Eine Boutique wie Fisch Asset Management drohe nicht, im Kampf um Margen und Grösse aufgerieben zu werden, sagt CEO Jürg Sturzenegger zu finews.ch. Fisch habe die Substanz, selber zu agieren – auch international.


Herr Sturzenegger, haben Sie Ihre Visitenkarte abändern müssen, von Co-CEO zu CEO Fisch Asset Management?

Nein, Philipp Good und ich hatten beide eine vollumfängliche Funktion als CEO inne, aber wir hatten die Aufgaben klar aufgeteilt.

Seit Herr Good Fisch Asset Management verlassen hat, ist rund ein Jahr vergangen. Waren Sie mit der Suche eines Nachfolgers nicht erfolgreich oder ist das Führungsmodell Co-CEO beendet?

Wir hatte nie die Absicht, ein bestimmtes Führungsmodell für Fisch Asset Management über alle Zyklen hinweg zu verfolgen. Das Modell der Co-CEO machte zum damaligen Zeitpunkt einer stärkeren Wachstumsorientierung Sinn, und es ist durchaus möglich, dass dies in unbestimmter Zukunft wieder so sein wird. Technologie spielt bei uns seit einiger Zeit eine bedeutendere Rolle, entsprechend wurde der Stellenwert dieses Themas erhöht.

Welche Themen beschäftigt derzeit die Geschäftsleitung?

Nachdem wir eine neue IT-Infrastruktur aufgesetzt haben, liegt jetzt ein Fokus auf dem Portfoliomanagement und insbesondere der Nutzung und Analyse von Daten im Investmentprozess und im Research. Ein zweites Thema betrifft unser Offering, mit dem Ziel, den Kunden angepasste Lösungen anbieten zu können, beispielsweise, indem wir Elemente aus unseren verschiedenen Flagship-Produkten kombinieren. Unter anderem dafür haben wir Aladdin installiert, das Portfoliomanagement-System von Blackrock, und wir sind in die Cloud gegangen.

Die Investitionen in die IT erlauben Ihnen nun mit mehr Volumen Skaleneffekte zu erzielen. Dafür hat Fisch auch die Internationalisierung des Geschäfts angestossen. Wie verläuft diese?

Mit Internationalisierung meinten wir immer, Fisch über den deutschsprachigen Raum hinaus zu positionieren. Deutschland ist volumenmässig schon lange unser wichtigster Markt und der Zugang ist durch eine Freistellung gewährleistet.

«Nein, ein Verkauf ist ausgeschlossen»

Darüber hinaus, beispielsweise im weiteren europäischen Markt, werden die regulatorischen Anforderungen aber sehr schnell komplex, vor allem was die Verkaufs- und Marketing-Möglichkeiten betrifft, wenn man nicht lokal präsent ist.

Gibt es andere Optionen für eine Expansion ins Ausland?

Ja, beispielsweise über Joint-Ventures oder auch Beteiligungen. Das sind Möglichkeiten, die wir immer wieder prüfen. Eine andere Möglichkeit sind Kooperationen mit internationalen Vertriebsorganisationen. Das ist für unsere weit herum bewilligten UCITS-Fondsstrukturen günstig und öffnet auch Opportunitäten.

Haben Sie Beispiele?

Wir sind über einen Vertriebspartner in Chile präsent, wo ein sehr gut ausgebildetes Rentensystem auch Bedarf an Produkten schafft. Wir orientieren uns dabei weniger an geografischen Präferenzen als an Verkaufsmöglichkeiten. Wir sind auch in Italien und in Frankreich mehr und mehr erfolgreich tätig.

Sie haben Beteiligungen angesprochen: Sind auch Übernahmen mit Fisch als Käufer denkbar? Oder würde sich Fisch auch kaufen lassen?

Nein, ein Verkauf ist ausgeschlossen. Die Gründer Pius und Kurt Fisch haben ja eine Nachfolgeregelung aufgebaut, welche die Unabhängigkeit des Unternehmens sichert. Davon würde Fisch höchstens abrücken, wenn die Wirtschaftlichkeit als selbständiges Unternehmen nicht mehr gewährleistet wäre.

Also selber zukaufen?

Wir sind in der Lage zu übernehmen, verfügen über eine äusserst solide Bilanz. Aber man muss nicht gleich an den Kauf einer ganzen Firma denken.

«Diese Summe drückt eine bestimmte Substan7 und Stabilität aus»

Zukäufe sind auch auf der Asset-Ebene möglich oder im Bereich Fondsmanagement oder Kundenmandate. Das sind Themen, die wir vermehrt anschauen.

Sie sind 2020 gut gewachsen und verwalten nun knapp 12 Milliarden Franken Kundengelder. Ist Fisch damit innerhalb einer kritischen Grösse für Asset Manager?

Als Asset-Management-Boutique mit 12 Milliarden Franken haben wir die notwendige kritische Grössenordnung. Es ist so: Heute ist die Vergabe eines Vermögensverwaltungs-Mandats immer mehr ein strukturierter Prozess, der über Ausschreibungen und Berater läuft. Unterhalb einer bestimmten Grösse qualifiziert man sich für einen solchen Prozess gar nicht. Der Vertriebspartner für Chile hätte uns beispielsweise nicht gewählt, wenn wir nicht mindestens 10 Milliarden Franken Assets under Management gehabt hätten. Diese Summe drückt auch eine bestimmte Substanz und Stabilität eines Unternehmens aus, was im institutionellen Markt eine gewichtige Rolle spielt.

Im Asset Management dominiert der Drang nach Grösse – steigende Regulierungskosten und Druck auf Margen setzen die Bedingungen. Besteht für einen Nischenplayer wie Fisch Asset Management die Gefahr, aufgerieben zu werden?

Nein, diese Gefahr sehe ich nicht. Wir verfügen als Asset Manager über hoch professionelle Strukturen. Nach unseren IT-Investitionen sind wir diesbezüglich weiter als mancher Konkurrent. Wir haben eine klar definierte Strategie und sind als Wandelanleihen-Anbieter ein international anerkannter Spezialist. Unsere Position ist sehr solide und weiter ausbaubar.

Im vergangenen Jahr haben Anbieter von passiven Produkten und ETF die massivsten Geldzuflüsse erlebt. Womit der Druck auf die Margen insgesamt weiter steigt. Wie geht Fisch damit um?

Der Passiv-Trend ist in der Tat eine Marktmacht, die aktive Manager teilweise in die Defensive drängt. Wir sind in Anlageklassen tätig, wo das aktive Management seine Berechtigung hat und auch klare Performancevorteile gegenüber passiven Strategien bringt, sofern die Qualität im ganzen Investmentprozess stimmt. Dass wir das können, haben wir bewiesen. Auch im volatilen Jahr 2020.

Sie haben vor über zwei Jahren angekündigt, in Frankfurt eine Niederlassung zu eröffnen. Was ist der Grund für die Verzögerung?

Unsere Ausbaupläne und die Einreichung der Bewilligung bei der Bafin fielen unter anderem mit der Brexit-Diskussion zusammen. Das hat das Verfahren erheblich verzögert So sind die regulatorischen Realitäten für einen Schweizer Finanzanbieter unserer Grösse. Aber jetzt ist es soweit. Das Projekt ist wieder angelaufen.


Jürg Sturzenegger stiess Ende 2016 zu Fisch Asset Management, wo er bis Ende 2019 als Co-CEO neben Philipp Good amtete und nun alleiniger Chef ist. Der 60-Jährige startete seine Finanz-Laufbahn bei der Bank Leu. Via Julius Bär, wo er mehrere Jahre lang den Bereich Capital Markets und das Private Banking Wealth Engineering leitete, kam der Ökonom zur VP Bank in Liechtenstein, wo er COO, CIO und während kurzer Zeit auch Co-CEO war. 

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