Die zwölfjährige Amtszeit von Thomas Jordan an der Spitze der SNB war von geldpolitischen Extremen geprägt. Sein Rücktritt als Präsident dürfte nun mit einem erneuten Richtungswechsel zusammenfallen.

Zu Beginn der Woche hatte der UBS-CFA-Indikator angezeigt, wann hiesige Finanzexperten mit sinkenden Zinsen in der Schweiz rechnen. Die grosse Mehrheit geht dabei erst bei der «Geldpolitischen Lagebeurteilung» der Schweizerischen Nationalbank (SNB) vom September von einer Senkung der Leitzinsen aus. Der Konsens erwartet 25 Basispunkte auf dann 1,5 Prozent.

Es wäre dies Jordans letzte Amtshandlung als Präsident der SNB. Wie auch finews.ch berichtete, wird er Ende September von seinem Amt zurücktreten. Als er das Präsidium im Januar 2012 nach dem Rücktritt von Vorgänger Philipp Hildebrand angetreten hatte, übernahm er auch dessen Kurs und die Massnahmen zum Schutz der heimischen Wirtschaft.

Intervention zur Sicherung der Stabilität

Nach der starken Franken-Aufwertung in Folge der Griechenland- und Euro-Krisen hatte sein Vorgänger am 6. September 2011 den Euro-Mindestkurs von 1.20 Franken eingeführt. Die Politik war aber nur möglich, wenn die SNB den Märkten glaubhaft vermitteln konnte, dass sie alles Nötige unternehmen würde, um jene Untergrenze zu verteidigen.

Das bedeutete angesichts der zunehmend ultralockeren Geldpolitik in der Eurozone und den USA, dass die Nationalbank bereit sein musste, auf Druck mit Gegendruck zu reagieren – sprich über den Kauf von Devisenbeständen, insbesondere Euro, am Markt zu intervenieren.

Frankenschock für die Wirtschaft

Die nächste Wegmarke für die SNB war dann die Einführung der Negativzinsen, als der Leitzins im Dezember 2014 auf -0,25 Prozent und im Januar auf -0,75 Prozent herabgesetzt wurde.

Zudem wurde immer klarer, dass die Abschwächung des Franken über Devisenkäufe für die SNB nicht auf Dauer leistbar war, ohne zu grosse Risiken anzuhäufen. Die Abschaffung des Euro-Mindestkurses war eine Schock für die Schweizer Unternehmen. Insbesondere die exportabhängigen Wirtschaftszweige brauchten eine lange Zeit, um sich den geänderten Rahmenbedingungen anzupassen.

Krisen und Krieg

Die Jahren danach waren durch deutlich weniger einschneidende Massnahmen geprägt, auch wenn die SNB das Mittel der Devisenintervention nie ganz beiseite legte. Im Jahr 2018 konnte sich der Eurokurs zum Franken aus eigener Kraft bis an die Marke von 1.20 Franken erholen. Doch danach setzte der stetige Wertverlust der Gemeinschaftswährung ein, begleitet von den Krisen der vergangenen Jahre.

Als Stichworte seien hier nur der Handelskrieg China-USA nach dem Amtsantritt des damaligen US-Präsidenten Donald Trump, die Corona-Pandemie ab Anfang 2020 und dann der Ukrainekrieg ab Februar 2022 genannt.

Eigener Kurs in der Zinswende

Spätestens mit dem Überfall Russlands auf die Ukraine war klar, dass die bereits seit Monaten zunehmende Inflation und die hohen Energiekosten eine globale Zinswende auslösen müssen.

Dabei bewiesen die SNB und Jordan einmal mehr, dass sie einen eigenständigen Kurs fahren und die aus ihrer Situationsanalyse gezogenen Schlüsse konsequent umsetzen. So kam die erste Zinsanhebung im Mai 2022 für die Märkte eher unerwartet. Viele Marktbeobachter hatten damals damit gerechnet, dass die SNB erst eine Anhebung seitens der Europäischen Zentralbank (EZB) abwarten würde.

Starker Franken als Inflationsbremse

Die folgenden grossen und schnellen Zinsschritte der SNB wurden immer mit dem Primat der Preisstabilität begründet. Die weitere Stärkung des Franken wurde dabei zumindest billigend in Kauf genommen, hatte dies doch den günstigen Nebeneffekt, dass so die importierte Inflation im Zaum gehalten wurde.

Dass die Inflation in der Schweiz in der Spitze nur einen Wert von 3,5 Prozent erreichte und nicht wie in Nachbarländern Richtung 10 Prozent oder darüber kletterte, ist auch der weiteren Stärkung des Franken auf zeitweise rund 0.93 Euro pro Franken zu verdanken.

Die schwache Inflation war dann auch der Grund dafür, dass das Zinsplateau von 1,75 Prozent hierzulande bereits im vergangenen Sommer erreicht wurde.

Kein Geld mehr für die öffentliche Hand

In den vergangenen beiden Jahren zahlte die SNB auch den Preis für die in zehn Jahren durch die Interventionen angehäuften enormen Devisenbestände. Die schwachen Aktien- und Bondmärkte sorgten 2022 für einen Rekordverlust von 132,5 Milliarden Franken. Zwar verringerte sich der Verlust im vergangenen Jahr auf 3 Milliarden Franken, die Ausschüttung an Bund und Kantone entfällt jedoch erneut.

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