Der prominente Autor und Kenner des Finanzwesens, Niall Ferguson, erwartet eine Krise, welche die Erfahrungen der 1970er-Jahre in den Schatten stellen wird. Die Menschen seien immer noch allzu optimistisch.

Niall Fergusons Stimmungslage passt gut zum Titel seines jüngsten Werks, «Doom: The Politics of Catastrophe». Wie der schottisch-amerikanische Buchautor, Historiker und Harvard-Professor Anfang September an einem vom TV-Sender «CNBC» ausgerichten Forum erklärte, stehen der Welt Zeiten bevor, die schlimmer sind als die von Inflation und Ölpreisschock geprägten 1970er-Jahren.

Jenes Jahrzehnt weise grosse Parallelen zur Gegenwart auf, kam es doch damals zum einem Energiepreis-Schock, hoher Inflation und Kriegshandlungen in Nahost. Diese Ingredienzen seien nun erneut vorhanden, warnte Ferguson sein Publikum.

Konflikt in der Ukraine dauert länger als Yom-Kippur-Krieg

«Die geld- und finanzpolitischen Fehler, welche die aktuelle Inflation ausgelöst haben, gleichen denen der 1960er-Jahre», erklärte der Wissenschafter, der selber im Jahr 1963 geboren wurde. Und wie der Yom-Kippur-Krieg von 1973 in Nahost habe der Angriff auf die Ukraine die Supermächte der heutigen Zeit auf dem Plan gerufen. Dies aber mit dem Unterschied, dass sich die USA und Russland nun unverhohlen feindlich gegenüber stünden, wären sich zwischen den Vereinigten Staaten und China ebenfalls Gräben öffneten.

Zudem dauere der Ukraine-Konflikt bereits länger als der Yom-Kippur-Krieg. «Infolgedessen dürfte auch die Energiekrise länger anhalten», mahnte Ferguson an der Konferenz. «Wir müssen zumindest in Betracht ziehen, dass die 2020er-Jahre schlimmer sein werden als die 1970er.»

Als Historiker hat sich Ferguson intensiv mit der Inflation und den Wirkungen der Geldpolitik durch die Jahrhunderte hindurch befasst, so etwa im Band «The Ascent of Money», der zu den Standards der Finanzliteratur zählt. Aus seiner Sicht befindet sich das kapitalistische System des Westens in einer konstanten Krise.

«Die Leute neigen dazu, überoptimistisch zu sein»

Das nun eine Pandemie, ein geopolitischer und nun auch ein finanzpolitischer Schock gleichsam auf einen Schlag auftauchen, bestätigt Ferguson in seiner Theorie über das Auftreten von Krisen.

Diese seien nämlich keineswegs gleichmässig über die Zeit verteilt, sondern träten überraschend und geballt auf. In den Köpfen der Menschen sei hingegen die Idee verankert, dass sich die Welt stets auf einem Durchschnitt einpendle, und dass am Ende alles gut werde. «Das führt dazu», folgert Ferguson, «dass die Leute dazu neigen, überoptimistisch zu sein».

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