Mit dem veränderten Regime bei den Corona-Tests erhöht die Schweiz den indirekten Impfzwang auf die Bevölkerung. Was bedeutet das für die Angestellten von Banken und Versicherungen?

Die meisten Finanzinstitute in der Schweiz scheinen es nicht besonders eilig zu haben, ihre Mitarbeitenden wieder ins Büro zu holen. Das ist zum Teil darauf zurückzuführen, dass die staatlichen Distanz-Vorschriften noch in Kraft sind. Teils spielt aber auch hinein, dass einige Leute in der flexiblen Arbeit klare Vorteile sehen, wie eine Umfrage von finews.ch zeigt.

Keines der befragten Institute gab an, spezielle Massnahmen zu ergreifen, um Mitarbeiter wieder ins Unternehmen zu locken. In der Schweiz wäre es illegal, auf einer Impfung zu bestehen. Aber viele der befragten Unternehmen erklärten, dass sie die Mitarbeitenden dazu ermutigen, sich impfen zu lassen. Viele bieten auch kostenlose, freiwillige Coronavirus-Tests an.

UBS: Zuhause bleiben

Die UBS, die grösste Schweizer Bank, lehnte eine Stellungnahme ab. Leute, die mit den Überlegungen der Bank vertraut sind, sagen jedoch, dass das Unternehmen im Einklang mit den Corona-Massnahmen weiterhin empfiehlt, von zu Hause aus zu arbeiten.

Im Gegensatz zu einigen anderen Wall Street Banken hat die UBS in den USA ihre Mitarbeitenden nicht dazu aufgefordert, wieder im Büro zu arbeiten. Von  UBS Wealth Management in den USA hiess es, die rund 6'000 Broker in den USA würden weiterhin unter den flexiblen «Work-from-home»-Regelungen arbeiten.

Auch die Credit Suisse (CS) beruft sich auf die Empfehlung der Regierung zur Heimarbeit. Sie erklärte, dass rund 75 Prozent ihrer Mitarbeitenden in der Schweiz weiterhin von zu Hause aus arbeiteten, und dass die räumlichen Kapazitäten aufgrund der nach wie vor geltenden Schutzmassnahmen deutlich eingeschränkt seien.

USA: Zurück ins Büro

In den USA hat sich der Chef der Grossbank J.P. Morgan, Jamie Dimon, vehement für die Rückkehr der Mitarbeitenden ins Büro ausgesprochen. Ein Sprecher der Schweizer Niederlassung von J.P. Morgan verwies auf die jeweiligen staatlichen Vorschriften als Faktor, der das Ausmass der Rückkehr ins Büro bestimmt.

«Unsere Büros in Grossbritannien, den USA und Europa, einschliesslich der Schweiz, haben vor kurzem begonnen, einige Mitarbeiter wieder zurückkehren zu lassen, sofern es für das Unternehmen und die Personen sinnvoll ist. Bei der Rückkehr ins Büro halten wir uns an die Richtlinien der lokalen Behörden», sagt der Sprecher.

Gratis in die Kantine

Die in Zürich ansässige Privatbank Julius Bär sagte gegenüber finews.ch, dass sie 50 Prozent der Mitarbeitenden wieder ins Büro lasse. Man fördere flexible Arbeitsregelungen, bei denen drei Tage im Büro und zwei Tage von zu Hause aus gearbeitet werde. Die Anwesenheit im Büro hänge davon ab, ob die Arbeit den Kontakt mit den Kunden auf deren Wunsch erfordere, oder ob Tätigkeiten ausgeübt würden, die nicht aus der Ferne erledigt werden könnten.

Ein Sprecher der Bank Vontobel wiederum erklärte, man warte mindestens bis zum Ende der Impfkampagne in der Schweiz, bevor man eine Änderung der Regelungen in Betracht ziehe; also bis alle Bürgerinnen und Bürger, die bereit und in der Lage waren, sich impfen zu lassen, auch vollständig geimpft seien.

Coronavirus-spezifischen Anreize gebe es nicht, so der Sprecher. Wer aber im Büro arbeitet, kann etwa in der kostenlosen Kantine in Zürich essen gehen.

Glückliche Pictet-Banker

Ein Sprecher der in Genf ansässigen Privatbank Pictet betonte, es sei erstaunlich, wie gut die Fernarbeit funktioniere. Rund 60 Prozent der Pictet-Banker arbeiten aber derzeit wieder im Büro. Das sei ein höherer Prozentsatz als während der ersten und zweiten Ansteckungswelle, als hauptsächlich Handels-, IT- oder andere Teams, ins Büro kamen. Der Anteil von 60 Prozent gelte auch für die Compliance-Mitarbeitenden.

Er fügte hinzu, dass es von verschiedenen Faktoren abhänge, inwieweit die Mitarbeitenden von zu Hause oder im Büro arbeiten wollten. Die Bank wolle, dass sie je nach ihrer persönlichen Situation so «glücklich wie möglich» seien.

Eine andere Genfer Privatbank, die Union Bancaire Privée (UBP), erklärte hingegen, sie ermutige ihr Personal, ins Büro zurückzukehren, jedoch ohne Anreize. Man halte sich an alle staatlichen Gesundheits- und Sicherheits-Richtlinien zum Coronavirus.

Versicherer sicherer im Home-Office

Der grösste Schweizer Versicherer, die Swiss Re, erklärte, dass man aufgrund der Empfehlung der Regierung, von zu Hause aus zu arbeiten, die Leute nicht zur Rückkehr ins Büro ermutige. «Die Rückkehr ins Büro ist eine persönliche Entscheidung, und bleibt freiwillig. Die maximale Belegungsrate unserer Büros liegt bei 40 Prozent», sagte ein Sprecher. Er fügte hinzu, dass die Mitarbeitenden einen Arbeitsplatz über eine App buchen müssten.

Ein Sprecher des Allversichers Zurich sagte derweil, man habe in der Schweiz ein hybrides Arbeitsmodell eingeführt. In der Konzernzentrale sei die Richtlinie, drei Tage pro Woche im Büro und zwei Tage von zu Hause aus zu arbeiten – um ein Gleichgewicht zwischen Möglichkeiten zur Zusammenarbeit und konzentrierterem Arbeiten zu schaffen.

«Aus den Rückmeldungen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wissen wir, dass ein gewisses Mass an Flexibilität zwischen Homeoffice und Büro bevorzugt wird», so der Sprecher.

Mehr Menschen zur Impfung bewegen

Am Mittwoch hatte der Schweizer Gesundheitsminister Alain Berset angekündigt, dass ab dem 1. Oktober 2021 das Testen von Personen ohne Symptome nicht mehr kostenlos sein werde. Das wird allgemein als indirekter Versuch gewertet, mehr Menschen zur Impfung zu bewegen. Die Schweiz hat die tiefste Impfrate aller westeuropäischen Staaten.

In einer Pressemitteilung heisst es ausdrücklich, dass «neu der Schutz der Spitalstrukturen und nicht mehr der Schutz der nicht geimpften Bevölkerung Vorrang» habe.

Zunahme der Infektionen

Zumindest sollen die bestehenden Massnahmen bis mindestens Anfang September beibehalten werden. «Da alle Menschen in der Schweiz über kurz oder lang mit Covid-19 konfrontiert werden, geht der Bundesrat davon aus, dass eine Zunahme der Infektionen, der Hospitalisierungen und der Todesfälle nicht zu vermeiden ist.»

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