Londoner Blatt zitiert dabei Gertjan Vlieghe, einer der neun Experten, welche die Zinsen für Grossbritannien festlegen.

Vlieghe erwähnt das Risiko einer tieferen Rezession verbunden mit höherer Arbeitslosigkeit wegen der Pandemie, was weiteren monetären Stimulus bedingen könnte. So ist in Grossbritannien das Bruttoinlandprodukt (BIP) gegenwärtig um 9 Prozentpunkte tiefer als vor der Pandemie und 9 Prozent aller Arbeitskräfte befinden sich in der Kurzarbeit.

Zwischen Pandemie und Brexit

Die Insel wurde von der Pandemie sehr hart getroffen und die Regierung von Boris Johnson kämpft gegen die weitere Ausbreitung mit lokalen und regionalen Lockdowns. Dazu kommen die wirtschaftlichen Folgen des anstehenden Bruchs mit der EU.

Zwar bleibt gemäss Vlieghe die quantitative Lockerung das bevorzugte Instrument in der gegenwärtigen Lage, und er erwähnt auch, dass die Regierung mit der Fiskalpolitik die grösste Verantwortung trägt für eine Erholung der Wirtschaft.

Überraschend gute Erfahrungen

Gleichwohl sind Negativzinsen nun auch in England offenkundig eine Option. Gemäss Vlieghe sind die Erfahrungen von anderen Zentralbanken mit Negativzinsen generell positiv und das Risiko, dass die Negativzinsen für die Ziele der Geldpolitik sich als kontraproduktiv herausstellen, ist niedrig.

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