Auf dem jährlichen Zentralbank-Symposium von Jackson Hole im US-Bundesstaat Wyoming schwörten die Notenbanker die Wirtschaft auf ruppigere Zeiten ein. Das Zittern an den Kapitalmärkten geht nach einer Atempause weiter.

Die Rede war kurz. Doch Jerome Powell löste am alljährlichen Treffen wichtiger Notenbanker an den Börsen ein kleines Beben aus. Der Vorsitzende der US-Notenbank bekräftigte in seiner Rede am Freitag auf dem Politikforum der Kansas City Fed in Jackson Hole im US-Bundesstaat Wyoming, dass die amerikanischen Zinssätze weiter angehoben werden. Um die Inflation zu senken, müssten die Zinsen wahrscheinlich noch eine Weile auf einem hohen Niveau belassen werden.

Damit reagierte Powell auf das jüngste Kursrally an den US-Aktienmärkten, die durch Spekulationen über eine baldige Abkehr von der aggressiven Straffung der Geldpolitik angeheizt worden war.

Heftige Reaktion der Aktienmärkte

Die Reaktion fiel prompt und heftig aus: Das Aktienbarometer S&P 500 knickte bis zum Börsenschluss um 3,4 Prozent ein, der schlimmsten Einbruch seit Mitte Juni.

Der technologielastige Nasdaq 100, zu dessen grössten Bestandteilen die Aktien von Microsoft, Amazon, Tesla und der Google-Mutter Alphabet zählen, stürzte um mehr als 4 Prozent ab. Powell erwähnte in seiner Rede, dass die Bewertungen der Technologieunternehmen im historischen Vergleich nach einem beispiellosen Anstieg während der Covid-19-Pandemie, als die Zinssätze nahe Null lagen, nach wie vor hoch sind.

Preisstabilität steht in der Schweiz über allem

Andere Töne schlug tags darauf Thomas Jordan an. In seiner Rede bekräftigte der Präsident der Schweizerischen Nationalbank (SNB), dass die Preisstabilität absolute Priorität habe. Diese sei gewährleistet, solange sich die Teuerung in einem Band von null bis zwei Prozent bewege. Die SNB betrachte die gewählte Definition gerade auch als Vorteil für die Phase nach der Pandemie mit ihren grossen Unsicherheiten.

Eine Absage erteilte Jordan der Idee, das Mandat der SNB auf den Klimaschutz oder die Umverteilung von Wohlstand auszuweiten. Dies seien letztlich politische Ziele, wofür die SNB nicht über die entsprechenden Instrumente verfüge.

Gegenwärtig liegt die Teuerung in der Schweiz auf dem höchsten Niveau seit den 1990er-Jahren. Um die Inflation mittelfristig wieder in den Zielbereich zu drücken, hatte die SNB Mitte Juni die Zinsen um einen halben Prozentpunkt auf minus 0,25 Prozent angehoben, wie auch finews.ch berichtete. Jordan rechtfertigte das entschiedene Vorgehen vor seinen Kollegen auch damit, dass höhere Inflationsraten in der Schweiz weder verstanden noch akzeptiert werden.

Deutschland vor hartem Winter

Ganz andere Sorgen haben andere Länder wie Deutschland. Bei einer Inflationserwartung von bis zu zehn Prozent und galoppierenden Preisen etwa für Gas und Strom sind die Konsumenten zum Sparen gezwungen. Deshalb erwartet etwa die «Wirtschaftsweise» Veronika Grimm einen harten Winter. Dämpfend wirken zudem die noch immer vorhandenen Probleme bei Lieferketten oder die Dürre in einigen Weltregionen.

Bezeichnend für die Eintrübung ist der Rückgang des Einkaufsmanagerindexes (PMI) für die Privatwirtschaft in der Euro-Zone der, der im August auf ein 18-Monatstief fiel. Die Talfahrt dieses wichtigen Barometers lässt nach Ansicht vieler Experten eine Rezession im Winterhalbjahr immer wahrscheinlicher erscheinen.

Entschlossenheit notwendig

Die Europäische Notenbank (EZB) hatte im Juli im Kampf gegen die hochschiessende Inflation die Schlüsselsätze um kräftige 0,50 Prozentpunkte angehoben. Nach der ersten Erhöhung seit elf Jahren steht am 8. September die nächste Zinssitzung bevor. Am Kapitalmarkt wird derzeit davon ausgegangen, dass die Währungshüter dann die Zinsen erneut um 50 Basispunkte anheben werden.

Doch mit diesen Zinsschritten wird die Inflation im Euroraum wohl noch nicht gebändigt werden können. Zudem nimmt die Gefahr zu, dass sich die Inflationserwartungen vom Notenbankziel entfernen könnten. Die Notenbanker müssen also in den nächsten Monaten auch in Europa entschieden und kraftvoll handeln. Das Zittern an den Börsen dürfte darum weitergehen.

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