Am Schweizer Immobilienmarkt zeichnet sich nach mehr als einem Jahrzehnt eine Trendwende ab, wie ein neuer Report zeigt. Eigentümern kommt dieser sehr gelegen.

Die Leerstandsquote sieht eine Trendwende, die Agglomeration ist gefragt, während die Attraktivität von Mietwohnungen in den teuren Zentren gesunken ist – und die Bauwirtschaft erholt sich von den Pandemiefolgen.

Die Grossbank Credit Suisse (CS) spricht in ihrem am Dienstag veröffentlichtem Schweizer Immobilienmonitor zum dritten Quartal von einer «vorzeitigen Kehrtwende auf dem Wohnungsmarkt». Zwar habe sich diese abgezeichnte, das Ausmass sei dennoch eine Überraschung.

Erstmals ein Minus seit 2009

So sind laut Bundesamt für Statistik (BFS) die jährlich erhobenen Leerwohnungs-Zahlen erstmals seit 2009 wieder gesunken. Schweizweit standen demnach per 1. Juni standen noch 71'365 Wohnungen leer. Das bedeutet einen Rückgang der Leerwohnungsziffer auf 1,54 Prozent von 1,72 Prozent per Anfang Jahr.

Die Experten verweisen darauf, dass die Wohnungs-Nachfrage durch die Pandemie kaum getroffen wurde, sich der Wohnungsbau jedoch weiter verlangsamt habe. Gerade der Mietwohnungsbau habe seinen Zenit überschritten. Insgesamt seien in den vergangenen zwei Jahren 5 Prozent weniger Mietwohnungen bewilligt worden als in den beiden Jahren zuvor.

Laut dem Report verknappt sich auch die Neubauten. Die Massnahmen zur Pandemie-Eindämmung und Lieferengpässe bei wichtigen Baumaterialien haben teilweise zu Verzögerungen auf den Baustellen geführt. Da es sich bei vielen Projekten gerade in den Zentren zudem um Ersatzneubauten gehe, würden unter dem Strich nur wenige neue Einheiten auf den Markt kommen.

Stadtflucht gewinnt Anhänger

Ebenfalls als Folge der Pandemie wird eine Nachfrageverschiebung interpretiert. Während die Attraktivität von Mietwohnungen in den teuren Zentren gesunken sei, würden grosse Wohnungen in den Agglomerations-Gemeinden stärker nachgefragt. Über diese «Flucht ins Grüne» hat auch finews.ch schon berichtet. In den Zentren sind die Angebots-Quoten bei den Mietwohnungen weiter angestiegen, während sich die Insertions-Dauer nicht verändert hat oder sogar gesunken ist, heisst es weiter.

Als Gründe verweisen die Experten darauf, dass die Einschränkungen das Leben in den Städten stärker getroffen haben. Das habe zu einem schwächeren oder aufgeschobenen Zuzug geführt. Höhere Homeoffice-Pensen oder die Erwartung von bleibenden Veränderungen hätten dazu geführt, dass nicht wenige Haushalte der Stadt den Rücken gekehrt haben oder ein städtisches Pied-à-terre aufgegeben wurde.

Eine höhere innerstädtische Umzugs-Aktivität wird dahingehend interpretiert, dass viele Menschen versucht haben, ihre Wohnsituation zu verbessern.

Preise an Bauherren weiterreichen

Die Bauwirtschaft ist nun aber laut der CS auf Erholungskurs, auch wenn das Vorkrisenniveau noch nicht wieder erreicht wurde. Dank gut gefüllter Auftragsbücher dürfte sich der Aufwärtstrend insbesondere im Wohnungs- und Wirtschaftsbau fortsetzen, so die Erwartung. Als Risiken werden die Knappheit bei einigen wichtigen Baumaterialien und die sinkende Planungsaktivität im Mietwohnungsbau gesehen. Es drohen Verzögerungen und steigende Baupreise.

Die Unternehmen seien gezwungen, die höheren Kosten trotz starkem Wettbewerb an die Bauherren weiterzureichen, wenn sie ihre ohnehin geringen Margen verteidigen wollen.

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