Vor dem Hintergrund einer hochdotierten Konferenz in Genf steckt sich der Finanzplatz neue Wegmarken für eine nachhaltige Zukunft. Die Uhr tickt dabei immer lauter für die Branche.

Der Weg ist das Ziel, könnte eine Lesart der neuen «Roadmap» lauten, welche Swiss Sustainable Finance (SSF) am Mittwoch veröffentlichte. Denn im Papier hält die von Sabine Döbeli geführte und von Privatbankier Patrick Odier präsidierte Branchenvereinigung fest, dass der Finanzplatz noch weit davon entfernt sei, nachhaltig zu sein und die Klimaziele zu erreichen.

«Aber andere Bereich unserer Gesellschaft sind ja ebenfalls weit von diesem Ziel entfernt», tröstet der Report.

Dennoch will man die Hände nun keinesfalls in den Schoss legen. Vielmehr zeigt das Papier Pfade auf, wie der hiesige Finanzsektor seinen Beitrag zu einer nachhaltigen Zukunft leisten kann. Das ist mit dem nicht eben bescheidenen Anspruch verbunden, die Schweiz als führenden Akteur der Nachhaltigen Finanz zu etablieren. Dazu muss aus Sicht von SSF eine ganze Reihe von Zielgruppen fristgerecht Massnahmen umsetzen, wobei auch der Dialog zwischen den verschiedenen Akteuren intensiviert werden soll.

Wirkung erzeugen

Nicht von ungefähr wird die Roadmap im Umfeld der derzeit stattfindenden «Building Bridges»-Konferenz publiziert.

Die Mitglieder bauen auf auf vergangenen Errungenschaften, die bis ins Jahr 1983 zurückreichen und in der Schweiz per 2020 in einem Volumen vom mehr als 1’500 Milliarden Franken an nach nachhaltigen Kriterien verwalteten Investments gipfelten. Dieses Jahr hat dieser Markt nochmals um einen Drittel zugelegt. Aktuell geht es vor allem auch darum, echte Wirkung zu erzeugen, oder «Impact», wie es im Jargon heisst. Dies ist eine riesige Hürde für die Finanzbranche, da es einerseits noch keine breit etablierten Standards für die Messung von Wirkung gibt, anderseits der Vorwurf des Etikettenschwindels (Greenwashing) immer lauter erklingt.

Der Blick geht nun nach vorne: «Wo wollen wir in den Jahren 2023, 2025 und 2030 sein?», richtet sich der Report ans hiesige Finanzwesen.

Intensive Diskussionen

Um diese Frage zu beantworten, definiert das Papier elf Anspruchsgruppen – Banken und Versicherer natürlich, aber auch die Fondsindustrie, Institutionelle und die Unternehmen der Realwirtschaft – denen jeweils eine Reihe von Massnahmen empfohlen wird. Die Empfehlungen werden dabei vier Bereichen zugeordnet: Dem Setzen neuer Standards, der Transparenz über Risiken und Wirkung der Nachhaltigen Finanz, ausserdem dem Bereich Innovation sowie Dialog und Ausbildung.

Die Empfehlungen seien nach «intensiven Diskussionen» der SSF-Mitglieder – der Vereinigung gehört inzwischen alles an, was am Finanzplatz rang und Namen hat – zustande gekommen, heiss es dazu.

  • Bis 2023 will die Branche die Basis dafür geschaffen haben, dass nachhaltige Überlegungen und Faktoren bei jedem Finanz-Entscheid berücksichtigt werden.
  • Im Jahr 2025 sollen alle Vorgaben und Instrumente soweit angepasst sein, dass sämtliche Geldflüsse und Aktivitäten der Branche in Einklang mit Nachhaltigkeit-Zielen gebracht werden können.
  • Bis 2030 soll dann auch diese Wegmarke erreicht sein: Alle Geldflüsse und Aktivitäten des Finanzplatzes bewegen sich im Einklang mit wissenschaftlich begründeten Nachhaltigkeits-Zielen.

Es droht die Regulierungs-Keule

Die Vereinigung SSF, die sich klar als Initiative der Privatwirtschaft positioniert, verweist in der Roadmap auch darauf, dass Politik und Aufsichtsbehörden ihre Anstrengungen hin zu einem nachhaltigeren Schweizer Finanzplatz verstärkt haben.

Das kann durchaus auch als Warnung verstanden werden, wie eine Analyse von finews.ch jüngst zeigte: Eine Gesetzesanpassung etwa könnte bereits Ende 2022 erfolgen, wenn die Branche bis dahin nicht glaubhaft aufzeigt, wie sie dem Greenwashing einen Riegel schieben kann.

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
  • Julius Bär, weil der Kurs seit dem Signa-Debakel genügend gesunken ist.
    20.8%
  • Vontobel, weil das Unternehmen 2024 die Wende im Asset Management schaffen wird.
    8.31%
  • EFG International, weil die Bank keinerlei interne Probleme bekundet und stark wächst.
    15.46%
  • UBS, weil die Grossbank auch als Privatbank enormes Potenzial bietet.
    45.65%
  • Banque Cantonale Vaudoise, weil sie unter den Kantonalbanken ein grosses Private Banking anbietet.
    9.78%
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